MAZ 18.02.09

 

BILDUNG: Trompete nur mit Schneidezähnen

Musikschule "Engelbert Humperdinck" fördert Talente in großer Zahl

KLEINMACHNOW - Noch nie so zahlreich und noch nie so erfolgreich beteiligten sich die Musikeleven aus Mittelmark in diesem Jahr am Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ in Rathenow. Von den 49 Teilnehmern gewannen 22 erste Preise, neun erhielten zweite Preise und weitere fünf durften sich über dritte Preise freuen.

Dabei mussten sich die Mittelmärker gegen den musikalischen Nachwuchs aus Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, der Prignitz, Havelland, Teltow-Fläming, Uckermark und den Städten Potsdam und Brandenburg durchsetzen. 14 Schülerinnen und Schüler der Kreismusikschule „Engelbert Humperdinck“ werden nun Ende März zum Landeswettbewerb nach Cottbus fahren.

Mit welcher Freude, aber auch Ernsthaftigkeit an der Schule gearbeitet wird, spürt der Besucher bereits beim Betreten des Kleinmachnower Haupthauses in der Straße „Am Weinberg“. Kinder wuseln aufgeregt durch die Gänge, um ihre Stunde nicht zu verpassen. Aus den abgedichteten Übungsräumen dringen gedämpfte Töne, Lehrerstimmen sind zu hören, Kinderlachen und die ein oder andere Melodie.

Judith und Gabriel Rosenbach, Lionel Steinbrich und Karoline Achilles haben sich ganz oben unterm Dach versammelt. Am Ende des Raums auf einer kleinen Bühne steht ein Flügel, in lockerer Runde erzählen die Schüler aus ihrem jungen Musikerleben. Mit jeweils 25 Punkten haben das Duo Judith (Violine) und Leonel (Klavier) sowie als Solisten Karoline (Gitarre) und Gabriel (Trompete) das Maximum beim Regionalwettbewerb erreicht. Tägliches Üben – zwischen 30 Minuten und eineinhalb Stunden – gehört für alle vier Schüler zum Alltag, dazu kommt noch der wöchentliche Unterricht an der Kreismusikschule.

Die größte Erfahrung bringt die 13-jährige Karoline mit, die seit über sieben Jahren Gitarre spielt. 2007 errang sie in einem Quartett bereits einen ersten Preis beim Bundeswettbewerb. „Lieblingskomponisten habe ich nicht“, sagt sie, erzählt dann aber von einigen modernen Stücken, die sie mag. „Am Anfang ist das gewöhnungsbedürftig, erst mit der Zeit merke ich, dass die einzelnen Sätze zusammenpassen.“

Wie Karoline, die ihren ersten Unterricht bei der Mutter bekam, stammen auch die drei anderen Schüler aus Familien, in denen Musik eine große Rolle spielt. Judith startete mit Klavier, Bruder Gabriel bekam eine Geige in die Hand. „Ich war neidisch auf meinen Bruder, weil ich selbst Geige lernen wollte“, sagt die 9-Jährige. Es traf sich gut, dass Gabriel sich schließlich für Trompete entschied. „Ich musste aber erst auf meine Schneidezähne warten.“ Mit sechs Jahren wuchsen die Beißer, ohne die das Mundstück der Trompete nicht zu halten war. „Von Anfang an produzierte Gabriel einen klaren Ton“, schwärmt Musiklehrerin Anja Hannemann noch heute von dem 12-jährigen Talent.

Schwester Judith hat sich inzwischen den 9-jährigen Lionel als Partner „geangelt“. Der Blondschopf erlebte in Rathenow seinen ersten Wettbewerb „Jugend musiziert“ und war, wie er freimütig erzählt, „ziemlich nervös“. Duo-Partnerin Judith hatte aber „gleich ein gutes Gefühl“. Lionel habe „das sehr gut gepackt“, lobt sie. Im kommenden Jahr wollen die beiden wieder zusammen antreten, allerdings soll ein drittes Instrument dazukommen. „Ich habe da schon ein Cello im Blick“, sagt Judith, alles weitere bleibt ihr Geheimnis. (Von Jürgen Stich)