MAZ 24.10.08

 

INTERVIEW: "Busanbindung aberwitzig"

Gespräch mit der Kleinmachnower SPD-Chefin Susanne Krause-Hinrichs

Die Kleinmachnower SPD hat bei der Kommunalwahl Stimmenverluste hinnehmen müssen. Über Ursachen und Folgen sprach mit der Orts- und neuen Fraktionsvorsitzenden Susanne Krause-Hinrichs MAZ-Redakteur Ulrich Wangemann.

Bleiben Sie nach Ihrer Wahl zur Fraktionschefin Parteivorsitzende der SPD in Kleinmachnow?

Krause-Hinrichs: Nein. Das würde ich zeitlich nicht mehr schaffen – Ortsverein und Fraktion zu leiten. Mit Beruf und Familie wäre das nicht vereinbar. Außerdem tun frischer Wind und ein neuer Vorstand der Partei sicher gut. Die SPD bekommt neue Gesichter.

Nehmen Sie das schlechte Wahlergebnis auf Ihre Kappe?

Krause-Hinrichs: Natürlich habe ich als Vorsitzende die Verantwortung. Es betrifft aber die ganze SPD.

Welche Gründe sehen Sie für das Abschneiden der SPD?

Krause-Hinrichs: Es hat damit zu tun, dass wir das hohe Protestpotenzial der oft bürgerlich-konservativen Bevölkerung nicht ausreichend aufgenommen haben. Wir kriegen als Partei, die den Bürgermeister und die stärkste Fraktion stellte, natürlich immer Schelte für alles, was vermeintlich oder tatsächlich im Ort nicht gut läuft.

Bürgermeister Blasig dürfte bald nach Belzig wechseln als Landrat. Führen Sie schon eine Kandidatendebatte, hat schon jemand laut „Hier!“gerufen?

Krause-Hinrichs: Wir wollen dem nicht vorgreifen, weil sich Lothar Koch noch nicht öffentlich geäußert hat, ob er sein Amt vorzeitig aufgibt. Nun sind die politischen Konstellationen so, dass unser Bürgermeister als sein Nachfolger gewählt werden könnte. Sobald die Entscheidung steht, fangen wir an.

Offen ist auch, wer das Landtagsmandat von Jens Klocksin übernehmen soll. Der Landes-Juso-Vorsitzende Sören Kosanke, Wirtschaftsförderer von Teltow, will antreten. Er bräuchte die Unterstützung der Kleinmachnower SPD. Hat er die?

Krause-Hinrichs: Ich persönlich halte ihn für einen ausgezeichneten Mann. Aber wir müssen das im Vorstand besprechen. Herr Kosanke wird sich demnächst in einer Mitgliederversammlung vorstellen.

Wie wollen Sie in den nächsten fünf Jahren bei den Kleinmachnower Wählern punkten?

Krause-Hinrichs: Ganz wichtig ist der Ausbau von Kultur- und Freizeitmöglichkeiten. Das muss viel besser werden. Wir brauchen mehr Treffpunkte, Spielplätze und Sporteinrichtungen. Außerdem würden wir gern so etwas wie eine eigene Energieversorgung auf die Beine stellen – das geht aber nur zusammen mit den anderen Kommunen in der Region.

Die Schulfrage beschäftigt viele Eltern. Insbesondere die Maxim-Gorki-Schule ist derzeit in der Kritik. Zu Recht?

Krause-Hinrichs: Insoweit zu Recht, als die Schule nicht so geführt ist, dass sie ihr Potenzial richtig ausschöpft. Da wird es in nächster Zeit Konsequenzen geben. Die Schule braucht ein neues Profil, wir denken an eine sportliche Ausrichtung. Das kann gelingen, die Schule wird sich wieder einen besseren Ruf erarbeiten. Wir wollen dort ein Modellprojekt starten mit einem Schulleiter, der mehr eigene Kompetenzen hat, zum Beispiel ein eigenes Budget für auswärtige Referenten. Wir haben schon mit dem Bildungsstaatssekretär darüber gesprochen. Er würde das unterstützen. Man sieht in Potsdam, dass auch Gesamtschulen, wenn sie gut geführt sind, erheblichen Zulauf haben können. Wir brauchen dieses Segment, können nicht nur Gymnasien bereithalten. Das kann aber nur mit Unterstützung von Kreis und Land gelingen.

Ein Aufreger im Ort ist die Verkehrspolitik.

Krause-Hinrichs: Der Verkehr im Ort muss sicherer werden. Wir brauchen mehr Tempo 30-Beschränkungen. Da sind wir bisher an der Unteren Verkehrsbehörde im Kreis gescheitert. Nun hoffe ich, dass ein neuer Wind in die Kreisverwaltung kommt. Verbessern wollen wir die Busverbindungen nach Berlin. Abends und nachts vermissen vor allem Jugendliche Angebote. Es kann nicht sein, dass vom späten Nachmittag an alle Stunde mal ein Bus nach Berlin fährt – das ist aberwitzig.

Mit wem wollen Sie künftig Mehrheiten zustande bringen?

Krause-Hinrichs: Das werden zunächst wechselnde Mehrheiten sein. Ich habe mit einigen Fraktionen gesprochen und Gemeinsamkeiten entdeckt. Mit CDU und Grünen etwa werden wir sicher viel gemeinsam voranbringen. Auf kommunaler Ebene ist das anders als in der Bundespolitik.