MAZ 30.01.09

 

Schule: Elf Millionen ohne Heimat

Infoabend zum neuen Kreisgymnasium / Kritik an langwieriger Standortsuche

STAHNSDORF - Tief in die Tasche greifen will der Landkreis Potsdam-Mittelmark beim Neubau des dritten staatlichen Gymnasiums in der Region Teltow. Zehn bis elf Millionen Euro wolle der Kreis investieren, sagte der zuständige Fachbereichsleiter Thomas Schulz am Informationsabend zum neuen Gymnasium in Stahnsdorf. Hoffnungen setzt man dabei offensichtlich auch auf das jüngste Konjunkturpaket des Bundes.

„Eine solche Summe verbaut sich nicht so schnell“, sagte Schulz, der eine Bauzeit von zwei Jahren prognostiziert. Das Grundstück freilich, auf dem der gymnasiale Neubau samt Turnhalle einmal seine Heimstatt haben soll, steht noch nicht fest. Das bewegte und verärgerte das Publikum. Rund 150 Menschen waren der Einladung nach Stahnsdorf gefolgt: Eltern, Schulvertreter und Politiker aus Kreis und Kommunen. Letztere ernteten Kritik, da viele Teilnehmer die Ansicht vertraten, die drei Kommunen am Teltowkanal hätten sich längst auf einen Standort einigen und Eltern sichere Signale geben müssen. Der Kreistag werde jedenfalls „im Benehmen mit allen drei Orten einen Standort benennen“, sagte Schulz.

Die Leiter der weiterführenden Schulen der Region waren in Stahnsdorf zusammen gekommen und stellten ihre Schulen vor, vom Weinberg-Gymnasium, über das Oberstufenzentrum (OSZ), bis zur Maxim-Gorki-Gesamtschule.

Damit eröffneten sie die Diskussion um eine mögliche Gestaltung des neuen Gymnasiums. Die kann laut brandenburgischem Schulgesetz zwar erst durch die künftige Schulkonferenz mit Leben erfüllt werden, doch Tendenzen wurden deutlich. So sprach der designierte Schulleiter Ulrich Klatt selbst von einem Profil, das die Schullandschaft ergänzen müsse. Musisch-ästhetisch oder sportlich könnte das Gymnasium etwa ausgerichtet werden.

Allerdings bekam die Diskussion über mögliche Profile durch die Schulleiter selbst eine eigene Richtung. Vor dem Hintergrund des Abiturs nach zwölf Jahren sei eine Veränderung der Oberstufe zu erwarten. Viele Schulen setzten deshalb auf vertiefte Allgemeinbildung, Vielfalt und Teamfähigkeit. Ergänzende Angebote fänden sich jedoch auch in AGs und dem allgemeinen Schulleben wieder. Häufig klang der Wunsch nach einem Ganztagsangebot sowie Reformansätzen in Pädagogik und Methodik an.

Am Schluss gab es noch Zeichen zur Standortwahl: So bekannte Jürgen Piekarski, Bereichsleiter Soziales in Kleinmachnow, dass er im eigenen Ort keinen Standort sähe, der von ihm 100 Punkte erhielte. Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt sieht – wie viele am Abend – Stahnsdorf am Zug. Ein eigenes Grundstück, gegenüber des OSZ an der Potsdamer Straße, hat Schmidt freilich trotzdem in petto. (Von Konstanze Wild)