MAZ 02.10.08

 

POLITIK: Überraschung am Wahlabend

Der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin will 2009 nicht wieder für den Landtag kandidieren

KLEINMACHNOW - Als der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin am Wahlabend den Bürgersaal im Kleinmachnower Rathaus betrat, sprach sich die Neuigkeit schnell herum. „Ich werde bei der Landtagswahl 2009 nicht mehr antreten“, hatte er wenige Stunden zuvor in einer schriftlichen Mitteilung verbreitet. Die politischen Gremien der SPD, also Ortsverein, Unterbezirk und Landesvorstand, seien bereits informiert. Die Parteifreunde vor Ort waren dennoch überrascht. Keiner wusste von Klocksins Verzicht auf eine erneute Kandidatur.

Wenige Tage und eine Kommunalwahl später kann der Politiker die Aufregung über seine Ankündigung nicht verstehen. „In einer Demokratie ist das doch ein ganz normaler Vorgang“, sagt er im Gespräch mit der MAZ. „Ich glaube, dass die Menschen vor allem deshalb so überrascht sind, weil ich frühzeitig sage, dass ich nicht an meinem Sessel klebe – für einen Politiker ist das möglicherweise ungewöhnlich.“

Klocksin spricht von einer „rein persönlichen Entscheidung“, die mit seiner Lebensplanung zu tun habe. „Ein politisches Mandat wird auf Zeit vergeben“, sagt er, „das gerät manchmal in Vergessenheit.“ Nach den Landtagswahlen will sich der SPD-Politiker neuen beruflichen Aufgaben stellen. „Ich habe keinen Rücktritt verkündet“, so Klocksin, „sondern ich werde meine Aufgaben als Landtagsabgeordneter bis September 2009 in vollem Umfang erfüllen.“ Es sei ihm vor allem darum gegangen, seinem Nachfolger die nötige Zeit zu lassen, sich zu positionieren. „Spätestens Anfang Dezember ist der Nominierungsparteitag der SPD für die Landtagskandidaten. Wer immer in der Region seinen Hut in den Ring werfen will – sie oder er hat jetzt die Möglichkeit dazu.“ Dass innerparteiliche Querelen seinen Verzicht befördert haben, weist Klocksin zurück. „Meine Arbeit hat mir Spaß gemacht.“ Wenn es Unstimmigkeiten mit der Fraktion oder auch im Ortsverein gegeben habe, dann sei das völlig normal. „Ich bin seit 1975 Mitglied der SPD und habe in diesen drei Jahrzehnten bereits vieles erlebt.“

Der Stand des Landtagsabgeordneten Klocksin in Potsdam war allerdings nicht immer leicht. Sein engagiertes Eintreten für den Wiederaufbau der Potsdamer Stammbahn blieb in der Landesregierung ohne die für das teure Projekt notwendige Resonanz. Auch bei der Anerkennung der drei Nachbarorte Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf als gemeinsames „Mittelzentrum“ fand sich keine Mehrheit. Für Klocksin bleiben beide Themen auf der politischen Agenda. Mit dem besten Ergebnis aller SPD-Kandidaten hat er den Einzug ins Kleinmachnower Gemeindeparlament erneut geschafft. Mehr als 1000 Stimmen konnte er auf sich vereinigen. „Darauf bin ich stolz.“

In der Region werde er seine Arbeit fortsetzen. „Dazu gehört auch, dass ich mich weiterhin dagegen wehren werde, dass hier Kulturlandschaft abgeräumt wird.“ Vielmehr müssten Teltowkanalaue und Rieselfelder zu Erholungsräumen entwickelt werden. Den Bau der neuen Landesstraße 40, die die Landschaft durchschneidet und die Kommunen am Kanal vom grünen Hinterland „regelrecht abschneidet“, sieht der SPD-Politiker als Gefahr. „Die Menschen können sich darauf verlassen, dass ich mich auch in diesem Fall weiterhin für ihre Belange einsetzen werde.“ (Von Jürgen Stich)