MAZ 14.07.09
KLEINMACHNOW - Im Streit um das geplante Pflegeheim an der Kleinmachnower Förster-Funke-Allee hat sich nun erstmals der potenzielle Betreiber Senvital zu Wort gemeldet. Geschäftsführer Uwe Mikrikow zeigte sich dabei im Gespräch mit der MAZ besorgt über die Debatte in Kleinmachnow und die jüngsten Beschlüsse der Gemeindevertretung. „Ich finde es schade, dass unser inhaltliches Konzept für das Pflegeheim bislang keine Rolle in der Diskussion gespielt hat.“
Das Kölner Unternehmen Senvital betreibt in Deutschland bereits drei Pflegeeinrichtungen mit insgesamt rund 460 Betten. In Chemnitz ist es das Senioren- und Pflegezentrum „Niklasberg“ mit 180 Plätzen, in Essen die Seniorenresidenz „Am Colosseum“ mit 160 Plätzen. In dieser Größenordnung soll auch das Kleinmachnower Heim entstehen. „Wir wollen das Haus mit insgesamt 158 Betten einrichten, weil sich diese Größe für uns als wirtschaftlich tragfähiges Modell bewährt hat und wir dann auch die Qualität bieten können, die Senvital auszeichnet.“
Das Pflegeheim soll gegenüber des Rathausmarktes entstehen. Insbesondere die Dimension des 130 Meter langen, viergeschossigen Gebäudes hatte Anwohner und Gemeindevertreter zum Protest herausgefordert. Allerdings liegt ein gültiger Bebauungsplan für das Areal und inzwischen auch der genehmigungsfähige Bauantrag einer Investorengruppe vor. Überraschend brachte die Gemeinde am vergangenen Donnerstag nun einen neuen Bebauungsplan auf den Weg und belegte die Grundstücke mit einer Veränderungssperre. Bliebe es dabei, würde sich der Bau des Pflegeheims verzögern, das Projekt könnte sogar gänzlich scheitern.
Wie ein Sprecher der Investoren gestern erneut betonte, halten die Bauherren den einstimmigen Beschluss der Gemeindevertreter für rechtswidrig. „Wir werden unsere juristischen Möglichkeiten voll ausschöpfen, gegebenenfalls kommen auf die Gemeinde Kleinmachnow Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe zu.“ Dennoch wollen die Investoren den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen. „Entscheidend für uns ist aber, dass wir unseren Zeitrahmen einhalten können.“
Senvital-Chef Mikrikow kann sich den „Sinneswandel“ der Gemeindeverwaltung und von Bürgermeister Michael Grubert (SPD) ebenfalls nicht erklären. Grubert und einige Verwaltungsmitarbeiter hätten ihn noch am 2. Juli in Chemnitz besucht. „Wir haben gemeinsam unsere dortige Einrichtung besichtigt und Herr Grubert war begeistert.“ Der Bürgermeister habe dann seine volle Unterstützung für das Projekt in Kleinmachnow zugesagt.
Der Entscheidung für den Standort Kleinmachnow ist laut Mikrikow eine genaue Analyse vorangegangen. „Die Gemeinde ist geprägt von zahlreichen jungen Familien, die zugezogen sind.“ Es bestehe Bedarf an Pflegeplätzen, weil oftmals Eltern und Großeltern, die weit entfernt wohnen, „nachgeholt“ werden müssen. „Ich bin sicher, dass unsere Einrichtung gerade in solchen Fällen eine große Akzeptanz erfahren wird. Bislang gibt es vergleichbare Möglichkeiten nur in Berlin.“ Dabei dürfe die Größe des Heims nicht über den Qualitätsanspruch hinwegtäuschen, den Senvital an seine Heime stellt. „Die Pflegebedürftigen sind unsere Gäste und erhalten ein individuelles Angebot.“
In die architektonische Debatte über den Gebäuderiegel wolle er sich nicht einmischen, so Mikrikow. „Dennoch biete ich mich gerne als Moderator an.“ Über die Gestaltung des Gebäudes und der Fassade könne jederzeit gesprochen werden. „Das weiß auch der Bürgermeister und ich hoffe, dass wir auf diese Weise das Projekt wieder in die Spur bekommen.“ (Von Jürgen Stich)