MAZ 17.09.08
KLEINMACHNOW/STAHNSDORF - Nach einem Stimmenpatt im Kleinmachnower Finanzausschuss hat nun der Hauptausschuss die Vereinbarung für eine regionale Skateranlage in Stahnsdorf in die Ausschüsse zurück verwiesen. „Zu viele Fragen“, so wurde mehrheitlich moniert, blieben im Vertragswerk offen. Dieses sollte eigentlich Bau und Betrieb des regionalen Gemeinschaftswerks, das in Stahnsdorf im Gewerbegebiet am „Hamburger Ring“ geplant ist, regeln. Teltow und Kleinmachnow steuern demnach jeweils 123 000 Euro bei.
Während die Teltower Abgeordneten den Vertrag im Juni beschlossen, kritisiert man in Kleinmachnow mangelnde Transparenz bei den Betriebskosten, aber auch ungeklärte Sicherheitsfragen, etwa ob die Anlage betreut werde und die abgelegene Lage im Gewerbegebiet, die offensichtlich nicht nur Kleinmachnower Eltern in Sorge versetzt.
Denn eigentlich wurden diese Mängel bereits am geplanten Standort selbst, in Stahnsdorf, diskutiert. Claus-Peter Martensen (CDU) plädierte dort vor der Sommerpause, Standort und Sicherheitsfragen noch einmal zu überdenken. Die Sorge, in punkto regionaler Zusammenarbeit ein falsches Signal zu setzen, etablierte dort jedoch eine Mehrheit, die den Vertrag absegnete.
Nun werden in Kleinmachnow, zeitlich versetzt, dieselben Fragen gestellt. Doch die öffentlich-rechtliche Vereinbarung der drei Nachbarkommunen schweigt dazu. „Da kann man nicht drüber weggucken“, sagte Klaus-Jürgen Warnick (Linke), der im Ausschuss zugleich betonte, dass „niemand gegen diese Anlage oder Zusammenarbeit“ sei. Auch Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) bemühte sich zu verdeutlichen, dass „Kleinmachnow keinesfalls aus regionaler Zusammenarbeit aussteigen werde“. Doch auch die Angst, „vor einer zu Stein gewordenen regionalen Blamage“, die man „gemeinsam verbockt“ habe, wie Nina Hille (SPD) es ausdrückte, bestimmte die Diskussion um die Mängel beim Skaterprojekt. Einzig Kornelia Kimpfel (FDP) konnte „nicht verstehen, warum man das verschieben will“. CDU-Fraktionsvorsitzender Ludwig Burkhard fürchtet gar einen „Generalverdacht“, dass man gegen regionale Zusammenarbeit sei.
Der Vorschlag des WIR-Vertreters John Banhart, die grundsätzliche Bereitschaft zur Beteiligung zu beschließen und noch offene Fragen von den Verwaltungen klären zu lassen, wurde nicht aufgegriffen. Gegenüber der MAZ kritisierte er, dass 400 000 Euro für einen Kletterfelsen im Ort hingegen schnell zu bekommen gewesen seien. Michael Scharp (SPD) möchte die Betreuung sicher gestellt wissen, auch der Standort müsse diskutiert werden. Es gehe nicht an, dass Jugendliche an abgelegen Orten „sich selbst überlassen werden“.
Der Stahnsdorfer CDU-Mann Martensen fordert nun, die Anlage „zur Chefsache“ zu erklären. „Wenn andere Kommunen auch Bauchschmerzen haben“, dann muss man das eben auf Bürgermeisterebene durchgehen und Lösungen finden, sagt der Stahnsdorfer gegenüber der MAZ. Eine eigene Anlage in abgespeckter Form sei nicht ausgeschlossen, aber „die letzte aller Möglichkeiten“.
MAZ 17.09.08
Die Sorge geht um in der Region. Die Kommunalpolitiker wollen sich nicht blamieren mit einem unausgereiften Projekt, mit der man der vernachlässigten Jugend doch eigentlich Gutes tun wollte. Andererseits befürchten sie, sich dem Generalverdacht aussetzen, man sei gegen regionale Zusammenarbeit.
Jetzt rächt sich, was man unter den Teppich kehrte: Der Standort ist zu abgelegen, Sicherheits- und Betreuungsfragen sind ungeklärt – von Folgekosten ganz zu schweigen. Wider besseren Wissens hat man in Stahnsdorf über kritische Stimmen und offene Fragen bei der Planung einer Skateranlage im Stahnsdorfer Gewerbegebiet hinweg gesehen. Man wollte das „regionale Projekt nicht gefährden“. Die Notbremse quietscht nun umso schriller in Kleinmachnow. Dort verweigerte man sich dem kommunalen Gemeinschaftswerk. Vorerst hoffentlich. Denn wer die Situation nun nutzt, um auszusteigen und lokale Egoismen zu fördern, schadet der regionalen Idee und der Jugend gleichermaßen. Die braucht indes viel mehr als eine Skateranlage. Als junge Familien einst in hübsche Siedlungen gelockt, erwarten Eltern heute Raum und Möglichkeiten für ihren flügge gewordenen Nachwuchs. Das geht alle an, auch Bürgermeister, die das in der Tat zur „Chefsache“ befördern könnten.