MAZ 06.12.08
KLEINMACHNOW - „Als ich nach Kleinmachnow kam, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammenarbeiten würde“. Eine „spannende Zeit“ hielt das Schicksal für Dieter Langhein Ende der 80er bereit, als es ihn in den aufgeregten Jahren der sich anbahnenden Wende ins pulsierende Kleinmachnow verschlug. Viele Altkleinmachnower erinnern sich, wie Langhein dort die Bürgergespräche leitete. Erst in der Auferstehungskirche, dann, mit einer wachsenden Teilnehmerzahl, in den Kammerspielen, war er mitten drin in der politischen Wende und dem gesellschaftlichen Umbruch. Dank seiner „Zwitterposition“ – noch war er ja „nur“ im Dienste des Teltower Diakonissenhauses tätig und kein offizieller Kirchenmann – sei ihm dies möglich gewesen, berichtet Langhein.
Zu dieser Zeit lernte er Wolfgang Blasig kennen, der später viele Jahre als Bürgermeister Kleinmachnows Geschicke lenken sollte und nun, ganz aktuell, zum Landrat gewählt worden ist.
„Wir haben wohl viele Gemeinsamkeiten, sagen die Dinge so, wie sie sind“, analysiert der zuweilen temperamentvoll auftretende Pfarrer selbst seine Verbindung zu Blasig, den er sogar taufte. Der Diskurs zwischen politischen und kirchlichen Kräften war dem Kirchenmann immer wichtig, selbst, wenn er aneckte. Zum Beispiel mit seinem Ruf nach einem größeren Gotteshaus für die, im bundesweiten Vergleichaußergewöhnlich wachsende kirchliche Gemeinde. Dabei sei er gar als „Hochstapler“ kritisiert worden, sagt Langhein. Viele trauten seiner Analyse einer weiter wachsenden Christenschar nicht.
Wolfgang Blasig begleitete ihn auch mit Hilfsgütern nach Rumänien. Eine Herzenssache für Langhein. Seit seinem Amtsantritt 1990 organisierte er 35 Transporte. Und damit will er fortfahren.
Bis 1995 nahm er die Seelsorge der Kleinmachnower evangelischen Kirchengemeinde mit Pfarrer Reinald Elliger wahr. Danach war er acht Jahre lang alleiniger Pfarrer. Unterstützt von Christian Manntz in den sechs Jahren seines Vikariats und Entsendungsdienstes. Im Sommer 2000 übernahm Langhein zusätzlich eine Vakanzvertretung in Großbeeren. Mit Jürgen Duschka kam 2003 wieder ein zweiter Pfarrer in den Dienst der Kleinmachnower Gemeinde. Zuvor begann Langhein 2002 auch als Stiftspfarrer in der Seniorenresidenz Augustinum zu wirken.
Kantig, humorvoll und geradlinig haben ihn viele kennen- und schätzen gelernt. Wobei der stimmgewaltige Pfarrer genauso leise, einfühlsame Töne anschlug, wie selbst Kinder im Konfirmandenunterricht bemerkten. Am 16. Mai 1949 in Treuenbrietzen geboren, begann er 1968 an der kircheneigenen Hochschule Erfurt seine Ausbildung. Staatlich war diese Ausbildung freilich nicht anerkannt. Und so lebte Langhein mit einem Pass, der unter der Rubrik Beruf die schlichte Anmerkung: „ohne“ verzeichnete. Als 18-Jähriger hatte sich Dieter Langhein „total verweigert“, „Wehrdienst, Uniform, damit wollte ich nichts zu tun haben“, erinnert sich Langhein, der im sechsstündigen Gespräch versuchte, dies auch den Generälen rüberzubringen. Eine Entscheidung, die ihn hätte ins Gefängnis bringen können. „Bis zur Ordination hatte ich Angst“, sagt Langhein.
Die Heirat mit seiner Frau Angelika führte ihn 1988 nach Kleinmachnow. Als Heizer, später in der Schwesternausbildung arbeitete er im Diakonissenhaus Teltow, bis er am 1. September 1990 als Seelsorger in Kleinmachnow begann. Dort wird Langhein am Sonntag um 11.30 Uhr im Gottesdienst eine – wie viele hoffen, nicht seine letzte – Predigt halten. Dann werden die Gemeinde, Freunde und sein Zwillingsbruder ihn in den Ruhestand verabschieden, in den er sich aus gesundheitlichen Gründen begeben musste. (Von Konstanze Wild)