Planvorgaben aus der Bürgerschaft
Die
umstrittene Eigenherd-Turnhalle sollte vor allem eines haben: keinen Grund
zur Klage
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow. Würde die neue Sporthalle für die Kleinmachnower
Eigenherd-Schule wie derzeit geplant gebaut werden, wäre es weniger ein
Parkett für das Turn-ABC als eine „Spielwiese für Juristen“. Zumindest die in
der Nachbarschaft lebenden Advokaten – wovon es etliche gibt – sind
überzeugt, dass die bislang skizzierten Dimensionen des Baus einer
rechtlichen Prüfung nicht Stand halten würde. Das reine Wohngebiet, in das
sich die Halle bettet, genießt strenge baurechtliche Privilegien. Denen würde
ein Sportpalast mit 199 Tribünenplätzen, mit über 50 Pkw-Stellplätzen auf
einem städtebaulich fragwürdigen Parkdeck und drei Sportfeldern
widersprechen.
„Wir haben über das rechtlich Machbare
zu reden, nicht über das Wünschenswerte“, definiert daher Norbert Overmeyer
einen engen Spielraum. Und für den Juristen ist nur eines machbar: Eine
Halle, die allenthalben dem Schulsport dient. Gegen alles andere, so
garantiert er, werde er Klage erheben.
Für Overmeyer war das Treffen, zu dem am Freitagabend aufgeschreckte
Eigenherd-Siedler eingeladen hatten, genau so überflüssig wie die
Diskussionen, die in den kommenden Wochen die Gemeindeparlamentarierer über
Größe, Ausstattung und Nutzung der neuen Halle führen werden. Das
Baugesetzbuch schreibe genau vor, was in reinen Wohngebieten erlaubt ist. Doch
dass ein Teil der Gemeindevertreter nicht unbedingt ein
exakte Übersetzung der Rechtsvorschriften auf das Baufeld vis à vis der
Eigenherd-Schule verwirklichen will, ist am Freitagabend deutlich geworden.
Einer Halle mit einer opulenten Dachkonstruktion, die alles bisher Gebaute in
der Siedlung überragt und zudem mit einem offenen Parkdeck reichlich
unpassend ist, werden die meisten Abgeordneten keinen Segen geben. Eine
„nachhaltige Abspeckung“ kündigte etwa CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt an.
Auch die Bündnisgrünen teilen die Bedenken, betont ihre Fraktionschefin Nina
Hille. Doch bei allem gebotenen Augenmaß wissen Parlamentarier wie John
Banhart (WIR), dass es in mageren Zeiten wie diesen unverantwortlich wäre,
über zwei Millionen Euro zu verbauen und dabei die Tür der neuen Halle vor
Vereinssportlern zu verschließen. „Wenn wir so viel Geld ausgeben, dann auch
für den Vereinssport“, meint auch Hille. Für den PDS-Vertreter Klaus-Jürgen
Warnick wäre es gar ein „Schildbürgerstreich“, eine so teure Halle nur für
den Schulsport zu bauen. Schließlich, so gab Reiner Schmock-Bathe aus der
Anwohnerschaft zu bedenken, sei Kleinmachnow einer der kinderreichsten
Kommunen, in der Maria Rolfes „froh über jede Stunde Sport“ ist, die ihre
Kinder außerhalb des Unterrichts machen können. Die Elternsprecherin der
Eigenherd-Schule sieht mit dem geplanten Hallenneubau durchaus die Chancen
für Sportvereine, Kinder und Jugendliche an die Hand zu nehmen und sie besser
zu betreuen.
Konzept für Sporthallen gefordert
Welchen Bedarf das geplante Turndomizil decken soll und kann, ist bislang
– abgesehen vom Schulsport – nicht definiert. Der skizzierte Umfang lässt
ehrgeizige Ambitionen vermuten – die Anwohner sehen bereits Karawanen von
Sportlern regelmäßig an Wochenenden durch die engen Straßen des Viertels
ziehen. Ein Szenario, das Widerstand und Protest provoziert. Hingegen zeigt
sich bei einer außerschulischen Nutzung der Halle für Kinder- und
Jugendgruppen von Vereinen bei Betriebszeiten, die in einem Wohngebiet
zumutbar sind, Kompromissbereitschaft unter den Anwohnern. Um den Bedarf zu
koordinieren, „bedarf es eines Sporthallen-Konzeptes“, erkennt WIR-Vertreter
Banhart. Schließlich soll neben dem Bau für die Eigenherd-Schule auch eine
neue Sporthalle für das Weinberg-Gymnasium entstehen, mit dem gleichfalls
Begehrlichkeiten für den Vereinssport geweckt und gedeckt werden sollten.
Einiges schief gelaufen
Dass „einiges schief gelaufen ist“, gab der PDS-Abgeordnete Warnick
gegenüber der Bürgerschaft unumwunden zu. Von dem eilig gefassten Beschluss
der ehemaligen Gemeindevertretung, um, wie Warnick gestand, gegenüber dem
neuen Parlament Tatsachen zu schaffen, über die strittige Vergabe des
Planungsauftrages bis zu dem Anstieg der Kosten, was die amtierenden
Abgeordneten überhaupt erst aufmerksam werden ließen, stehe das Projekt auf
wackligen Füßen. „Wenn ein Vorgang von Anfang so falsch läuft, kann am Ende
nur etwas Schlechtes herauskommen“, orakelt ein Architekt aus Nachbarschaft.
Daher fordert der bündnisgrüne Gemeindevertreter Norbert Schrödter einen
Neubeginn und die Rücknahme des bereits gestellten Bauantrages. Die neue
Planung, so eine besorgte Mutter, sollte frei von allem sein, was die Gefahr
einer Klage birgt. Denn das ursprüngliche Anliegen sollte es doch nach wie
vor sein, eine neue Schulsporthalle für die Eigenherd-Schüler zu bauen.
„Schnell“, wie die Frau mahnte.
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