MAZ 29.08.08
TELTOW - Die Debatte um die vierte kommunale Grundschule in Teltow und das geplante dritte Kreis-Gymnasium in der Region ist erneut entbrannt. Dass beide Projekte in einem engen Zusammenhang stehen, zeigte sich auf der Teltower Stadtverordnetenversammlung am Mittwochabend. Im Zentrum der Diskussion stand einmal mehr die zukünftige Nutzung der ehemaligen Oberschule „Bruno H. Bürgel“. Ursprünglich war sie Bestandteil eines Gesamtpakets, das die Stadt mit dem Evangelischen Diakonissenhaus (Diako) ausgehandelt hatte. Das Diako wollte eine Grundschule auf seinem Gelände in Teltow-Seehof errichten und im Gegenzug die Bürgel-Schule als medizinische Fachschule nutzen. Nun scheint dieses „Geschäft“ geplatzt zu sein.
Die Stadtverordneten lehnten nach langer Debatte das Investitionskonzept ab, mit dem die Stadt Teltow sich verpflichten sollte, 2,25 Millionen Euro zum Bau der Grundschule und einer Turnhalle beizusteuern. SPD und Linke artikulierten Zweifel, ob ein solch hoher Zuschuss für einen privaten Schulträger gerechtfertigt sei. Die CDU verwies auf Absprachen im Ältestenrat und warf den anderen Parteien „Wahlkampf auf dem Rückender Seehofer Kinder“ vor.
Der Vorstand des Diakonissenhauses will nach dem Votum der Stadtverordneten die Vorbereitungen zur Errichtung der Seehofer Grundschule erst einmal „aussetzen“. Es sei nun nicht mehr zu erwarten, dass die Schule zum Schuljahr 2009/2010 an den Start gehe. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) sieht hingegen „keinen radikalen Schnitt“ im Bemühen, eine Grundschule zu etablieren. „Es gibt einen Grundsatzbeschluss dazu und ich hoffe, dass wir auf dieser Basis doch noch zu einer Lösung kommen werden.“ In diesem ersten Beschluss war der Zuschuss der Stadt an das Diako auf 1,5 Millionen Euro begrenzt worden.
Bewegung in die Schulfrage hat ein Brief von Landrat Lothar Koch (SPD) gebracht, den Bürgermeister Schmidt als Tischvorlage präsentierte. Darin heißt es, dass zur Errichtung des dritten Kreis-Gymnasiums in der Region „kein Schulneubau“ notwendig sei, wenn die „räumlichen Kapazitäten“ der Bürgel-Schule weiter zur Verfügung stehen würden. Koch will am kommenden Donnerstag das Thema mit den Bürgermeistern von Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow besprechen. (Von Jürgen Stich)
MAZ 29.08.08
Es ist wohl noch zu früh von einem Desaster zu sprechen – es reicht schon, dass es offenbar nicht gelungen ist, die Debatte um die vierte Grundschule in Teltow und um das geplante dritte öffentliche Gymnasium in der Region aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Beide Themen sind inzwischen untrennbar miteinander verbunden und eignen sich trefflich als Munition im Parteienkampf. Die Verwirrung, in die Eltern, Lehrer und Kinder damit gestürzt werden, wird billigend in Kauf genommen. Das Paradoxe an der Diskussion: Im Grunde sind sich alle Beteiligten über die Notwendigkeit einig, dass die Bildungslandschaft in Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf nur gemeinsam sinnvoll gestaltet werden kann. Das Argument langer Schulwege entfällt in einer Region, die räumlich so eng zusammengewachsen ist, dass sogar von einer Fusion der drei Orte die Rede ist.
Konstruktiv sind die Gespräche aber erst dann, wenn es endlich um die Qualität des Unterrichts gehen wird, der in den Einrichtungen angeboten werden soll. Schule erschöpft sich doch nicht darin, den Kindern „geeignete Räume“ anzubieten. Schule lebt von pädagogischen Konzepten und von der Fähigkeit der Lehrer, dem Nachwuchs handfestes Rüstzeug zur Lebensgestaltung mitzugeben.