MAZ 27.06.09
KLEINMACHNOW/NEUSEDDIN - Während schnelllebige Shopping-Center immer mehr unsere gebaute Umwelt bestimmen, gewinnen Bauten der Gemeinschaft mit der steigenden Kommerzialisierung des öffentlichen Raums an gesellschaftlicher Bedeutung: Sie bieten konsumfreie Räume für jeden Bürger. Über ihren Zweck für Bildung, Kultur, Sport und Versammlung hinaus haben diese Bauten soziale Funktion, die Menschen einer Gemeinde oder eines Quartiers zusammenzu bringen. Als Orte der Identifikation gilt ihrer Gestaltung das besondere Interesse der Öffentlichkeit. Oft besitzen sie Vorbildcharakter, neuerdings auch in puncto Ökologie und Nachhaltigkeit.
Die Freie Waldorfschule in Kleinmachnow wird stark von elterlichem Engagement getragen und ist deshalb im Gemeindeleben fest verwurzelt. Das Schulgelände bildet neben der Hakeburg und der Internationalen Schule eine der drei Inseln, die in das Grün des Seebergs eingebettet sind. Die Waldorfschule erweckt den Eindruck eines gemütlichen Dorfes. Kein großes Schulhaus findet sich hier, sondern eine Schar kleiner Pavillons, zumeist provisorische Containerbauten. Ein zentral gelegener Bau deutet auf die künftige architektonische Qualität des Schulcampus hin, der nach und nach entwickelt wird: das „Arche“ genannte Mehrzweckgebäude. Die Architekten Markus Löffler und Robert Kerbl erdachten das Konzept des multifunktionalen Hauses als Keimzelle der wachsenden Schule. Das ökologisch in Holz errichtete Gebäude fasst einen Saal für 300 Personen, der durch Schiebewände in Mensa, Unterrichts- und Probenräume gedrittelt werden kann. Hinzu kommen flexibel nutzbare Räume für EDV und Bibliothek. Geschäftsführerin Katrin Falbe freut sich, dass der attraktive Neubau der Schule kräftig Schwung gegeben hat. Mit der Farbgestaltung der hölzernen Außenhaut nahmen Schüler, Eltern und Lehrer ihre Arche gemeinsam in Besitz.
Auch das Feuerwehrgerätehaus in Neuseddin ist ein reiner Holzbau und stellt für diese Bauaufgabe ein Novum dar. Die Architekten Roswag & Jankowski hatten verschiedene Konstruktionen unter wirtschaftlichen und ernergetischen Aspekten verglichen. Der Holzbau zeigte die besten Resultate. Da das Gebäude einer Freiwilligen Feuerwehr nur temporär genutzt wird, war es Ziel, das im Winter niedrig temperierte Haus, bei Bedarf rasch aufheizen zu können. Möglich wird dies durch eine effiziente Gebäudetechnik, mit der das hoch gedämmte Gerätehaus rechnerisch als Passivhaus gilt. Bürgermeister Axel Zinke ließ sich von dem innovativen Konzept der Architekten überzeugen und setzte es gegen die Bedenken in der Gemeinde durch. Das Resultat überraschte auch die Skeptiker. So musste der helle Schulungsraum schon mehrfach für Gemeindeversammlungen herhalten. Durch die frühzeitige Einbindung in die Planung, erhielten die Feuerwehrleute ein funktional optimiertes Gebäude. Der sorgfältig gesetzte Winkel aus Fahrzeughalle und Versammlungstrakt ist auch städtebaulich ein Gewinn für Neuseddin, gibt er dem Ort an zentraler Stelle ein markantes Gesicht.
Info Freie Waldorfschule: Am Hochwald 30, Kleinmachnow. Feuerwehrgerätehaus: Kunersdorfer Straße 3, Neuseddin. Geöffnet am 28. Juni, 13-18 Uhr.
www.ak-brandenburg.de. (Von Peter Neideck)