Ab Herbst evangelischer
Grundschulunterricht in Kleinmachnow
Bildungsausschuss:
Gemeinde ist weiterhin in der Pflicht kommunalen Bedarf selbst zu decken /
Aktuelle Prognose zeigt weiteren Zuwachs an
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow. Nach dem derzeitigen Stand der Anmeldungen an den
Kleinmachnower Grundschulen für das neue Schuljahr wird ein Klassenzug mehr
benötigt als bisher angenommen. Die 235 angemeldeten AbC-Schützen wären auf
neun Klassen zu verteilen. Bisher gibt es an der Eigenherd- sowie an der
Steinweg-Grundschule je vier Züge. Derzeit ist beabsichtigt, letztere um
einen Zug zu erweitern.
Nach einer Prognose, wie sie Ende
Dezember aufgezeigt wurde, werden im August insgesamt 256 Kleinmachnower
Kinder schulpflichtig. Inzwischen hat sich auch diese Zahl erhöht: Nach
Berücksichtigung der aktuellen Bauplanung und laufender Bauverfahren muss mit
270 Kinder gerechnet werden, wobei davon ausgegangenen wird, dass etwa 15
Prozent eine Schule in freier Trägerschaft – Waldorf oder die Internationale
Schule – besuchen werden.
Gerade recht kommt da die Botschaft von der Hoffbauer-Stiftung aus
Hermannswerder: Deren Kuratorium hat am Mittwoch zugestimmt, im Herbst eine
evangelische Grundschule in Kleinmachnow zu eröffnen. Auf dem Siemens-Gelände
am Schwarzen Weg wird ab August mit einem speziellen und anerkannten
pädagogischen Konzept Grundschulunterricht erteilt. „Es wird zunächst eine
Übergangslösung von maximal zwei Jahren“, sagt Vorstandschef Frank Hohn. Bis
die Pläne eines Schulneubaus verwirklicht sind, wird der Flachbau des
bestehenden Siemens-Ensembles genutzt.
Nach dem Bestreben der Hoffbauer-Stiftung, die bereits in Potsdam erfolgreich
eine evangelische Grundschule betreibt, soll im kommenden Jahr ein
Schulneubau bezogen werden. Allerdings ist bis dahin noch ein reichliches
Wegstück zurückzulegen. Bislang gibt es für das Areal, das im Außenbereich
der Gemeinde liegt, keine Baugenehmigung. „Die Bebauungsmöglichkeiten sind
noch nicht abschließend geklärt“, verdeutlicht Hohn noch Handlungs- und
Klärungsbedarf. Doch es gebe die Zusage der Gemeinde, ein
Bebauungsplanverfahren zu unterstützen und die grundsätzliche Bereitschaft
der Siemens AG für einen Erbbaurechtsvertrag mit der Hoffbauer-Stiftung.
Diese Zusicherungen und das detaillierte Finanzierungskonzept des Vorstandes
hätten schließlich das Kuratorium überzeugt, betonte Hohn.
Für den Schulneubau gibt es bereits architektonische Vorstellungen, die Ende
des Vorjahres in einem Ideenwettbewerb entwickelt wurden. „Schulverein und
Hoffbauer-Stiftung haben sich zu einem Vorzugsentwurf positioniert“, so Hohn
gestern gegenüber den PNN. In den Bau wird die Hoffbauer-Stiftung 2,3
Millionen Euro investieren. Den Schulbetrieb, der in den ersten Jahren ohne
Landes-Zuschüsse für Personalkosten erfolgt, werde die Stiftung jährlich mit
etwa 100 000 Euro finanzieren.
Bereits jetzt gibt es Anfragen von 90 interessierten Eltern für einen Besuch
ihrer Kinder in der evangelischen Grundschule. Mit zwei Klassen mit je 25
Kindern soll der Unterricht im August beginnen. „Wir werden jetzt mit dem
Schulverein bis Mitte Februar einen Zeitplan erarbeiten“, kündigt
Vorstandschef Hohn an. Eltern, die bislang ihr Interesse bekundet haben,
werden zu Gesprächen eingeladen. Das wichtigste Auswahlkriterium ist
Kleinmachnow als Wohnort der Kinder. „Die evangelische Grundschule ist ein
gemeinsames Ziel des evangelischen Schulvereins Kleinmachnow, der Kommune und
der Hoffbauer-Stiftung“, begründet Hohn diese Aufnahmebedingung. Eltern, die
ihre Kinder an die evangelische Schule schicken wollen, müssten zudem
akzeptieren, „dass wir unser Profil offen nach außen propagieren“, betont
Hohn. Geprägt sein wird die Schule durch ein modernes pädagogischen Konzept,
eine enge Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde, Lerngruppen in
Altersmischung, Flexibilität im Schuleintrittsalter und frühzeitigen
Fremdsprachenunterricht. Morgenkreise, Andachten und Gottesdienste gehören
zum Schulalltag, wobei die Konfessionszugehörigkeit keine Bedingung für eine
Aufnahme in die Schule ist.
An einer Genehmigung der evangelischen Grundschule in Kleinmachnow durch das
brandenburgische Bildungsministerium hat Hohn keinen Zweifel. „Alle
genehmigungspflichtigen Voraussetzungen liegen vor.“
Im Bildungsausschuss der Gemeindevertretung am Donnerstag wurde das positive
Votum der Hoffbauer-Stiftung erfreut aufgenommen. Allerdings wollte
WIR-Vertreter John Banhart wissen, ob die Gemeinde bei der Frage nach der
Bebaubarkeit des Areals irgend welche
Verpflichtungen eingegangen ist. Denn bislang verband die Siemens AG ihre
Übereinkunft mit der Hoffbauer-Stiftung mit dem Ansinnen, selbst Baurecht am
Schwarzen Weg zu erhalten. Banhart hielte es für bedenklich, wenn mit der
Schule Fakten für Siemens geschaffen würden.
Durch das erfolgreiche Bemühen der Hoffbauer-Stiftung am Schwarzen Weg sieht
Schulausschuss-Chef Guido Beermann (CDU) die Gemeinde nicht von ihrer Pflicht
befreit, die Bedarf an Unterrichtsplätzen durch eine weitere kommunale
Grundschule zu decken. „Ich gehe davon aus, dass auch die anderen Parteien zu
ihrem Wort stehen, dass sie im Wahlkampf gegeben haben und sich weiter für
eine dritte Grundschule einsetzen“, sagte Beermann gestern gegenüber den PNN.
Für ihn sei eine dritte kommunale Grundschule eine „strukturelle Entscheidung
für den Ort“. Der erwartet nach der jüngsten Prognose für das übernächste
Schuljahr zwischen 360 und 375 Schulanfänger.
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