MAZ 23.01.09
KLEINMACHNOW - Mit Befremden reagierten Vertreterinnen der „Arbeitsgruppe Tagespflege“ im Landkreis Potsdam-Mittelmark auf die Tatsache, dass der Landkreis die Öffentlichkeit zum Thema neue Förderrichtlinie Tagespflege bereits informiert hat (MAZ berichtete). Erst gestern Abend fand nämlich ein Treffen der AG auf Einladung des Landkreises in Werder statt. „Wir, als betroffene Tageseltern, wurden also nicht im Vorfeld mit in die Erarbeitung der Richtlinie einbezogen“, kritisieren Benita Kasten und Edda Ziegler, Tagesmütter aus Kleinmachnow und Teltow gegenüber der MAZ. Der Begriff „Arbeitsgruppe sei daher wohl sehr fragwürdig. „Dabei wollten wir als Betroffene und Fachleute doch bereits seit Mai Vorschläge aus der Praxis einbringen, sind jedoch zurückgewiesen worden“, berichtet Edda Ziegler.
Mit der Präsentation der Richtlinie reagierte der Kreis auf Änderungen des Kinderförderungsgesetzes des Bundes zum 1. Januar. Hintergrund ist eine bessere Anerkennung und Bezahlung der Tagespflegeeltern, die einhergeht mit der Verpflichtung zuSteuern sowie Renten- Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen.
Dies hatte zu Kritik und Existenzängsten bei Betroffenen geführt, zumal der Landkreis erst mit Verzögerung auf die neue Gesetzeslage reagierte. Nun sollen im Kreis rund 900 000 Euro zusätzlich an die Tagesmütter und -väter fließen. Die Bezahlung orientiert sich, das ist neu, auch an deren Qualifikation. „Wir wollen Qualität bei der Erziehung der Kinder“, sagte Thomas Schulz, Fachbereichsleiter Soziales beim Landkreis.
Für die Betroffenen bleiben indes viele Fragen unklar. In einem offenen Brief fragt die „Initiative Tageseltern Kleinmachnow“ zum Beispiel, wie die Tätigkeit einer Tagespflegeperson steuerrechtlich überhaupt einzuordnen sei. Außerdem sei man von örtlichen Trägern der Jugendhilfe aufgefordert worden, einen Arbeitszeitnachweis zu erbringen, ein Gespräch darüber stehe noch aus. Fraglich sei auch, ob und unter welchen Umständen sich Tageseltern noch bei ihrem Ehegatten mitversichern lassen können, früher oft gängige Praxis. Auch das Thema Freistellung bei Krankheit und Urlaub sei nicht befriedigend geklärt, sagte Kasten, die in Kleinmachnow einen Vertretungsring mitorganisiert.
In welcher Weise Kleinmachnow vor dem Hintergrund der neuen Richtlinie des Kreises nun die von der Kommune selbst ins Auge gefassten 100 000 Euro an zusätzlicher Unterstützung für seine 26 Tagespflegestellen vergeben wird, konnte Jürgen Piekarski, Fachleiter Soziales, gestern noch nicht sagen. (Von Konstanze Wild)