MAZ 06.07.09

 

KULTUR: Erster Pinselstrich

In Kleinmachnow etabliert sich eine Kunstschule / Kulturkonzept in Arbeit

KLEINMACHNOW - Die Kleinmachnower Gemeindeverwaltung will bis Mitte August ein Kulturkonzept vorlegen. „Es ist vorgesehen, das Angebot an Veranstaltungsorten dezentral zu organisieren“, sagte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) am Rande der Eröffnung der Kunst- und Kulturwerkstatt Kleinmachnow e.V. am Samstag. Eine wichtige Rolle soll offenbar den Kammerspielen in der Karl-Marx-Straße zukommen.

Das ehemalige Kulturhaus der Gemeinde wird seit einigen Jahren von Eigentümer Karl-Heinz Bornemann privat als Kino betrieben. Die Gemeinde will das denkmalgeschützte Gebäude kaufen. Laut Bürgermeister Grubert sind die Verhandlungen auf gutem Wege. Der Verkehrswert der Immobilie sei ermittelt worden und den Fraktionen der Gemeindevertretung bekannt.

Wenn der Ankauf gelingt – nach Informationen der MAZ handelt es sich um eine Summe von rund 320 000 Euro –, würden auf die Gemeinde allerdings beträchtliche Sanierungskosten zukommen, um den Saal für Kino und Theater dauerhaft nutzen zu können. Die Rede ist von 2,5 bis drei Millionen Euro. Über mehrere Jahre verteilt, so sagen Gemeindevertreter, sei diese Summe durchaus „zu stemmen“.

Das Kulturkonzept listet im Süden des Gemeindegebiets außerdem das ehemalige Arbeiter- und Gärtnerhaus Zehlendorfer Damm 200 auf. In dem Gebäude am alten Dorfkern ist gerade das „Art Event“ zuende gegangen. Seit Jahren ist es als Domizil unter anderem für den Heimatverein im Gespräch. Im Dorfkern selbst plant die Evangelische Kirchengemeinde den Bau eines Veranstaltungssaals für bis zu 700 Besucher.

Das Fehlen von Räumen für Kunst und Kultur wird in Kleinmachnow seit langem beklagt. Der Bürgersaal im Rathaus sollte Abhilfe schaffen, reicht aber offenbar nicht aus. Ursprünglich war geplant, den Saal zu vergrößern. Die Betonung der „Dezentralität“ im Kulturkonzept deutet nun darauf hin, dass dieses Projekt vom Tisch ist. Das Haus „Toni Stemmler“ in der Hohen Kiefer, wo sich Seniorengruppen und der Heimatverein treffen, gilt ebenfalls als zu beengt, um weiteren Vereinen als Domizil zu dienen.

Ein Schlaglicht auf die Situation wirft das Schicksal des traditionsreichen Kunst- und Kulturvereins, der aus dem Joliot-Curie-Club hervorgegangen ist. Im Juni 2006 musste der Verein nach 40 Jahren seinen Sitz im „Erbschenken“ räumen. Seitdem werden Vorträge und Treffen an unterschiedlichen Orten organisiert. Wegen Mitgliederschwund ist die Existenz des Vereins inzwischen gefährdet.

Immerhin haben private Initiativen das kulturelle Leben in Kleinmachnow in den vergangenen Monaten wieder etwas in Schwung gebracht. So begeistert der neu gegründete Verein „Kult-Raum“ ein kleines Publikum von 50 bis 60 Personen im Kapuzinerweg 16 mit ausgewählter Kleinkunst. Wer seinen Stuhl selbst mitbringt, zahlt einen Euro weniger Eintritt.

Auch die am Samstag von Bürgermeister Grubert und Landrat Wolfgang Blasig (SPD) eröffnete Kunst- und Kulturwerkstatt entspringt privatem Engagement. Es ist der Beharrlichkeit von Leiterin Ines Engeßer zuzuschreiben, dass die Werkstatt ihre Arbeit im Erdgeschoss des gemeindeeigenen Hauses Meiereifeld 33 aufnehmen kann. 30 000 Euro hat die Gemeinde in die Sanierung investiert, der Verein muss keine Miete bezahlen. „Es ist zwar ein Provisorium, aber ich glaube, dass dieses Haus für einige Jahre für Kulturarbeit zur Verfügung steht“, so der Bürgermeister. Die Jugend- und Kulturstiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse finanziert das erste halbe Jahr. In einem Maleratelier, einer Keramik- und Holzwerkstatt können sich Kinder und Jugendliche ausprobieren. Ab Herbst bieten Ines Engeßer und eine Kollegin zusätzlich Fotokurse und Videoprojekte an.

Frauke Havekost von der Landesarbeitsgemeinschaft der Jugendkunstschulen wünschte sich in ihrer Rede mehr Unterstützung von der Gemeinde. „Es ist zwar bemerkenswert, dass hier Verein und Kommune gemeinsam agieren, doch das kann nur die erste Etappe sein.“ Insbesondere müssten Kunstpädagogen eingestellt werden. „Die künstlerische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen darf sich nicht nur auf die Musikschulen beschränken.“ (Von Jürgen Stich)