Grundsatzbeschluss für dritte Grundschule
Deutliche
Mehrheit der Kleinmachnower Gemeindevertreter befürwortet Investition / PDS
bezweifelt Bedarf
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow. Es ist einen Glaubensfrage für den
PDS-Gemeindevertreter Klaus-Jürgen Warnick, ob es in Kleinmachnow einer
dritten kommunalen Grundschule bedarf. „Viele glauben, dass sie gebraucht
wird, ohne es konkret zu wissen.“ Ihm selbst ist eine millionenschwere
Entscheidung „aus dem Bauch“ für eine weitere Schule zu riskant. Die
Notwendigkeit durch fundierte Zahlen sieht er nicht belegt. Daher stimmte
Warnick am Donnerstag in der Sitzung der Gemeindevertreter – wie auch seine
Fraktionskollegen – gegen einen Antrag, der die Weichen für eine dritte
Grundschule stellen soll.
Überzeugen konnten Warnick und seine
Genossen wie auch die sich enthaltenden Vertreter von PRO Kleinmachnow und
Lokalunion mit ihrer Skepsis nicht. Mit dem eindeutigen Votum von 19
Ja-Stimmen wurde der Bürgermeister beauftragt, bis Ende April einen Beschluss
zum Bau einer dritten kommunalen Grundschule vorzulegen.
Für die Mehrheit der Ortsparlamentarierer ist es durch Prognosen belegt, dass
zum Schuljahr 2005/06 eine weitere Schule benötigt wird. Spätestens dann gibt
es in Kleinmachnow so viel Abc-Schützen, dass sie an den bestehenden
Grundschulen nicht mehr aufgenommen werden können. Auch die Aussicht auf eine
evangelische Grundschule befreie die Gemeinde nicht von ihrer Pflicht, selbst
ausreichend Schulplätze vorzuhalten. Daher wollten die CDU/FDP- sowie
UBK/WIR-Fraktion ihren gemeinsamen Antrag für eine dritte Grundschule nicht
auf das bloße Einhalten eines Wahlkampfversprechens reduzieren lassen, wie es
ihnen von der PDS vorgehalten wurde. „Natürlich werden im Wahlkampf gewonnene
Eindrücke umgesetzt“, betonte CDU-Fraktionschef Ludwig Burkhardt. Doch
verlangen „schlichte Fakten“, auf stetig wachsende Schülerzahlen in der
Gemeinde mit einem Schulbau zu reagieren.
„Wir können es jetzt aussitzen oder handeln“, beschrieb Jens Klocksin den
nach fast einjähriger Diskussion erreichten Scheidepunkt. Seine SPD-Fraktion
schloss sich dem Grundsatzantrag für eine Schule an und konnte die CDU
überzeugen, sich zunächst auf kein Grundstück für den Schulstandort
festzulegen. Zunächst wollten die Christdemokraten den Bürgermeister
beauftragen, die Verfügbarkeit eines Grundstückes an der Förster-Funke-Allee/Ecke
Karl-Marx-Straße zu gewährleisten. Damit hatten die Sozialdemokraten
Probleme: Das Land hätte teuer bezahlt werden müssen. Einst gehörte es der
Gemeinde, dann ging es in den Besitz des Baukonzerns Kondor Wessels. Es jetzt
wieder für viel Geld zurückzukaufen, kam für die SPD nicht in Frage. Auch
nicht für die Bündnisgrünen. Deren Fraktionschefin Nina Hille schlägt vor,
das Garagen-Areal am Ende der Schiller-Straße unterhalb des Seeberges als
möglichen Standort zu prüfen. Vorteil, den Hille sieht: „Die Fläche wäre
kostenfrei, weil sie der GeWoG gehört.“
Zumindest würde dadurch ein Kriterium erfüllt, das auch Klocksin für wichtig
hält: ein kostenneutrales Grundstück. Beim Bau der Schule müsse zudem auf
Nachhaltigkeit geachtet werden, so dass eine alternative Nutzung möglich ist.
Dass dies sehr bald der Fall sein und eine weitere Schule nur für kurze Zeit
ihre Berechtigung haben wird, prophezeit PDS-Vertreter Warnick. „Wer meint,
wir brauchen auf lange Sicht diese zusätzlichen Kapazitäten, der irrt“, so
Warnick. Daher bestand er auf eine namentliche Abstimmung, um in „fünf bis
sechs Jahren, wenn die Schule nicht mehr gebraucht wird, nachweisen zu
können, wer die Fehlinvestition zu verantworten habe.
Das Risiko unsicherer Prognosen vermochte WIR-Vertreter John Banhart nicht zu
leugnen. „Natürlich lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wieviel Kinder es
2007 sein werden“, räumte er ein. Doch der Bedarf für mehr Kapazitäten dürfe
nicht nur an Zahlen nachgewiesen werden. Er ergebe sich auch aus den
schlechten deutschen Ergebnissen der PISA- oder IGLU-Studie (Internationale
Grundschul-Leseuntersuchung). Sicher, es könnten auch weiterhin Kleinmachnows
Nachwuchs in die beiden bestehenden Schulen gezwängt und Klassenverbände mit
30 Schülern gebildet werden, so Banhart. „Doch Provisorien sind keine Antwort
auf PISA.“ Der Ruf nach einer weiteren Schule sei kein Luxus-Denken, sondern
die Forderung, das Beste für Kleinmachnows Kinder zu tun.
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