MAZ 14.02.09
TREUENBRIETZEN - Die Redner mussten sich beeilen. „Jeder hat nur eine begrenzte Zeit, die Liste ist so lang“, erklärte Maia-Chef Bernd Schade die Spielregeln. Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Potsdam-Mittelmark fungierte bei der großen Abschiedsfeier für Landrat Lothar Koch (SPD) gestern im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen als Conferencier.
„Das ist ein Tag, den man nicht so schnell vergessen wird“, resümierte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Der Landkreis und Koch würden ganz einfach zusammengehören, befand der Landesvater. „Sie sind ein Ding, und nun geht er“, stellte Platzeck in seiner Dankesrede fest und lobte die Verdienste des langjährigen Verwaltungschefs. „Er hat die Verwaltung fast aus dem Nichts aufgebaut, das war Learning by Doing in reinster Form.“
Mehrere hundert Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung waren in den Festsaal des alten Gutshofes gekommen, um sich von Koch zu verabschieden, darunter auch langjährige Weggefährten. Bei Kräuterschaumlachs mit Räucherforelle, Schweinsfilet im Speckmantel und einem Mango-Minz-Salat ließen sie mit warmen Worten das Werden und Wirken Kochs Revue passieren.
Mit „groß, umsichtig und weitsichtig“, versuchte sich Land- und Kreistagsabgeordnete Susanne Melior in Superlativen bei der Beschreibung ihres Parteifreundes. Dieser habe frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und die „Pflöcke für den Sitz der Kreisverwaltung in Belzig eingehauen“, so die Politikerin.
Beeindruckt von Koch als Pünktlichkeitsfanatiker und regelmäßiger Morgenspaziergänger zeigte sich Friedrich-Wilhelm von Rauch. „Menschen mit einem klaren Koordinatensystem verschlafen nie“, sagte der Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Koch sitzt in deren Vorstand.
Einen Rucksack voller guter Wünsche, mit Kompass, Müsliriegel und Thermoskanne bekam der Landrat von seinen Mitarbeitern zum Abschied. Koch gab sich angesichts all der Nettigkeiten eher bescheiden. „Das, was heute über mich gesagt wurde, ist nicht meine Leistung, sondern die meines Teams.“ Auf Lothar Koch warten nun neue Aufgaben. Am 12. März wird er zum ersten Mal als Vorsitzender die Kreistagssitzung leiten.
So recht Kritik üben wollte keiner der Anwesenden am gestrigen Jubeltag für Lothar Koch. Die jüngst enthüllte engen privaten Kontakte des Landrats zum früheren Stasi-Oberst Axel Hilpert waren dennoch ein Gesprächsthema. „Es ist ja nicht zu übersehen, dass es Beziehungen aus Vorwendezeiten gibt“, erklärte CDU-Kreistagsabgeordneter Ludwig Burkardt am Rande der Veranstaltung in einem MAZ-Gespräch. Die offensichtlichen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit dem Bau von Hilperts Ressort am Schwielowsee bezeichnete Burkardt als einen Skandal. „Es ist für mich klar, dass das Ressort nicht aus reiner Wohltätigkeit entstanden ist.“ Manche seien eben „gleicher als andere“. Auch die Geschäftsfreunde von Hilpert seien keine unbeschriebenen Blätter, so der Unionspolitiker und Vize-Fraktionschef. Es sei Sache des Kreistages, die Verbindungen zu hinterfragen.
Hans-Peter Goetz, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Kreistag, bezeichnete die jüngsten Erkenntnisse über die Beziehung von Koch zu Hilpert ganz offen als „wenig überraschend“. Es sei immer ein Problem, mit Menschen umzugehen, die anderen in der Vergangenheit Schaden zugefügt hätten, sagte er in Hinblick auf Kochs Kontakte zu Hilpert. „Ich habe allerdings Verständnis für den Landrat, dass er mit Investoren spricht.“ Persönliche Beziehungen seien in solch einem Amt jedoch „immer schwierig“.
Am kommenden Montag hat Nachfolger Wolfgang Blasig (SPD) seinen ersten Arbeitstag im Belziger Landratsamt. „Gestaltungschancen müssen in die Hand genommen werden, sie kommen nicht von allein“, riet Platzeck seinem früheren Schulkameraden zu Forschheit. Der bisherige Kleinmachnower Bürgermeister war am Donnerstagabend von „seinen“ Gemeindevertretern offiziell verabschiedet worden.
„Für Kleinmachnow geht eine Ära zuende“, sagte bei dieser Gelegenheit Parlamentschef Klaus Nitzsche. Blasig habe in dem „schwierigen Ort“ dafür gesorgt, dass Ost- und Westdeutsche eine Heimat gefünden hätten. Als Bürgermeister habe Blasig zwar oft „im Kreuzfeuer der Kritik“ gestanden, doch mit stoischer Gelassenheit immer den richtigen Weg gefunden.
„Der Kapitän verlässt das Schiff und wechselt auf ein größeres“, so beschrieb Blasig seine Situation. Er habe aber das Schiff „Kleinmachnow“ auf den richtigen Kurs und in sicheres Fahrwasser gelenkt. Darauf könnte sein Nachfolger im Bürgermeisteramt aufbauen, dem er viel Glück und gutes Gelingen wünschte. (Von Hermann M. Schröder)