Kritische Ausgeglichenheit

Kleinmachnow will in diesem Jahr vor allem in seine Schullandschaft investieren / Etatklausur am Wochenende

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow. In einer samstäglichen Klausur haben die neuen Kleinmachnower Gemeindevertreter erstmals über den Entwurf des diesjährigen Haushaltsplans diskutiert. Im Vermögenshaushalt stehen der Kommune für 2004 8,3 Millionen Euro zur Verfügung. Der Verwaltungshaushalt hat ein Volumen von 15,8 Millionen Euro. Dass Kleinmachnow nicht mehr ausgibt als die Kommune einnimmt, führt Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) auf „sparsamste Haushaltsführung, eine dünne Personaldecke“ sowie auf das „konsequente Privatisieren geeigneter Aufgaben zurück“.

Nach dem von der Verwaltung vorgelegten Entwurf soll in diesem Jahr vor allem in den Ausbau des Schulstandortes Kleinmachnow investiert werden. „Wir haben uns von den letztjährigen Diskussionen und Prognosen beeinflussen lassen“, betonte Blasig. So sei in diesem Jahr der Bau einer weiteren Grundschule im Ort zu entwickeln und vorzubereiten. Dabei gelte es eine Lösung zu finden, die dem gegenwärtigen Anstieg der Schülerzahlen gerecht wird, später aber auch eine flexible Nutzung ermöglicht. Weitere Mittel sind für den Bau einer neuen Sporthalle an der Eigenherd-Schule und für den Abschluss der Bauarbeiten an der Gorki-Gesamtschule vorgesehen. Die Ansiedlung einer evangelischen Grundschule am Schwarzen Weg könne – bei entsprechendem politischen Willen – durch ein zügig durchgeführtes baurechtliches Verfahren von der Gemeinde unterstützt werden. Auch für die Fortführung des regionalen Schulentwicklungskonzeptes müssen Finanzen eingeplant werden.

Im Kita-Bereich hält Blasig die Überarbeitung der Bedarfskonzept für notwendig, ebenso „Aktivitäten im Hortbereich“.

Als eine erste Maßnahme, die in diesem Jahr aus dem Verkehrsentwicklungskonzept abgeleitet werden könnte, nannte Blasig Tempo-30-Zonen in Wohngebieten. „Finanzmittel wären vorhanden.“ Um Querungshilfen zu schaffen – wenn es für erforderlich gehalten wird –, könnten geplanten Straßenbaumaßnahmen wie Am Weinberg zurückgestellt werden. Etatposten sind für „intelligente, maßvoll gestaltete Straßenbaumaßnahme“ in der Sommerfeld-Siedlung vorgesehen, für den Ausbau des Radwegenetzes sowie für das Konzept für einen Regiobus ab 2005. Enormen Diskussionsbedarf sieht Blasig noch immer für eine Öffnung des Stahnsdorfer Dammes nach Wannsee, auch wenn dafür zunächst kein Haushaltsansatz vorgesehen ist.

40 000 Euro sind zunächst an gemeindlichen Zuschüssen für die Kulturarbeit veranschlagt. Dazu zählt Blasig auch die Kammerspiele, für die ihm eine „public-private Partnership“ vorschwebt. Zudem werde sein Haus ein Nutzungskonzept für den Bürgersaal im Ortszentrum erarbeiten. Als weitere wichtige Positionen nannte der Bürgermeister Jugend- und eine nicht zu vernachlässigende Seniorenarbeit. Die Sanierung des Freibades bleibe eine „regionale Aufgabe“, ebenso die Finanzierung der Berufsfeuerwehr Teltow. Für letztere bedürfe es allerdings dringend einer neuen Vereinbarung mit einer längeren Laufzeit. Die Arbeit der Lokalen Agenda gelte es „nicht nur ideell, sondern auch finanziell“ zu unterstützen.

Die Vorhaben und Investitionen nannte Blasige ehrgeizige Ziele in einer Zeit, in der „Rückzug und Rückbau“ dominieren.

Die CDU-Fraktion können dem Etatentwurf „in weiten Teilen zustimmen“, so ihr Vorsitzender Ludwig Burkhardt. „Einiges verlangt noch Nachfragen und eine Auseinandersetzung in den Fachausschüssen“. SPD-Fraktionschef Bernd Bültermann betonte den „Wert auf Gestaltung der sozialen Infrastruktur“, weshalb die Sozialdemokraten „entsprechende Umverteilungen im Haushalt“ vorschlagen werden.

Für die Bündnisgrünen mahnte Norbert Schrödter an, dass zu einem aussagekräftigem Haushalt auch das Vermögen und die Verbindlichkeiten der gemeindeeigenen Unternehmen gehöre. „Das erhöht die Transparenz für die Bürger und begegnet dem Vorwurf des Schattenhaushalts“, so der Grüne. „Es muss in der Tat genauer hingeschaut werden, wer am Tropf der Gemeinde hängt“, pflichtet CDU-Fraktionschef Burkhardt bei.

Gemeindevertreter Hubert Faensen (UBK; siehe nebenstehende Meldung) beklagte das Fehlen eines Etatansatzes für betreutes Wohnen in Kleinmachnow. „Es ist eine Pflicht der Gemeinde, für betreutes Wohnen zu sorgen“, so Faensen. Er wolle seine Zustimmung zum Haushalt nur dann geben, wenn die Gemeinde in dieser Legislaturperiode eine entsprechende Verpflichtung eingehe.

Anders als Bürgermeister Blasig kommentierte WIR-Vertreter John Banhart die Ausgeglichenheit des Haushalts äußerst kritisch. Dass sich Einnahmen und Ausgaben die Waage halten, sei nur durch erhebliche Kredite von 2,2 Millionen Euro und Grundstücksverkäufe möglich. „Wir bestreiten den Vermögenshaushalt aus Fremdquellen, was wir irgendwann zurückzahlen müssen. Der Spielraum der Gemeinde werde „rapide enger“, weshalb versucht werden sollten, bei den Ausgaben auf die Bremse zutreten. „Ich will mich nicht des politischen Handlungsspielraums berauben“, mahnte Banhart. Auch der SPD-Abgeordnete Michael Scharp wertet es als „bedenkliches Zeichen, dass die Rücklage der Gemeinde innerhalb der vergangenen drei Jahre um 90 Prozent auf 450 000 Euro geschmolzen ist. „Wir müssen genau hinschauen, wo wir über Ausgaben diskutieren“, appellierte Scharp.

Das Zahlenwerk wird in den kommenden Wochen in den Fachausschüssen beraten. Bürgermeister Blasig hofft, im März zu einem Beschluss des Gemeindeetats zu kommen.