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Potsdam - Mittelmark
08.04.2004

Verlockendes Angebot

Die Telekom bietet Kleinmachnow ein Haus auf dem Seeberg als dritte kommunale Grundschule – der Bildungsausschuss stimmt zu

Kleinmachnow. „Großflächig, eine gute verkehrliche Anbindung, schnell realisierbar, preiswerter als andere Standorte.“

Mit diesen Attributen begründete Kleinmachnows Schulfachbereichsleiter Ekkard Dehne im Bildungsausschuss den von der Verwaltung auserwählten Standort für eine dritte Grundschule. Hinter der gelobten Adresse Am Hochwald 30 verbirgt sich nicht weniger als eines der denkmalgeschützten Reichspostbauten auf dem Seeberg, auf dem bereits die Waldorf- und die Internationale Schule ihr Domizil haben – und ums Überleben kämpfen. Denn ihr Schicksal ist eng verbunden mit einer Lösung für die Gesamtentwicklung des 44 Hektar großen Areals, um die sich die Telekom als Eigentümerin und die Gemeinde seit Jahren nicht einigen können.

Daher wurde am Dienstagabend die eigentlich viel versprechende Idee einer kommunalen Grundschule auf dem Seeberg nicht unbedingt euphorisch im Bildungsausschuss aufgenommen: bei aller Aufgeschlossenheit und allem Zuspruch – Skepsis schwang mit. Denn noch vor einem halben Jahr, als die Gemeinde über 20 mögliche Standorte für eine dritte Grundschule auf ihre Tauglichkeit testete, erwies sich das Seeberg-Gebäude nur als bedingt geeignet. Vor allem die Eigentumsfrage galt als große Hürde. „Wir haben uns damals nicht vorstellen können, dass uns die Telekom entgegenkommt“, räumte nun Dehne gegenüber den Gemeindevertretern ein. Inzwischen habe die Telekom einen fünfjährigen Mietvertrag in Aussicht gestellt – für Haus und Freiflächen. Die Geste der Immobilienverwalter des Konzerns lässt Dehne gar hoffen, dass „vielleicht eine ganze Menge mehr zu lösen ist, als das Schulproblem“.

Die Konzentration des Ausschusses galt jedoch ausschließlich dem Errichtungsbeschluss für die Schule. Die Idee eines Bildungscampus auf dem Seeberg würde mit einer kommunalen Grundschule auf dem Areal weiter genährt werden, begrüßten die Abgeordneten unisono den Vorschlag. Mit zunächst grob geschätzten zwei Millionen Euro für die Sanierung des Gebäudes wären etwa ein Drittel der Kosten zu sparen, die für einen Neubau an einem anderen Standort auszugeben wären. Für den Fall, dass die Grundschule aufgrund eines zeitlich überschaubaren Bedarfs nur befristet benötigt wird, gibt es bislang mehrere Möglichkeiten einer Nachnutzung. Die benachbarte Internationale Schule habe, so Dehne, bereits Interesse bekundet, das Haus weiterzuführen. Auch eine Zweigstelle des Weinberg-Gymnasiums wäre denkbar. SPD-Fraktionschef Bernd Bültermann indes könnte sich eher einen Umzug der Kreismusikschule auf den Seeberg vorstellen. Der CDU-Sachkundige Wolfgang Nieter warnt jedoch davor, die Nutzung des Hauses als kommunale Grundschule auf einen knappen Zeitraum von fünf Jahren zu bemessen. Zwar ist nach gegenwärtigen Prognosen erkennbar, dass dann die Zahl der Abc-Schützen in Kleinmachnow zurückgeht, doch sollten keine Optionen verspielt werden in einem Ort, der sich weiterhin dynamisch entwickeln wird und durch eine weitere Schule attraktiv für weiteren Zuzug werde. Auch der WIR-Abgeordnete John Banhart will die Schule nicht als „Provisorium, sondern als Dauereinrichtung“ verstanden wissen.

Für den Errichtungsbeschluss unerheblich, für den Schulbetrieb jedoch dringend notwendig, ist die Frage der Sportflächen für die Schule. Bislang gibt es dafür noch keine befriedigende Antwort. Im Bildungsausschuss sprach Dehne von Überlegungen der Gemeinde mit der Internationalen Schule, gemeinsam Sportflächen auf dem Seeberg zu errichten. Auch die Festlegung, ob es sich um eine Ganztagsschule handeln soll, ist für den Beschluss zum Bau der Schule nicht erforderlich. Dennoch verständigte sich der Ausschuss vor allem auf Bemühen der SPD-Vertreter darauf, dass die Grund- nach Möglichkeit eine Ganztagsschule sein soll.

Den PDS-Abgeordneten Sebastian Singer bereitet indes noch ein anderer Umstand Unbehagen: „Ich habe Angst, dass wir uns in einer weitere Abhängigkeit und eine schlechtere Verhandlungsposition gegenüber der Telekom manövrieren“. Er begrüße den Standort, „aber nicht zu dem Preis, der Telekom Wohnungsbau auf dem Seeberg zu ermöglichen“. PRO-Vertreterin Viktoria Brammer meint, dass „wir ein paar Häuserchen wohl zugestehen müssen“. Immerhin habe sich die Telekom, deren Bebauungspläne bislang nicht auf gemeindlichen Zuspruch stießen, „ja nun eindeutig bewegt“. Für Grünen-Fraktionschef Nina Hille wäre es keine Verpflichtungserklärung gegenüber der Telekom, wenn die Gemeinde deren Miet-Angebot für die Schule annimmt. „Wir stehen unter so großem Druck, dass wir unabhängig davon in diesem Jahr zu einer Lösung kommen müssen.“ Ansonsten werde sich die Internationale - und wohl auch die Waldorf-Schule vom Seeberg verabschieden, womit die Campus-Idee gestorben wäre. Auch deshalb empfahl der Bildungsausschuss einstimmig, die dritte kommunale Grundschule auf dem Seeberg zu errichten. Peter Könnicke


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