Potsdam - Mittelmark

22.03.2004

 

 



Planvorgaben aus der Bürgerschaft

Die umstrittene Eigenherd-Turnhalle sollte vor allem eines haben: keinen Grund zur Klage

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow. Würde die neue Sporthalle für die Kleinmachnower Eigenherd-Schule wie derzeit geplant gebaut werden, wäre es weniger ein Parkett für das Turn-ABC als eine „Spielwiese für Juristen“. Zumindest die in der Nachbarschaft lebenden Advokaten – wovon es etliche gibt – sind überzeugt, dass die bislang skizzierten Dimensionen des Baus einer rechtlichen Prüfung nicht Stand halten würde. Das reine Wohngebiet, in das sich die Halle bettet, genießt strenge baurechtliche Privilegien. Denen würde ein Sportpalast mit 199 Tribünenplätzen, mit über 50 Pkw-Stellplätzen auf einem städtebaulich fragwürdigen Parkdeck und drei Sportfeldern widersprechen.

„Wir haben über das rechtlich Machbare zu reden, nicht über das Wünschenswerte“, definiert daher Norbert Overmeyer einen engen Spielraum. Und für den Juristen ist nur eines machbar: Eine Halle, die allenthalben dem Schulsport dient. Gegen alles andere, so garantiert er, werde er Klage erheben.

Für Overmeyer war das Treffen, zu dem am Freitagabend aufgeschreckte Eigenherd-Siedler eingeladen hatten, genau so überflüssig wie die Diskussionen, die in den kommenden Wochen die Gemeindeparlamentarierer über Größe, Ausstattung und Nutzung der neuen Halle führen werden. Das Baugesetzbuch schreibe genau vor, was in reinen Wohngebieten erlaubt ist. Doch dass ein Teil der Gemeindevertreter nicht unbedingt ein exakte Übersetzung der Rechtsvorschriften auf das Baufeld vis à vis der Eigenherd-Schule verwirklichen will, ist am Freitagabend deutlich geworden. Einer Halle mit einer opulenten Dachkonstruktion, die alles bisher Gebaute in der Siedlung überragt und zudem mit einem offenen Parkdeck reichlich unpassend ist, werden die meisten Abgeordneten keinen Segen geben. Eine „nachhaltige Abspeckung“ kündigte etwa CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt an. Auch die Bündnisgrünen teilen die Bedenken, betont ihre Fraktionschefin Nina Hille. Doch bei allem gebotenen Augenmaß wissen Parlamentarier wie John Banhart (WIR), dass es in mageren Zeiten wie diesen unverantwortlich wäre, über zwei Millionen Euro zu verbauen und dabei die Tür der neuen Halle vor Vereinssportlern zu verschließen. „Wenn wir so viel Geld ausgeben, dann auch für den Vereinssport“, meint auch Hille. Für den PDS-Vertreter Klaus-Jürgen Warnick wäre es gar ein „Schildbürgerstreich“, eine so teure Halle nur für den Schulsport zu bauen. Schließlich, so gab Reiner Schmock-Bathe aus der Anwohnerschaft zu bedenken, sei Kleinmachnow einer der kinderreichsten Kommunen, in der Maria Rolfes „froh über jede Stunde Sport“ ist, die ihre Kinder außerhalb des Unterrichts machen können. Die Elternsprecherin der Eigenherd-Schule sieht mit dem geplanten Hallenneubau durchaus die Chancen für Sportvereine, Kinder und Jugendliche an die Hand zu nehmen und sie besser zu betreuen.

Konzept für Sporthallen gefordert

Welchen Bedarf das geplante Turndomizil decken soll und kann, ist bislang – abgesehen vom Schulsport – nicht definiert. Der skizzierte Umfang lässt ehrgeizige Ambitionen vermuten – die Anwohner sehen bereits Karawanen von Sportlern regelmäßig an Wochenenden durch die engen Straßen des Viertels ziehen. Ein Szenario, das Widerstand und Protest provoziert. Hingegen zeigt sich bei einer außerschulischen Nutzung der Halle für Kinder- und Jugendgruppen von Vereinen bei Betriebszeiten, die in einem Wohngebiet zumutbar sind, Kompromissbereitschaft unter den Anwohnern. Um den Bedarf zu koordinieren, „bedarf es eines Sporthallen-Konzeptes“, erkennt WIR-Vertreter Banhart. Schließlich soll neben dem Bau für die Eigenherd-Schule auch eine neue Sporthalle für das Weinberg-Gymnasium entstehen, mit dem gleichfalls Begehrlichkeiten für den Vereinssport geweckt und gedeckt werden sollten.

Einiges schief gelaufen

Dass „einiges schief gelaufen ist“, gab der PDS-Abgeordnete Warnick gegenüber der Bürgerschaft unumwunden zu. Von dem eilig gefassten Beschluss der ehemaligen Gemeindevertretung, um, wie Warnick gestand, gegenüber dem neuen Parlament Tatsachen zu schaffen, über die strittige Vergabe des Planungsauftrages bis zu dem Anstieg der Kosten, was die amtierenden Abgeordneten überhaupt erst aufmerksam werden ließen, stehe das Projekt auf wackligen Füßen. „Wenn ein Vorgang von Anfang so falsch läuft, kann am Ende nur etwas Schlechtes herauskommen“, orakelt ein Architekt aus Nachbarschaft. Daher fordert der bündnisgrüne Gemeindevertreter Norbert Schrödter einen Neubeginn und die Rücknahme des bereits gestellten Bauantrages. Die neue Planung, so eine besorgte Mutter, sollte frei von allem sein, was die Gefahr einer Klage birgt. Denn das ursprüngliche Anliegen sollte es doch nach wie vor sein, eine neue Schulsporthalle für die Eigenherd-Schüler zu bauen. „Schnell“, wie die Frau mahnte.