MAZ 12.02.09

 

SOZIALES: "Maxim Gorki" im Aufbruch

Gesamtschule Kleinmachnow kämpft gegen Vorurteile und startet Neuorientierung

KLEINMACHNOW - In einem Zukunftsworkshop erarbeiten Lehrer, Eltern und Schüler derzeit Strategien für eine Neuorientierung der Maxim-Gorki-Gesamtschule. Eine Schule, die oft genug im Kreuzfeuer der Kritik stand, die alljährlich um das Zustandekommen einer gymnasialen Oberstufe und damit ums eigene Überleben kämpft.

Ein klares Profil, das auch nach außen besser kommuniziert werden muss, lautet eine der Hauptforderungen einer Veranstaltung, die unter professioneller Moderation Chancen, Schwächen und Risiken der Gesamtschule in der Region beleuchtete.

Neben Vertretern von Schulamt und Schulträger, Eltern, Schülern und Lehrern beteiligt sich auch die Elterninitiative „Kinder ohne Lehrer“ an dem Prozess, durch den die Schule eine positive Imageveränderung erreichen und sich weiter zu einem attraktiven Lern- und Aufenthaltsort entwickeln will.

Offen und selbstkritisch wurde über eigene Versäumnisse und die Gefahren eines „Negativ-Image“ gesprochen. Zugleich stellte man aber auch ein mangelndes Miteinander in der Gemeinde fest. Stichwort Randale auf dem Rathausmarkt: In den Klassen wie bei der Außenwirkung seien es häufig nur einzelne Schüler, die auf das Gelingen einer ganzen Unterrichtsstunde oder eben auf das Bild einer ganzen Schule unverhältnismäßig Einfluss nehmen würden. Schüler selbst kritisierten: „Einzelne ziehen unser Image runter“.

Zugleich schilderten jene vorwiegend älteren Schüler eindrucksvoll ihren Weg an der Gesamtschule, die ihnen viele Möglichkeiten geboten habe: „Wir sind hier alle gemischt, haben viel voneinander gelernt, ich bin hier erst aufgeblüht, ich fand es großartig“, sagte ein ehemaliger Schüler und erntete Szenenapplaus.

Andere empfinden ähnlich positiv, zeigen aber weniger Toleranz ihren Mitschülern gegenüber. Sie begrüßen die Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten, die eine Gesamtschule mit ihren pädagogischen und fachlichen Besonderheiten auch den langsameren Kindern biete, fordern zugleich aber klare Ziele. Eine „Null Bock-Mentalität“ könne man an der Schule jedenfalls nicht gebrauchen.

Bei allem Problembewusstsein widmete man sich auch den eigenen Stärken: Wenig überraschend war die Erkenntnis, dass die Schule im Vergleich sowohl gut ausgestattet sei, als auch viele Chancen biete. Ob diese Potentiale indes ausgeschöpft und auch über die Schule hinaus wahrgenommen werden, in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem der Fokus auf die Gymnasien ausgerichtet sei, wurde bezweifelt. Petra Dziewulski, seit Sommer kommissarische Schulleiterin, möchte deshalb künftig auch verstärkt mit den Grundschulen zusammenarbeiten. Das kolportierte „Image einer Restschule“ löste hingegen nicht nur bei Schülern, die gerade erfolgreich von einem USA-Aufenthalt heimgekehrt sind, lediglich Kopfschütteln aus.

Ein Schulprogramm gibt Leitlinien vor, nun gelte es, Konzepte umzusetzen sowie Eltern und Öffentlichkeit einzubinden. Wer sich selbst ein Bild der Gesamtschule machen möchte, hat am Tag der Offenen Tür Gelegenheit, mit Fachlehrern ins Gespräch zu kommen und Projekte, AGs und Schule in Augenschein zu nehmen.

Tag der Offenen Tür am Mittwoch, 18. Februar, von 16 bis 20 Uhr. (Von Konstanze Wild)

 

MAZ 12.02.09

 

Stolz und Vorurteil

Konstanze Wild über eine Schule, die selbstkritisch ihren Platz beansprucht.

Mobbing, Null Bock, Pöbeleien und Randale auf dem Rathausmarkt. Mit diesem vermeintlichen Erfahrungsschatz, gespeist auch aus Vorurteilen, die häufig ungeprüft weitergegeben werden, scheinen viele Zeitgenossen in Kleinmachnow und der Region die Maxim-Gorki-Gesamtschule als hinreichend beschrieben anzusehen. Ohne Sorge überlassen sie die einzige Gesamtschule im Landkreis ihrem Schicksal. Das steht und fällt bekanntlich mit dem Zustandekommen einer gymnasialen Oberstufe. Bei bundesweit außergewöhnlich hohen Übergangsquoten zu den Gymnasien scheint das indes in der Region längst nicht so sehr zu interessieren, wie etwa der Bau eines weiteren Gymnasiums oder ersehnter Turnhallen. Nun passiert etwas Unerwartetes: Wie Phönix aus der Asche macht die Schule sich auf, will sich neu orientieren, sich mit klaren Zielen zu einem attraktiven und gleichberechtigten Teil der Bildungslandschaft entwickeln. Ein Wagnis für Lehrer, Eltern und Schüler, die selbstkritisch Innenleben und Außenwirkung betrachten, engagiert Konzepte nicht nur entwickeln, sondern auch umsetzen müssen. Dazu bedarf es einer klaren Orientierung insbesondere aber eines vorurteilsfreien Umfeldes, das nichts beschönigt, aber auch nicht ausgrenzt.