MAZ 24.07.09

 

ERINNERUNG: Verbeugung vor dem Gründungsvater

Ruhestätte des ersten Kleinmachnower Bürgermeisters hergerichtet / Debatte um weitere Ehrengräber

KLEINMACHNOW - In Zukunft trägt die Gemeinde Kleinmachnow die Kosten für die Pflege des Grabes von Heinrich Funke auf dem Alten Friedhof an der Dorfkirche. Die neu gestaltete Ruhestätte des ersten Bürgermeisters und einzigen Ehrenbürgers von Kleinmachnow ist gestern von Bürgermeister Michael Grubert (SPD) und Vertretern des Heimatvereins der Öffentlichkeit präsentiert worden. „Heinrich Funke war einer der Gründungsväter unserer Gemeinde“, sagte Grubert. Im Sinne seines großen Vorgängers sei er angetreten, um die „Verstädterung“ Kleinmachnows zu verhindern. Grubert: „Funke war Verwaltungschef einer typischen Landgemeinde und diesen Charakter soll Kleinmachnow behalten.“

Seit einigen Jahren hatte sich der Heimatverein dafür eingesetzt, dass das Grab des Ehrenbürgers wieder in einen vorzeigbaren Stand gesetzt wird. „Mit der Hauptsatzung aus dem Jahr 2000 war klar, dass die Gemeinde Funkes Grab zu pflegen hat. Dennoch hat es lange gedauert, bis sich diese Erkenntnis durchsetzte“, so Heimatvereinsvorsitzender Rudolf Mach.

Die neue Bronzeplatte auf dem Grabstein kostete laut Gemeindeverwaltung 2400 Euro. Außerdem sei die Standsicherheit des Steins wiederhergestellt worden. In die gärtnerische Umgestaltung seien weitere 500 Euro investiert worden. Die künftige Pflege des Ehrengrabs übernimmt die Gärtnerei Schöwel.

Rudolf Mach wies gestern auch auf den schlechten Zustand des Alten Friedhofs hin. „Er muss insgesamt besser gepflegt werden.“ Der Heimatverein will nun auf die Evangelische Kirchengemeinde einwirken. Auf dem Alten Friedhof darf nicht mehr bestattet werden. Nur bei Nachfahren der Gutsbesitzerfamilie von Hake wird laut Mach eine Ausnahme gemacht.

„Wir wollen auch die Debatte um Ehrengräber auf dem Waldfriedhof wieder anstoßen“, kündigte Mach an. Es sei nicht hinzunehmen, dass Gräber prominenter Einwohner nach Ablauf einer bestimmten Frist dem Erdboden gleichgemacht würden, weil es zum Beispiel keine Familienangehörigen mehr gebe. Bürgermeister Grubert sicherte zu, dass im Haushalt 2010 mehr Geld für die Pflege des Waldfriedhofs eingestellt werde. „Die Sanierung des großen Holzkreuzes ist beschlossene Sache.“ (Von Jürgen Stich)

MAZ 24.07.09

Ehre, wem Ehre gebührt

Jürgen Stich über das Geschichtsverständnis der Kleinmachnower

Es hat lange gedauert, bis sich die Gemeinde Kleinmachnow dazu durchgerungen hat, das Grab ihres einzigen Ehrenbürgers Heinrich Funke zu pflegen. Dabei war sie nach der Hauptsatzung bereits seit dem Jahr 2000 dazu verpflichtet. Mit der eigenen Vergangenheit tut sich das boomende Gemeinwesen am Rande Berlins allerdings schwer. Der historische Dorfkern ist zerstört, die Zeit des Prominentenortes in der DDR ist vorbei und seit der Wende war kaum Gelegenheit, Luft zu holen, um die vielschichtige Historie wirklich aufzuarbeiten. Dabei ist kaum zu verstehen, dass zum Beispiel die Schriftstellerin Maxie Wander oder der legendäre Ortschronist Dieter Mehlhardt nicht längst zu Ehrenbürgern erklärt wurden. Und wenn es nur dazu dienen würde, ihre letzte Ruhestätten für nachfolgende Generationen zu erhalten.

Der völlig unzulängliche Zustand des Dorfkerns ist ein weiteres Beispiel. Ein schrittweise Wiederaufbau der historischen Gebäude wäre möglich, allein es fehlt der Wille und auch die Kenntnis bei den vielen Zugezogenen. Ein Ersatz für den neu entstandenen Rathausmarkt wäre der Gutshof zwar nicht, er würde aber das „liebliche Kleinmachnow“ verdeutlichen, von dem einst Fontane schwärmte, als er die Gegend bereiste.