Aktuelle
Studie bestätigt jährlich wachsenden Bedarf an Grundschulplätzen /Phänomen:
Jeder zweite Schüler will ans Gymnasium
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow. Kleinmachnow wird bis 2008 jährlich einen
zehnprozentigen Anstieg an Abc-Schützen zu bewältigen haben. Davon geht
Wolfgang Weigel, Autor der Regionalen Schulentwicklungskonzeption, aus. Erst in
vier Jahren werde das Wachstum auf fünf Prozent zurückgehen. „Dieser Trend
sollte Grundlage aller Planungen sein“, betonte Weigel im jüngsten
Bildungsausschuss der Gemeindevertretung.
Während im Landesdurchschnitt auf 100
Einwohner 0,7 einzuschulende Kinder kommen, liegt in Kleinmachnow dieser Wert
bei 1,3. Auch Teltow (0,9) und Stahnsdorf (1,0) liegen über der Landesquote. In
zwei Jahren, so Weigel, müssten in Kleinmachnow zu den bestehenden acht
Klassenzügen an der Steinweg- und Eigenherd-Grundschule zwei weitere Züge
geschaffen sein. Zu den Überlegungen, die dazu in der Konzeption angestellt
werden, gehört ein dritter Grundschulstandort auf dem Gelände der Maxim-Gorki-Gesamtschule
und auch eine „potentielle Option“ in Teltow: Dort verfügt die Grundschule in
der Elbestraße über freie Kapazitäten. Über diese Möglichkeit sollte in einer
Region, die sich als Mittelzentrum zu entwickeln beginnt und in der zunehmend
Aufgaben geteilt werden, zumindest nachgedacht werden, hieß es dazu aus Reihen
der PDS-Fraktion.
Dass von den jährlichen Schulanfängern 15 Prozent keine kommunale, sondern eine
freie Schule besuchen, beschreibt für den CDU-Sachkundigen Wolfgang Nieter
trefflich den Kleinmachnower Mangelzustand. Diese Zahl dürfe nicht Basis
künftigen Prognosen sein. Vielmehr sei davon auszugehen, dass der Wert abnimmt,
je besser das Schulangebot wird. Zudem erwartet Nieter wie auch
SPD-Fraktionschef Bernd Bültermann, dass bereits eher als es Weigel
prognostiziert mit mehr Einschulungen zu rechnen sei. Denn die Klassenstärke
sei bei acht Zügen zu hoch angesetzt, der zu Grunde gelegte Rückgang von 500
neuen Wohneinheiten werde nicht begründet und es fehle ein Szenario für den
„schlimmsten Fall“: für das Aus der Waldorf-Schule auf dem Seeberg. „Wir müssen
uns für das kommende Schuljahr mindestens auf eine Klasse vorbereiten, die nach
dem derzeitigen Stand nicht eingeschult werden kann“, orakelte Bültermann.
Ganz so skeptisch wird in der Verwaltung die Lage für das kommende Schuljahr
nicht beurteilt: „Die Schulen sind nicht ausgelastet, es gibt noch räumliche
Kapazitäten“, hieß es im Bildungsausschuss. Genauere Daten werden Ende Januar
vorliegen, wenn die Anmeldungen für die diesjährigen Einschulungen vorliegen.
„Wir erwarten dann eine detaillierte Aufstellung“, betonte Ausschuss-Chef Guido
Beermann (CDU).
Gesamtschulen in Gefahr
Für die weiterführenden Schulen leitet Weigel in seiner Konzeption ein
„gewaltiges Problem“ für die Gesamtschulen ab. Derzeit sind die drei regionalen
Gesamtschulen mit insgesamt acht Zügen ausgestattet. Mittelfristig werden
jedoch lediglich fünf Züge notwendig sein. Wegen ihrer gymnasialen Oberstufe
sei die Kleinmachnower Gorki-Schule sicher. Gefährdet sei hingegen die
Gesamtschule in Stahnsdorf oder Teltow. Die Realschule in Teltow werde um einen
auf zwei Züge reduziert, „ist aber sicher“, so Weigel.
Erheblicher Handlungsbedarf ergebe sich aus der regionalen Konzeption für den
Gymnasialbereich. Hier bestätige sich der von den drei Bürgermeistern
wiederholt betonte Trend des wachsenden Bedarfs. Jeder zweite
Grundschulabgänger der Region will am Gymnasium weiterlernen, in Kleinmachnow
sind es sogar 62 Prozent. Ein regionales Phänomen: Landesweit wählen nur 31
Prozent der Grundschüler den Gang ans Gymnasium. Nach einer leichten
Entspannung in den nächsten beiden Jahren werde ab 2006 der Druck auf die
Abi-Schmieden wieder deutlich zunehmend. Wenn in diesem Jahr 315 Grundschüler
ans Gymnasium wechselten, wird 2010 die Höchstmarke von 520 Schülern erwartet.
„Das bedeutet objektiv drei Gymnasialzüge mehr als zur Zeit“, verdeutlicht
Weigel. Und es könnten noch mehr werden: Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang
Blasig verwies in diesen Tagen vorsichtig auf die Überlegungen des Landes, den
generellen Eintritt ins Gymnasium ab der 5. Klasse vorzunehmen. „Es gibt
enormen Bedarf für konkrete Abstimmungen mit dem Landkreis“, schlussfolgert
Weigel unschwer aus den „hochgradig sicheren“ Voraussagen. Der Landkreis als Träger
von Gymnasien, „darf nicht aus der Pflicht gelassen werden, hier seine
Schulaufgaben zu machen“, betont Wolfgang Nieter von der Kleinmachnower CDU.