Potsdam - Mittelmark

31.01.2004

 

 



Ab Herbst evangelischer Grundschulunterricht in Kleinmachnow

Bildungsausschuss: Gemeinde ist weiterhin in der Pflicht kommunalen Bedarf selbst zu decken / Aktuelle Prognose zeigt weiteren Zuwachs an

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow. Nach dem derzeitigen Stand der Anmeldungen an den Kleinmachnower Grundschulen für das neue Schuljahr wird ein Klassenzug mehr benötigt als bisher angenommen. Die 235 angemeldeten AbC-Schützen wären auf neun Klassen zu verteilen. Bisher gibt es an der Eigenherd- sowie an der Steinweg-Grundschule je vier Züge. Derzeit ist beabsichtigt, letztere um einen Zug zu erweitern.

Nach einer Prognose, wie sie Ende Dezember aufgezeigt wurde, werden im August insgesamt 256 Kleinmachnower Kinder schulpflichtig. Inzwischen hat sich auch diese Zahl erhöht: Nach Berücksichtigung der aktuellen Bauplanung und laufender Bauverfahren muss mit 270 Kinder gerechnet werden, wobei davon ausgegangenen wird, dass etwa 15 Prozent eine Schule in freier Trägerschaft – Waldorf oder die Internationale Schule – besuchen werden.

Gerade recht kommt da die Botschaft von der Hoffbauer-Stiftung aus Hermannswerder: Deren Kuratorium hat am Mittwoch zugestimmt, im Herbst eine evangelische Grundschule in Kleinmachnow zu eröffnen. Auf dem Siemens-Gelände am Schwarzen Weg wird ab August mit einem speziellen und anerkannten pädagogischen Konzept Grundschulunterricht erteilt. „Es wird zunächst eine Übergangslösung von maximal zwei Jahren“, sagt Vorstandschef Frank Hohn. Bis die Pläne eines Schulneubaus verwirklicht sind, wird der Flachbau des bestehenden Siemens-Ensembles genutzt.

Nach dem Bestreben der Hoffbauer-Stiftung, die bereits in Potsdam erfolgreich eine evangelische Grundschule betreibt, soll im kommenden Jahr ein Schulneubau bezogen werden. Allerdings ist bis dahin noch ein reichliches Wegstück zurückzulegen. Bislang gibt es für das Areal, das im Außenbereich der Gemeinde liegt, keine Baugenehmigung. „Die Bebauungsmöglichkeiten sind noch nicht abschließend geklärt“, verdeutlicht Hohn noch Handlungs- und Klärungsbedarf. Doch es gebe die Zusage der Gemeinde, ein Bebauungsplanverfahren zu unterstützen und die grundsätzliche Bereitschaft der Siemens AG für einen Erbbaurechtsvertrag mit der Hoffbauer-Stiftung. Diese Zusicherungen und das detaillierte Finanzierungskonzept des Vorstandes hätten schließlich das Kuratorium überzeugt, betonte Hohn.

Für den Schulneubau gibt es bereits architektonische Vorstellungen, die Ende des Vorjahres in einem Ideenwettbewerb entwickelt wurden. „Schulverein und Hoffbauer-Stiftung haben sich zu einem Vorzugsentwurf positioniert“, so Hohn gestern gegenüber den PNN. In den Bau wird die Hoffbauer-Stiftung 2,3 Millionen Euro investieren. Den Schulbetrieb, der in den ersten Jahren ohne Landes-Zuschüsse für Personalkosten erfolgt, werde die Stiftung jährlich mit etwa 100 000 Euro finanzieren.

Bereits jetzt gibt es Anfragen von 90 interessierten Eltern für einen Besuch ihrer Kinder in der evangelischen Grundschule. Mit zwei Klassen mit je 25 Kindern soll der Unterricht im August beginnen. „Wir werden jetzt mit dem Schulverein bis Mitte Februar einen Zeitplan erarbeiten“, kündigt Vorstandschef Hohn an. Eltern, die bislang ihr Interesse bekundet haben, werden zu Gesprächen eingeladen. Das wichtigste Auswahlkriterium ist Kleinmachnow als Wohnort der Kinder. „Die evangelische Grundschule ist ein gemeinsames Ziel des evangelischen Schulvereins Kleinmachnow, der Kommune und der Hoffbauer-Stiftung“, begründet Hohn diese Aufnahmebedingung. Eltern, die ihre Kinder an die evangelische Schule schicken wollen, müssten zudem akzeptieren, „dass wir unser Profil offen nach außen propagieren“, betont Hohn. Geprägt sein wird die Schule durch ein modernes pädagogischen Konzept, eine enge Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde, Lerngruppen in Altersmischung, Flexibilität im Schuleintrittsalter und frühzeitigen Fremdsprachenunterricht. Morgenkreise, Andachten und Gottesdienste gehören zum Schulalltag, wobei die Konfessionszugehörigkeit keine Bedingung für eine Aufnahme in die Schule ist.

An einer Genehmigung der evangelischen Grundschule in Kleinmachnow durch das brandenburgische Bildungsministerium hat Hohn keinen Zweifel. „Alle genehmigungspflichtigen Voraussetzungen liegen vor.“

Im Bildungsausschuss der Gemeindevertretung am Donnerstag wurde das positive Votum der Hoffbauer-Stiftung erfreut aufgenommen. Allerdings wollte WIR-Vertreter John Banhart wissen, ob die Gemeinde bei der Frage nach der Bebaubarkeit des Areals irgend welche Verpflichtungen eingegangen ist. Denn bislang verband die Siemens AG ihre Übereinkunft mit der Hoffbauer-Stiftung mit dem Ansinnen, selbst Baurecht am Schwarzen Weg zu erhalten. Banhart hielte es für bedenklich, wenn mit der Schule Fakten für Siemens geschaffen würden.

Durch das erfolgreiche Bemühen der Hoffbauer-Stiftung am Schwarzen Weg sieht Schulausschuss-Chef Guido Beermann (CDU) die Gemeinde nicht von ihrer Pflicht befreit, die Bedarf an Unterrichtsplätzen durch eine weitere kommunale Grundschule zu decken. „Ich gehe davon aus, dass auch die anderen Parteien zu ihrem Wort stehen, dass sie im Wahlkampf gegeben haben und sich weiter für eine dritte Grundschule einsetzen“, sagte Beermann gestern gegenüber den PNN. Für ihn sei eine dritte kommunale Grundschule eine „strukturelle Entscheidung für den Ort“. Der erwartet nach der jüngsten Prognose für das übernächste Schuljahr zwischen 360 und 375 Schulanfänger.