MAZ 22.06.09
KLEINMACHNOW -
„Yes we can“,
sagte sich die Gemeindeverwaltung, holte sich einen organisationserprobten
Theatermann und Journalisten ins Boot und ging erstmals in eigener Regie an den
Start zum diesjährigen ganz besonderen Schleusenfest. Regional und nicht
kommerziell sollte an den Mauerfall vor 20 Jahren und den wieder ungehinderten
Schiffsverkehr erinnert werden.
Dies geschah zum Beispiel sehr eindrucksvoll mit einer
Ausstellung großflächiger Fotos von Bernd Blumrich
aus den Jahren 1989/90. Trabant-Stau auf der A115, Visa-Menschenschlangen
vor dem Teltower Polizeirevier und andere Aufbruchsszenen waren da zu sehen.
Rückseitig informierten Grafiken über Grenzverlauf und Todesschüsse am
Teltowkanal.
In die gemeinsam mit den Bürgermeistern Kleinmachnows und
Stahnsdorfs, Michael Grubert und Bernd Albers als
Museum und technisches Denkmal eröffnete historische Straßenbahn der Linie 96
waren schon am Samstagvormittag zahlreiche Besucher eingestiegen, noch während
Teltows Heimatvereinsvorsitzender Peter Jaeckel die
Scheinwerferlampen putzte. „Schön, dass sie jetzt wieder hier an der Endstation
steht. Ich bin früher mit der 96 immer von Seehof ins Zentrum zum Einkaufen
gefahren, bevor wir einen Konsum bekamen“, sagte die Teltowerin Erika Linow erfreut.
Auf dem Fest insgesamt ging es recht beschaulich zu. Man
konnte auf der Festwiese gemütlich ein Bier trinken, dem musikalischen Frühschoppen
der Jazz Kapelle Kleinmachnow lauschen oder sich bei Sängerin Katharina
Richters Claire-Waldoff-Imitation „Wer schmeißt denn
da mit Lehm“ amüsieren. Technisch Interessierte beteiligten sich an
Schleusenführungen, und was wäre ein Fest an einem zu aktiver Erholung
einladenden Kanal ohne einen Wanderruderclub? Vorsitzender Stefan Biastock lud die Gäste mit Erfolg zum Proberudern ein. Der
Alpenverein warb um Spenden für einen 15 Meter hohen Kletterfelsen, der am
Kleinmachnower Rathausmarkt entstehen soll.
Vor allem Männer und Jungen interessierten sich für
moderne Straßenreinigungstechnik des Bauhofes Kleinmachnow, und am Stand des
Industriemuseums Teltow mit Exponaten aus dem ehemaligen GRW erinnerte sich
manch Älterer an seinen früheren Beruf. Andrang herrschte oft an den beiden im
Einsatz befindlichen Motorbarkassen. Mit „Pyrol“ fuhr
man drei Kilometer Richtung Berlin zur Teltow-Werft, ein „Maueropfer“ anderer
Art, heute nur noch Gras, Rost und Beton. Geduldig erzählte der einstige
Technische Leiter Sigesmund Seifert (79) über den
immensen Schiffbau bis 1961.
Wer andererseits die „Müggelsee“
bestieg, konnte das Schleusen pur erleben. „An der Schleuse ist vieles schön
alt und es geht auch alles noch schön langsam“, kommentierte das Stahnsdorfer
Ehepaar Mattheus das ungewohnte Rauf und Runter in der Kammer.
Abends begeisterten neben Filme wie „Das Leben der
Anderen“ und „Das Wunder Berlin“ Fahrten mit dem MS „Moby
Dick“ und Feuerwerk.
Händels Wasser- beziehungsweise Feuerwerksmusik dazu war
wohl unbewusst über „20 Jahre Mauerfall“ hinaus zugleich eine Hommage an den
Komponisten anlässlich seines 250.Todestages. (Von Armin Klein)
MAZ 22.06.09
Das Schleusenfest an der Kleinmachnower Schleuse entwickelt sich offensichtlich zu einem jährlichen Höhepunkt in der Teltower Region. So strömten am vergangenen Wochenende wieder zahlreiche Menschen an den Teltowkanal, um einen Blick hinter die geheimnisvollen Mauern des ehrwürdigen Denkmals zu werfen und seine Funktionsweise selbst zu erfahren. Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert ist optimistisch, dass das Fest zu einer Tradition in seiner Gemeinde wird.
Doch es kann viel mehr sein als nur eine Kleinmachnower Attraktion, auch wenn die Gemeinde in diesem Jahr erstmals die Veranstaltung ausgerichtet hat. Als Verbindungsstück zwischen Kleinmachnow und Stahnsdorf mit einer historischen Straßenbahn, die einst nach Teltow fuhr, zeigt das Schleusenensemble, wie eng die drei Kommunen als Region miteinander verknüpft sind.
Ihre Einwohner haben am Wochenende am Teltowkanal gemeinsam den Mauerfall und den wieder freien Schiffsverkehr seit zwanzig Jahren gefeiert. Wenn die Schleusenfeste dazu beitragen, noch manche vorhandene innere Mauer zwischen den Kommunen zu überwinden, könnte die Kleinmachnower Schleuse ein großes Symbol einer fest miteinander verbundenen Region sein.