MAZ 13.02.09
BELZIG - Ein Denkmal für Lothar Koch (SPD) ist (noch) nicht in Arbeit. Immerhin ist er der erste Verwaltungschef des Landkreises Potsdam-Mittelmark gewesen. Nach 18 Jahren an dessen Spitze wird er heute mit einem Festakt verabschiedet.
Während der politischen Wende war der Ingenieur für Nachrichten- und Informationstechnik zur Politik gekommen. Nach der Erfahrung eines Westbesuchs gründete der Vater von zwei inzwischen erwachsenen Kindern 1989 in seiner Heimatstadt Brück zunächst eine Bürgerinitiative, um etwas zu verändern, und ist schon vor der ersten freien Kommunalwahl 1990 vom Runden Tisch sowohl in den Kreistag als auch in den Rat des Kreises Belzig kooptiert worden.
Nun räumt er den Chefposten im Landratsamt Belzig, von wo er den 1993 durch Zusammenschluss der Landkreise Belzig, Brandenburg und Potsdam entstandenen der Fläche nach drittgrößten Landkreis der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich geformt hat.
„Potsdam-Mittelmark ist für die Zukunft gut aufgestellt“, bescheinigt Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Objektive Bedingungen, wie die günstige Lage im Südwesten von Berlin, sind dafür ausschlaggebend. Mithin wussten Lothar Koch und Mitstreiter die Voraussetzungen zu nutzen. „Die Arbeitslosenquote beträgt deutlich weniger als zehn Prozent, der Landkreis ist schuldenfrei“, hat er jüngst bilanziert.
Nicht gerade als Rhetoriker bekannt, hat es Lothar Koch dennoch verstanden, Dinge so auf den Punkt zu bringen und nötigenfalls ein Machtwort zu sprechen. „Die Verwaltung bin ich!“, ist ihm dann schon mal über die Lippen gekommen. Sie auf Effektivität und Bürgernähe zu trimmen, ist ein andauernder Prozess. Im Fläming hat er sich die Wertschätzung aber mehr mit Erhalt und Ausbau des Verwaltungssitzes in Belzig sowie später mit guten Ratschlägen für eine Kooperation von Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf oder gar mit Vorstößen für eine Eingemeindung von Brandenburg/Havel erarbeitet. Auf derartige Strukturen achtend, ist Lothar Koch zum Fürsprecher der kleinen Landstädte an der Peripherie geworden, nachdem sich die Entwicklungsplaner vom Konzept der dezentralen Konzentration verabschiedet haben. Muss der Landrat im Südwesten für moderne Agrar- und Energiewirtschaft sowie Tourismus streiten, ist er bei der Gewerbe- und Technologieentwicklung im Norden eher Begleiter und Moderator.
Mit seinen taktischen Qualitäten hat sich Lothar Koch den Respekt bei politischen Freunden wie Gegnern erarbeitet. Die Einteilung hat er stets selbst vorgenommen. Von der legendären „Kartoffelampel“ (SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Bauernverband) über ein rot-rotes Bündnis bis zur jetzt regierenden großen Koalition von Sozialdemokraten, Union, Liberalen sowie Bauern/Bürgern ist seine Partei noch jede Partnerschaft eingegangen, um ihn zu stützen und schließlich seine Nachfolge, die nun der bisherige Kleinmachnower Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) antreten wird, zu regeln. Jener sei mehr sozial, vor allem mehr demokratisch, hoffen nicht wenige Genossen. Sie hatten zuletzt mit Lothar Koch beispielsweise bei Vergabe der Rettungsdienstleistungen oder Verkauf des Belziger Krankenhauses grundsätzliche Differenzen. Solch politische Auseinandersetzungen hat der 65-Jährige nie gescheut. Hohe Ämter bei Mittelbrandenburgischer Sparkasse oder Kommunalem Arbeitgeberverband haben ihm zusätzlich Durchsetzungskraft und -geschick eingebracht.
Das hat ihn gar auf dem Posten gehalten, als die womöglich gut gemeinten, aber schlecht umgesetzten wirtschaftlichen Beteiligungen des Landkreises Potsdam-Mittelmark zur Jahrtausendwende zwangsläufig auf den Prüfstand mussten. Allein die Millionenverluste, welche die als Bauherrin missbrauchte Gesundheitszentrum Teltow-GmbH eingefahren hat, hätten eine personelle Konsequenz seinerseits erfordert.
Statt dessen gibt Lothar Koch inzwischen zum Besten, dass ihm in den 90er-Jahren zweimal ein Ministerposten im Kabinett von Manfred Stolpe (SPD) angeboten worden sei. Zum 65. Geburtstag hat sich der scheidende Landrat, der künftig Parlamentschef im Kreis Potsdam-Mittelmark sein wird, – wohl im Vorgriff auf das Denkmal – ein Buch schreiben lassen. (Von René Gaffron)