PNN 19.03.2004
Neuer
Anlauf
Nach
dem Streit um die neue Schulsporthalle in Kleinmachnow sollen Korrekturen
erfolgen/Heute Bürgerforum (19.3.04)
Von
Peter Könnicke
Kleinmachnow. Es wäre in
der Tat ein architektonisches Meisterwerk: Eine Sporthalle, die innen riesig,
von außen aber nicht zu sehen ist. Genau das werde für Kleinmachnow gewünscht, glaubt
Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD), während er die Flut an Wünschen und
Beschwerden zu dem Bauprojekt am Bannwald vernimmt. Was für den Schulsport an
der Eigenherd-Schule eine dringend notwendige Investition war, ist inzwischen
zum Politikum im Ortsparlament und zum Ärgernis in der Einwohnerschaft
geworden. Weder Gemeindevertreter in ihren Statements, noch Anwohner in ihren
Petitionen und offenen Briefen stellen den Bedarf einer neuen Sporthalle in
Frage: Wie das Schulgebäude in der Eigenherd-Siedlung ist auch die bisherige
Turnhalle angesichts wachsender Schülerzahlen viel zu eng geworden. Doch
angesichts Dimensionen des geplanten Baus ist das Unterrichtsparkett zu einem
„Palazzo Prozzo“ gewachsen, wie bereits vor Wochen
die FDP-Abgeordnete Kornelia Kimpfel monierte. Die
„Größenordnung eines Industriegebäudes“ sieht Frank Lettau
in unmittelbarer Nachbarschaft seines Wohngrundstücks heranwachsen. Als bekannt
wurde, dass die Kosten ohne fundierte Begründung um mehrere hundert Tausend
Euro in die Höhe schnellten, die Halle mit fast 200 Tribünenplätzen bestückt
werden und ein Parkdeck mit 52 Stellplätzen entstehen soll, wurden Fragen immer
lauter: Was wird da eigentlich gebaut? „Von einer Schulsporthalle kann keine
Rede mehr sein“, fand WIR-Gemeindevertreter John Banhart als einer der ersten eine
Antwort. „Die neue Sporthalle droht ein Desaster zu werden“, schwant es dem
baupolitischen Sprecher der Kleinmachnower CDU-Fraktion, Fred Weigert. Der
freischaffende Architekt attestiert der Planung ein „Übermaß an Fehlern:
„Treppenhäuser funktionieren nicht, ausgewiesene Traufhöhen
sind falsch, Rampen sind nicht behindertengerecht, die Sportstättenrichtlinien
bleiben unberücksichtigt, die Belüftung von Umkleideräumen im Keller ist
unzureichend, Vorgaben des B-Planes werden missachtet und von ökologischen
Ansätzen gibt es keine Spur.“ Auch den städtebaulichen Ansatz nennt Weigert
eine „einzigartige Fehlplanung“. Er negiere nachbarliches Miteinander und
zerstöre durch sein Volumen das gesamte vorhandene städtebauliche Gefüge. „Wir
werden massiv beeinträchtigt“, bestätigt Anwohner Lettau
die Wirkung des „Klotzes vor der Haustür“. Im Konfliktfall werde die
Nachbarschaft nicht zögern, gegen den Bau zu klagen. Die Erfolgschancen stünden
nicht schlecht: In einem reinen Wohngebiet werde eine Turnhalle, die über den
schulischen Bedarf hinaus gehe und Großereignisse ermögliche, einer
juristischen Anfechtung nicht Stand halten. Große Lust zum Streiten hat Lettau allerdings nicht, vielmehr hofft er auf
einvernehmliche Korrekturen. Der Ball liegt somit in Reihen der
Gemeindeparlamentarier. Die alte Vertretung hat als eine ihrer letzten
Amtshandlungen – zum Verdruss ihrer Nachfolger – klare Vorgaben zum Bau der
Turnhalle gemacht, die sich jetzt in der verrissenen Planung wiederspiegeln. Eine Vielzahl der neuen Gemeindevertreter
definiert bislang ihre Rolle als Kontrollinstanz ausgiebiger und detaillierter:
Kosten wurden hinterfragt, Baugrößen angezweifelt, Versäumnisse wie das Fehlen
eines Errichtungsbeschlusses – Grundlage für den Bau überhaupt – aufgedeckt.
Was bislang fehlt, ist eine klare Aussage, was denn nun tatsächlich gewollt
wird. „Man muss die Sache auch auf den Punkt bringen“, mahnt Bürgermeister
Blasig „Entscheidungsfreude“ an. Schließlich soll die neue Halle im kommenden
Jahr fertig sein – ein Termin, den CDU-Vertreter Weigert bereits gefährdet
sieht. Dennoch sollte jetzt nicht unter Zeitdruck ein „untaugliches Projekt“
beschlossen werden, nur um im kommenden Jahr den Schulsport gewährleisten zu
können, plädiert der SPD-Abgeordnete Jens Klocksin
für Augenmaß. Doch man müsse sich auch der Option bewusst sein, in ein Projekt
sowohl für den Schul- wie auch für den Vereinssport investieren zu können, wie
es in den kommenden Jahren nicht mehr möglich sein werde.
Als Handreichung für die
Gemeindevertreter wird Bürgermeister Blasig den Gemeindevertretern mit dem
notwendigen Errichtungsbeschluss eine überarbeitete Planung vorlegen. Sie ist
das Ergebnis einer Prüfung der vorgebrachten Hinweise und Bedenken. „Wir prüfen
seriös, ob ein anderer Standort in Frage kommt und inwiefern andere
Größenordnungen möglich sind“, betonte Blasig gestern gegenüber den PNN.
Insgeheim wird von einer komplett neuen Planung gesprochen, was Blasig so
allerdings nicht bestätigen will. Im Bauausschuss haben die Gemeindevertreter
bereits selbst Einhalt empfohlen. So sollen der ursprüngliche Kostenrahmen von
2,2 Millionen Euro nicht überschritten und lediglich 35 Parkplätze ausgewiesen
werden.
Auf einer
Bürgerversammlung, die von Anwohnerinitiative organisiert wird, soll heute über
das Vorhaben der Sporthalle informiert werden. Dazu wird um 18.30 Uhr in die
Eigenherd-Schule eingeladen.