MAZ 05.06.09
KLEINMACHNOW - Die Maxim-Gorki-Gesamtschule
in Kleinmachnow arbeitet mit Hochdruck an einem neuen Profil – man könnte auch
sagen: an einem besseren Ruf als früher. Gestern präsentierte die Lehranstalt
voller Stolz die Früchte eines seit anderthalb Jahren laufenden
Austauschprogramms. Nachdem im vergangenen Jahr 15 Gorkianer nach Atlanta im
US-Staat Georgia geflogen waren, weilen derzeit zehn Schüler der Lakeside
Highschool in Kleinmachnow – untergebracht sind sie in Familien. Es ist der
erste Gegenbesuch in diesem Programm.
Gestern stellten die US-Schüler ihre Heimat und ihre
Schule in der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula vor. Die kulturellen Unterschiede
traten – am Tage des Obama-Besuchs in Deutschland – offen zu Tage. So
verkündeten die Amerikaner im Brustton der Überzeugung: „Wir sind sehr
patriotisch“ und erläuterten, wann bei Sportveranstaltungen die Nationalhymne
gesungen wird. An deutschen Schulen gehört der Fahnenappell bekanntlich nicht
zum Curriculum. Auch haben die US-Girls und Boys – das zeigte eine Vorstellung
des Spielmannszuges („Marching Band“) – ein unverkrampftes Verhältnis zu
Marschmusik. Allerdings erinnert die auch nicht an „Preußens Gloria“. Denn es
gehört zum Stolz von Schul- oder Unviversitäts-Spielmannszügen in den USA,
moderne Popsongs für Blas- und Schlagbesetzung zu arrangieren. Zuletzt war, so
berichtete eine Schülerin, Michael Jacksons „Thriller“ dran.
Apropos musikalische Heimatverbundenheit: der Bundesstaat
Georgia hat, wie ein Schüler darlegte, eine der berühmtesten Regionalhymnen
weltweit: „Georgia on my mind“ von Ray Charles. Im Vergleich dazu fällt das
Brandenburg-Lied des Komödianten Rainald Grebe etwas selbstkritischer aus.
Darin mokiert sich der Kabarettist über rassistische Mitmenschen. Allerdings:
Ray Charles hatte in den 60ern in vielen Hallen Auftrittsverbot in Georgia –
wegen seiner Hautfarbe.
Dass die Südstaatler in der Lakeside Highschool mit diesem
Erbe gebrochen haben, betonten die Austauschschüler. So sieht der Lehrplan
regelmäßig Veranstaltungen zur Geschichte und Stellung von Afro-Amerikanern
vor.
Was keinem Besucher von Atlanta passieren sollte: Pepsi
bestellen. Denn Coca-Cola wurde „in Atlanta geboren“, wie eine Schülerin
darlegte. Die Welt verdankt dem sumpfreichen Georgia auch die Existenz einer
24-Stunden-Waffel-Kette („Whaffle House“) und eines Hühnchenkonzerns. Eine
Lakeside-Schülerin verteilte papierene Haarschiffchen mit „Whaffle-House“-Emblem.
Die Mindestlohn-Diskussion, so konnte man an dieser unbedarften Geste erkennen,
spielt sich ausschließlich diesseits des Atlantiks ab.
Organisiert hat Lehrerin Simone Rumpel das
Austauschprogramm. Sie hat eigens einen Atlanta-Austausch-Club gegründet, in
dem Schüler von der neunten bis zwölften Klasse mitwirken. Sie haben für den
Besuch in Amerika im Herbst Kuchenbasare und Spendensammlungen organisiert. Da
auch das staatliche Schulamt, eine Stiftung, die Gemeinde Kleinmachnow und
Sponsoren Geld beisteuerten, mussten die Eltern der deutschen Schüler nur etwa
zwei Drittel dert Reisekosten selbst zahlen – Gesamtsumme: 1000 Euro für zwei
Wochen. Den Kontakt zu der Schule in Georgia hat Lehrerin Rumpel privat
geknüpft. Sie blieb in Verbindung mit einer Referendarin der Gorki-Schule, die
vor vielen Jahren in die Vereinigten Staaten auswanderte.
Die Gorki-Schule ist derzeit dabei, viele neue
Programmpunkte anzubieten. Vor allem soll die Einrichtung ab dem übernächsten
Schuljahr Ganztagsschule werden. Das Konzept ist gerade in Arbeit. (uw)