MAZ 24.03.09

 

VERKEHR: Verluste von vielen Millionen Euro

S-Bahn-Freihaltetrasse stößt in Stahnsdorf auf Widerstand / Anwohner: "Beschlüsse rechtswidrig"

STAHNSDORF - Der für die Zukunft geplante „Ringschluss“ der S-Bahn von Teltow über Stahnsdorf und Kleinmachnow-Dreilinden bis nach Wannsee stößt bei zahlreichen Stahnsdorfern auf heftigen Widerstand. Insbesondere die Anwohner im Bereich der Bahnhof- und Friedrich-Naumann-Straße wehren sich dagegen, dass vor ihrer Haustür eine „Freihaltetrasse“ planerisch festgesetzt wird. Wie berichtet, hatte die Gemeinde zwar die Planung einer „ÖPNV-Freihaltetrasse“ zugunsten eines „Grünzugs mit Radwegeverbindung“ aufgegeben, doch für die „Interessengemeinschaft gegen die Freihaltetrasse“ ist das lediglich ein „Etikettenschwindel“.

Bis der Bebauungsplan für den Grünzug abgeschlossen ist, gilt nun für die Grundstücke der „Freihaltetrasse“ eine Veränderungssperre. In der jüngsten Sitzung der Gemeindevertreter ist sie um ein weiteres Jahr verlängert worden. Für Andreas Krohn und seine rund 50 Mitstreiter der Interessengemeinschaft ist dies ein „rechtswidriger Beschluss“. Die Verlängerung sei nur dann möglich, wenn „besondere Umstände“ vorliegen. „Wir hatten Gespräche mit dem Bürgermeister und Gemeindevertretern, aber niemand wollte unsere Argumente hören.“

Krohn rechnet mit rund 200 Grundstücken und 800 Stahnsdorfern, die von der Trassen-Planung betroffen sind. Bauland werde zu Grünland umgewandelt. Nach einem Wertgutachten, das die Interessengemeinschaft in Auftrag gegeben hat, entstehen den Eigentümern insgesamt finanzielle Verluste in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags. „Wenn wir uns, was in einem solchen Fall möglich wäre, zwangsenteignen lassen“, so Krohn, „dann muss uns die Gemeinde Stahnsdorf entschädigen.“

Gegen den Bebauungsplan im Bereich des geplanten Grünzugs hat die Interessengemeinschaft bereits Widerspruch eingelegt. Eine Klage beim Oberverwaltungsgericht sei möglich, so Krohn, ein Urteil aber nicht vor 2010 zu erwarten. „Deshalb werden wir uns zunächst an die Kommunalaufsicht des Landkreises wenden.“ Die Behörde soll den Beschluss zur Verlängerung der Veränderungssperre prüfen.

Bürgermeister Bernd Albers, angesprochen auf die Proteste, gab sich der MAZ gegenüber wortkarg. „Ich muss das Gemeinwohl im Blick haben und gegen Einzelinteressen abwägen“, sagte er. Zu diesem „beinahe laufenden Verfahren“ wolle er sich ansonsten aber nicht äußern. (Von Jürgen Stich)