MAZ 26.11.08
KLEINMACHNOW - Ein bizarrer Streit um Denkmale auf dem Gemeindegebiet beschäftigt derzeit die Kleinmachnower Gemeindevertreter. Ausgangspunkt ist der denkmalgeschützte Sockel an der Autobahn 115, auf dem einst ein sowjetischer Panzer stand. Das weithin sichtbare Monument ist in einem bedauernswerten Zustand – beschmiert und von Gestrüpp umgeben. Den Panzer gibt es nicht mehr, stattdessen ziert eine Schneefräse, deren ursprüngliche rosa Bemalung ebenfalls abgeblättert ist, den Betonsockel.
Das Denkmal steht zwar auf Gemeindegebiet, gehört aber der bundeseigenen Bodenverwertungs- und verwaltungsgesellschaft (BVVG). Diese will den Sockel sanieren lassen, bittet die Gemeinde aber um finanzielle Hilfe. Die Kosten werden auf 70 000 Euro geschätzt, Kleinmachnow soll sich mit 15 000 Euro beteiligen.
Nun ist aber ein entsprechender Antrag der Gemeindeverwaltung im Finanz- und im Hauptausschuss gescheitert. Für die Linke erklärte Klaus-Jürgen Warnick gestern der MAZ: „Für mich ist das überhaupt kein Denkmal.“ Seit der sowjetische Panzer nach der Wende entfernt worden sei, fehle die „Geschäftsgrundlage“ für den Denkmalstatus, so Warnick. Ihn kann auch nicht überzeugen, dass die Schneefräse von einem „Kunstprofessor“ auf den leeren Sockel gestellt wurde. „Das spielt überhaupt keine Rolle.“
Warnick könnte sich sogar vorstellen, dass der Sockel ganz beseitigt wird. Er erinnert daran, dass die Sowjets bei den 2 plus 4 Verhandlungen zur deutschen Einheit viele sowjetische Ehrenmäler unter Schutz stellten und sich die Bundesregierung verpflichtete, diese zu pflegen. „Das Panzerdenkmal war nicht dabei.“ Als dann der damalige Kleinmachnower Bürgermeister den Denkmalschutz beantragte, sei – noch während das Verfahren lief – der Panzer abgebaut worden.
Der Kleinmachnower Heimatverein will sich mit dieser Sichtweise aber nicht zufrieden geben. Der Sockel sei das „ungepflegteste“ Denkmal auf Kleinmachnower Boden. „Wir möchten nochmals mit Nachdruck darum bitten, dass etwas geschieht“, so Vereinsvorsitzender Rudolf Mach.
Der Zustand des Denkmals sei nicht hinnehmebar, insbesondere angesichts des Gedenkens an 20 Jahre Mauerfall im kommenden Jahr.
Während Verwaltung und politische Akteure nun weiter darüber nachdenken, ob der Betonsockel hergerichtet werden soll und wer das bezahlt, überrascht die Linken-Fraktion mit einer Initiative zu „geschichtlichen Orten in Kleinmachnow“.
Der vom Abgeordneten Thomas Singer eingebrachte Antrag, der morgen in der Gemeindevertretung diskutiert werden soll, fordert eine „sichtbare Kennzeichnung geschichtlich bedeutsamer Orte im Ortsbild“. Als Beispiele nennt Singer die Neue Hakeburg, die ehemalige Reichspostforschungsanstalt, das Denkmal für Nordal Grieg, das Forsthaus, die alte Schule im Dorfkern, aber auch die „ehemalige Flakstellung am OdF-Platz“.
Singer ist der Meinung, dass „bestimmte historische Orte aus dem Bewusstsein der Kleinmachnower verschwunden sind oder gar nicht wahrgenommen werden“. Die „Kennzeichnung“ solle unter Einbeziehung von Bürgern, Fachkräften, Agenda-Gruppen, dem Heimatverein und Schulen erarbeitet werden. Pikanterweise will der Linken-Politiker das für die Sanierung des Panzerdenkmals vorgesehene Geld „für die Erarbeitung und anschließende Umsetzung des Konzepts reservieren“. Ob auch auf das Panzerdenkmal selbst hingewiesen werden soll, ließ Singer offen. (Von Jürgen Stich)