MAZ 17.03.09

 

POLITIK: Wahlverlierer im Clinch

„"ürgerliches Lager" gerät nach Kleinmachnower Wahl in heftigen Streit

KLEINMACHNOW - Am Tag nach der ersten Runde der Bürgermeisterwahl in Kleinmachnow bestimmen gegenseitige Schuldzuweisungen der unterlegenen Parteien sowie der Wählergemeinschaften die politische Diskussion im Ort. Es sei ein Fehler gewesen, so der Tenor, dass man nicht Bündnisse geschmiedet und damit die Chance ergriffen habe, sich durch gemeinsame Kandidaten zu stärken.

Wie berichtet, hatten sich Michael Grubert (SPD) mit 25,16 Prozent und Klaus-Jürgen Warnick (Linke) mit 20,44 Prozent durchsetzen können. Sie treffen am 29. März in einer Stichwahl erneut aufeinander. An dritter Stelle folgte CDU-Kandidat Bernd Krüger mit 18,63 Prozent.

Der mit 7,44 Prozent der Stimmen abgeschlagene Wolfgang Jordan, den die FDP ins Rennen schickte, bezeichnet sein Abschneiden als „enttäuschend“. „Offenbar“, so Jordan, habe er zu manchen Bevölkerungsgruppen „keinen Zugang gefunden“. Nach dem gescheiterten Versuch, einen gemeinsamen Kandidaten mit Bündnisgrünen, BIK und WIR aufzustellen, habe man sich an die Wählergemeinschaft WIR gewandt, erläutert Jordan. Doch WIR hätten sich mit der Forderung „alles oder nichts“ positioniert.

Alexander Fountis, Vorsitzender von WIR, entgegnet darauf im Gespräch mit der MAZ: „Wir wollten keine Taktirerei zwischen FDP und Grünen. Aus unserer Sicht war zudem klar, nur ein unabhängiger Kandidat hat Chancen.“

Es sei „sehr schade, dass der Wählerwille nun in Kleinmachnow nicht umgesetzt wird“, analysiert Fountis. Man müsse bedenken, dass über 50 Prozent Grubert und Warnick nicht gewählt haben, „die Mehrheit spiegelt sich im Ergebnis also nicht wider“. Der WIR-Kandidat Arnim von Wnuk, der mit 17,32 Prozent dicht an die Dreier-Führungsriege herankam, äußert sich persönlich zwar „sehr zufrieden“: „Wir gehen aus der Wahl gestärkt hervor“. Dennoch räumt von Wnuk ein, es sei ein Fehler gewesen, dass es seiner Wählergemeinschaft nicht gelungen sei, die Differenzen bei der Kür eines möglichen gemeinsamen Kandidaten zu überwinden. Eine Wahlempfehlung werde es nicht geben, sagten Fountis und von Wnuk. Auch FDP-Mann Jordan sieht keinen Wunschkandidaten in der Stichwahl: „Beide sind schlecht geeignet“, sagte er der MAZ.

Noch schärfer formulierte es der gescheiterte CDU-Kandidat Bernd Krüger: „Es ist eine schlimme Konstellation, die sich zur Stichwahl anbietet.“ Weder Grubert noch Warnick stünden für einen Wandel in der Kleinmachnower Politik. Es habe zwar eine bürgerliche Mehrheit gegeben, „doch wir haben es nicht geschafft, sie bei dieser Wahl zu organisieren“, so Krüger.

Kritik übte der CDU-Politiker insbesondere an der FDP. Diese habe einen Kandidaten ins Rennen geworfen, obwohl er chancenlos gewesen sei, nur um sich für den Bundestagswahlkampf zu profilieren. „Hätte die FDP mich unterstützt, hätte es gereicht.“

Eine Neuausrichtung in der Gemeindepolitik erwartet auch Cornelia Behm nicht. Die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete hatte mit elf Prozent schwächer als erwartet abgeschnitten. Sie bezweifelt, dass der künftige Bürgermeister mehr Transparenz und Mitwirkung der Bürger durchsetzen wird. „Die etablierten Parteien haben gewonnen, weil unser Lager es nicht geschafft hat, sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen.“

Wahlsieger Michael Grubert (SPD) bereitet sich unterdessen auf einen weiteren „engagierten“ Wahlkampf vor: „Ich werde um jede Stimme kämpfen“, sagte Grubert und meint das durchaus wörtlich: 2650 Kleinmachnower habe er bereits zuhause besucht, an weiteren 900 bis 1000 Türen will er bis zur Stichwahl noch anklopfen. Punkten will Grubert bei den Wählern dabei insbesondere durch sein „Bemühen um ein grünes Kleinmachnow und eine klimafreundliche Politik“. (Von Konstanze Wild und Jürgen Stich)