MAZ 03.03.09

 

VERKEHR: S-Bahn in die Region bleibt Utopie

Stammbahn-Trasse wird nicht geprüft

REGION TELTOW - Die S-Bahn Berlin GmbH sieht derzeit keine Notwendigkeit, den Bau neuer Strecken in der Teltower Region voranzutreiben. „An solchen Gerüchten ist nichts dran“, sagte der Sprecher des Verkehrsunternehmens, Ingo Priegnitz, gestern der MAZ. Dagegen hatte das brandenburgische Infrastrukturministerium der „Schutzgemeinschaft Stammbahn e.V.“ vor wenigen Tagen schriftlich bestätigt, dass die S-Bahn GmbH „im Rahmen ihrer konzeptionellen Überlegungen aktuell einen S-Bahn-Betrieb auf der Potsdamer Stammbahn“ prüfe. Über das Ergebnis werde das Ministerium die Schutzgemeinschaft informieren. „Eine solche Prüfung kann ich nicht bestätigen“, so Priegnitz. Auch die Verlängerung der S-Bahn-Strecke von Teltow nach Stahnsdorf oder der Wiederaufbau der „Friedhofsbahn“ von Wannsee nach Stahnsdorf seien derzeit keine Themen bei der S-Bahn GmbH.

Die Schutzgemeinschaft, die sich gegen den Wiederaufbau der Stammbahn als Regionalbahnstrecke ausspricht, hatte beim Ministerium nach dem Stand der Planungen gefragt. Aus „gesamtwirtschaftlicher Sicht“ sei eine Wiederinbetriebnahme der stillgelegten Bahnstrecke „derzeit nicht zu rechtfertigen“, heißt es nun in der Antwort vom 25. Februar. Allerdings seien sich Berlin und Brandenburg darin einig, die Trasse freizuhalten, falls sich die Situation in der Zukunft ändern sollte.

In dem Brief bringt das Ministerium auch eine S-Bahn-Variante auf der Strecke der Stammbahn ins Spiel. Diese wird seit einiger Zeit auch von den Befürwortern des Wiederaufbaus der Stammbahn favorisiert. Von Zehlendorf könnte die S-Bahn auf der alten Trasse bis nach Düppel/Kleinmachnow und weiter bis Dreilinden verlängert werden. Bahn-Sprecher Priegnitz mahnt indes zur realistischen Sicht auf die Dinge. Immerhin habe das Unternehmen vor einigen Jahren die S-Bahn von Lichterfelde bis nach Teltow geführt. „Doch mit der Entwicklung der Teltower Strecke sind wir überhaupt nicht zufrieden.“ Im Vergleich mit den ebenfalls in Brandenburg neu eingerichteten Stationen in Henningsdorf und Erkner, sei das Fahrgastaufkommen in Teltow enttäuschend. „Wir haben keine Erklärung dafür“, so Priegnitz. Sein Eindruck sei aber, dass die Kommunen am Teltowkanal zu stark auf den Straßenbau setzten und die Etablierung des schienengebundenen Verkehrs erschwerten.

Priegnitz kritisierte auch die schlechte Anbindung der S-Bahn-Stationen mit Bussen. „Erst wenn diese Dinge optimiert sind und ein echter Bedarf an neuen Stationen in der Teltower Region sichtbar wird, werden wir aktiv.“ (Von Jürgen Stich)

MAZ 03.03.09

Tellerrand

Jürgen Stich über Bahn-Projekte, die noch unausgereift sind

Die Vorschläge zur besseren Anbindung der Teltower Region an die Schiene sind zahlreich. Ins Gespräch gebracht werden der Wiederaufbau der „Friedhofsbahn“ von Wannsee zum Südwestkirchhof Stahnsdorf, die Verlängerung der S-Bahn von Teltow zum Stahnsdorfer Gewerbegebiet und, wenn konsequent weitergedacht wird, die Verknüpfung dieser beiden Linien zum viel beschworenen „Ringschluss“. Darüberhinaus spukte lange Zeit die „Stammbahn“ von Potsdam nach Berlin in den Köpfen herum. Seit sich die Wiederinbetriebnahme dieser Regionalbahnstrecke indes als unwirtschaftlich erwies, soll es nun auf derselben Trasse nur noch eine S-Bahn von Zehlendorf nach Dreilinden sein. Symphatisch ist auch die Idee, eine Straßenbahn von Lichterfelde über Teltow und Stahnsdorf nach Kleinmachnow und Potsdam zu führen. Der vielstimmige Chor hat leider zur Folge, dass keines der Projekte wirklich vorankommt, zumal die Berliner S-Bahn GmbH finanzielle Risiken scheut. Dringend notwendig ist deshalb eine technische „Vernetzung“ der einzelnen Vorschläge. Andere Regionen in Deutschland machen es vor: Kombi-Bahnen fahren dort auf unterschiedlichen Schienensystemen. Der Blick über den Tellerrand würde die Teltower Region weiterbringen.