MAZ 22.10.08
KLEINMACHNOW - Knapp ein Jahr ist es her, dass Kleinmachnower Eltern in einer spektakulären Aktion per Zeitungsanzeige einen Lehrer für ihre Kinder an der Steinweg-Grundschule suchten. Mehrere Wechsel und Unterrichtsausfälle hatte die vierte Klasse damals hinter sich. Die Eltern gründeten im Ort die Initiative „Kinder ohne Lehrer“, organisierten Informationsabende, diskutierten mit Lehrern und Politprominenz ortsnah und landesweit.
Sie bekamen eine neue Lehrerin. Zudem Beifall und Zustimmung für ihren eindeutigen Fingerzeig auf die Auswirkungen der Misere der Bildungspolitik auch im Ort. Der jüngste Coup könnte in der neuen Gemeindevertretung gelingen: Die Kommune soll künftig einen Finanztopf vorhalten, aus dem gleichsam in Feuerwehrmanier Unterrichtsausfälle abgefedert werden können, sagt Wolfgang Kremer im Gespräch mit der MAZ: „Wir denken da an Honorarkräfte, etwa Kollegen im Ruhestand, die selbst ausfallende Stunden übernehmen oder Lehrer bei AGs und Förderstunden entlasten.“
Die Verwaltung arbeitet bereits daran. „Wir sehen die Möglichkeit, unsere Schulen finanziell zu unterstützen“, bestätigt Jürgen Piekarski. „Wir werden mit allen Schulleitern sprechen. Kurzfristig sollen sich Schulen auf diese Weise selber helfen“, sagt der Fachbereichsleiter Schule und Soziales. „Allerdings“, mahnt Piekarski, „dürfen wir Schulamt und Ministerium nicht aus der Pflicht entlassen.“ Da stimmen auch die Nachbarkommunen mit ein. In Teltow kann sich Michael Belkner nicht vorstellen, „wie das funktionieren soll“. Die Stadt investiere derzeit viel in ihre Bildungslandschaft. Der Stahnsdorfer Bürgermeister Bernd Albers sieht ebenfalls die zuständigen Ämter in der Pflicht, „auch wenn der Ansatz interessant ist“.
Im Sinne einer vielfältigen Bildungslandschaft halten alle drei Kommunen sowohl ein drittes staatliches Gymnasium als auch den Erhalt der Kleinmachnower Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe für wichtig.
Die liegt freilich auch der Elterninitiative am Herzen. „Wir sind nicht gegen die Gesamtschule, wollen keine Bildungseliten bilden“, betont Kremer. Als Vater von vier Kindern wisse er, dass es nicht nur „kleine Einsteins“ gebe. Der Weg zum Abi in dreizehn Jahren sei sinnvoll, nötig und müsse erhalten werden.
Ein Pfund also, mit dem die Gesamtschule wuchern könnte? Selbstverständlich, bestätigt sein Mitstreiter Michael Inacker. Doch dazu „muss sich die Maxim-Gorki-Schule neu erfinden“. Sie habe ein Akzeptanz- und Imageproblem, stellt Inacker nüchtern fest. Das sei bekannt, bis in die Spitzen der Bildungsbürokratie. Die Gesamtschule habe eine gute Lage und Stärken, die es zu nutzen und entwickeln gelte. Dafür legte die Initiative jüngst sogar ein Konzept im Sinne einer eigenverantwortlichen Schule vor.
Doch zuerst, so die Initiative, müssen die Gemeindevertreter dem Budget gegen Unterrichtsausfall zustimmen: „Die Spitzen aller örtlichen Parteien haben dies auf der Podiumsdiskussion signalisiert“, mahnt Kremer und nennt eine nötige Summe von 25 000 Euro je Schule. (Von Konstanze Wild)
MAZ 22.10.08
Hilfe, wir brauchen einen Lehrer. Mit dieser spektakulären Anzeige brachten verzweifelte Eltern in Kleinmachnow einen Stein ins Rollen, der in der Region Teltow alsbald bildungspolitischen Diskussionsstoff liefern dürfte. Während Kanzlerin und Länderchefs in Dresden bereits im Vorfeld Misstrauen gegen ihren groß angelegten Bildungsgipfel entgegenschlug, wächst im beschaulichen Kleinmachnow das Bildungs-Selbstbewusstsein. Eine Initiative, einst der reinen Not entsprungen, bearbeitete stetig und zäh Politprominenz und Bürokratie. Doch längst geht es nicht mehr um einen einzelnen Lehrer. Einen Finanztopf soll die Kommune stiften, um Unterrichtsausfälle künftig in Grenzen zu halten, sinnvoll und zeitnah abzufedern. Ob Lehrer- oder Platzmangel an weiterführenden Schulen, die Bildungsstreiter sind auf den Geschmack gekommen. Nun wagen sie einen großen Wurf. Die „Maxim-Gorki-Gesamtschule“, inmitten der überhitzten Diskussion um gymnasiale Plätze, steht sie häufig abseits der Beliebtheitsskala. Ein „Imageproblem“ attestiert man ihr hinter vorgehaltener Hand. Doch gerade diese Schule, so die Initiative, könnte eine große Zukunft haben, könnte Eltern Sorgen und Kindern Stress nehmen. Doch dafür muss sie sich öffnen, auch der Kritik.