MAZ 05.10.09

 

ONLINEHANDEL: Betriebsrat kritisiert Kahlschlag bei Ebay

Beschäftigtenvertreter erwartet massenhaft betriebsbedingte Kündigungen und wirft dem Unternehmen strategische Fehler vor

POTSDAM - Der Betriebsrat von Deutschlands größtem Internet-Auktionshaus Ebay in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) hat sich „erschüttert“ über den geplanten Abbau von rund 400 Stellen am Standort gezeigt. Es habe zwar schon seit einiger Zeit den vagen „Verdacht“ auf geplante Umstrukturierungen gegeben, die konkrete Nachricht der Unternehmensleitung am vergangenen Donnerstag (MAZ berichtete) habe die Beschäftigten aber dennoch „schockiert“, sagte Betriebsratschef Branson Gatewood der MAZ. Der Abbau betrifft fast zwei Drittel der 600 Mitarbeiter der AG, die in Kleinmachnow für die kontinentaleuropäische Kundenbetreuung zuständig ist. Insgesamt beschäftigt Ebay in verschiedenen Firmen am Standort derzeit 1000 Menschen. Das Unternehmen hatte angekündigt, das irische Dublin zum Kompetenzzentrum für die europäische Kundenbetreuung ausbauen zu wollen. Nur der deutsche Kundendienst soll noch in Kleinmachnow verbleiben.

Gatewood befürchtet, dass dem allergrößtem Teil der betroffenen Beschäftigten betriebsbedingte Kündigungen drohen. Der Betriebsrat wolle nun in Verhandlungen mit dem Unternehmen erreichen, „dass die Mitarbeiter nicht mit leeren Händen gehen“, so Gatewood. Ebay sei schließlich „nicht pleite“. Die Gespräche über einen Interessenausgleich sollen Mitte des Monats beginnen.

Der Betriebsratschef zeigte sich verständnislos, dass Dublin ausgebaut werden soll, obwohl die Kompetenzen in der Kundenbetreuung eindeutig in Kleinmachnow konzentriert seien. Vielleicht hänge die Entscheidung mit Einsparmöglichkeiten bei Gehältern und Steuern zusammen, mutmaßt Gatewood. Zudem gebe es in Dublin keinen Betriebsrat.

Aus Sicht der Mitarbeitervertretung habe es seitens des Managements auch „fehlerhafte“ Entscheidungen gegeben. Ebay ist derzeit bemüht, das Flohmarktimage loszuwerden und den Marktplatz zu professionalisieren.

Aktionen wie Demonstrationen oder Streiks gegen die Entlassungen seien derzeit nicht geplant, sagte Gatewood. Die von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi angebotene Unterstützung werde man „nicht ablehnen, wenn sie ernst gemeint ist“.

Man wolle versuchen, „den Kontakt zum Betriebsrat wieder aufzunehmen“, kündigte daraufhin Landesbezirksleiterin Susanne Stumpenhusen an. Derzeit gebe es aber keine kontinuierliche Zusammenarbeit, räumte sie ein. Die Gewerkschaft hat bei dem Internetunternehmen nur 30 bis 50 Mitglieder. (Von Gerald Dietz)