MAZ 07.02.09

 

SCHULE: Zwangsversetzung funktioniert nicht

Falkenseer Elterninitiative fordert Maßnahmen gegen Lehrermangel und findet landesweit Widerhall

HAVELLAND - Die Duldsamkeit der Elternschaft hat sich erschöpft: Sie ist nicht mehr bereit, den Stundenausfall wegen des permanenten Lehrermangels an den Brandenburger Schulen weiter hinzunehmen. Die von Elternvertretern des Lise-Meitner-Gymnasiums Falkensee gestartete Initiative hat landesweit ein starkes Echo gefunden. Bis jetzt liegen rund 3500 Unterschriften vor, die am 25. Februar vor dem Landtag in Potsdam an Bildungsminister Holger Rupprecht und die bildungspolitischen Sprecher der Fraktionen übergeben werden sollen.

Eltern aus Beelitz, Birkenwerder, Fürstenberg, Gransee, Hohen Neuendorf, Kleinmachnow, Oranienburg, Potsdam, Rathenow, Stahnsdorf und einem guten Dutzend weiterer Kommunen fordern mit ihren Unterschriften, dass die Landespolitik endlich gegen die Missstände an den Schulen vorgeht. Sie haben auch konkrete Vorschläge parat: Erhöhung der Vertretungsreserve auf sechs Prozent; mehr Selbstständigkeit an den Schulen in Personalentscheidungen; finanzielle Mittel, die die Schulen in die Lage versetzen, nach eigenem Ermessen Vertretungskräfte zu organisieren. Die Elternvertreter fordern alternative Unterrichtsprojekte und die Beschäftigung von Schulhelfern, um mehr Kontinuität in den Unterricht zu bringen. Kurz – sie klagen eine verlässliche und nachhaltige Planung der Bildungspolitik ein.

Die ist bei weitem nicht mehr an allen Schulen der Region spürbar. So hatte und hat das Lise-Meitner-Gymnasium Falkensee äußerst schwierige Wochen und Monate zu bestehen. Zum einen fielen in großer Zahl Kollegen wegen Krankheit aus, was die Vertretungsreserven einfach nicht abfangen können. Hinzu kommen jene Fälle, wo Lehrkräfte aus entfernten Regionen gegen ihren Willen ins schülerreiche Falkensee versetzt wurden, darüber krank wurden und/oder sich vor Gericht zur Wehr setzen. Jetzt hat eine Lehrkraft des LMG Recht bekommen und wird rückversetzt. Von deren 26 Mathe- und WAT-Stunden kann die Schule mit Ach und Krach 16 abfangen – der Rest fällt aus. „Dieses System funktioniert so einfach nicht“, sagt Schulleiter Heinz Bonorden-Lindner. „Das Thema Unterrichtsausfall beschäftigt uns enorm.“ Dennoch hofft er, dass seine „Mannschaft“ mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres ab Montag nun womöglich doch in ruhigeres Fahrwasser kommt. (Von Hiltrud Müller)