MAZ 16.08.08

 

Bürger auf Streife

Ordnung Kleinmachnows Sicherheitspartner wissen, wie Diebe vorgehen

KLEINMACHNOW - Wenn Sicherheitspartner Jürgen Glindemann mit seiner Frau spazieren geht, beobachtet er nicht nur die Eichhörnchen in Kleinmachnows Bäumen, sondern nimmt mit seinem mittlerweile geschulten Auge jede verdächtige Person oder Sicherheitslücke in der Umgebung wahr. Der 64-Jährige gehört zu den Gründungsmitgliedern der Sicherheitspartnerschaft Kleinmachnow, die sich vor zehn Jahren nach Vorbild der Gemeinde Wilhelmshorst formierte.

Die Polizei verzeichnete in den 1990er Jahren eine stetig steigende Zahl an Wohnungseinbrüchen in der Gemeinde. Auch das Sicherheitsgefühl der Kleinmachnower sank, so dass sich sieben wachsame Bürger bereit erklärten, die Augen offen zu halten und ihren Nachbarn nützliche Hinweise zu geben.

Diese „Sicherheitspartner“ wurden in Kleinmachnow jedoch zunächst nicht als hilfreich angenommen. Vorbehalte aus DDR-Zeiten standen einem guten Ruf im Wege. „Wir wurden als eine neue Art Polizeihelfer gesehen, die früher eher als Schnüffler in der Nachbarschaft bekannt waren“, erzählt Jürgen Glindemann. Dieses Imageproblem hat die zehn Jahre alte Sicherheitspartnerschaft Kleinmachnow schon lange hinter sich gelassen und kann jeglicher Skepsis gegenüber dem Nutzen der Organisation die Statistik der Wohnungseinbrüche in der letzten Dekade entgegenhalten. Im ersten Einsatzjahr der Sicherheitspartner sank die Zahl der Wohnungseinbrüche von 112 auf 104, im folgenden Jahr auf 88. „Das liegt natürlich nicht allein an unserer Arbeit“, betont Jürgen Glindemann bescheiden. „Aber wir sind wohl ein Faktor von mehreren.“

Das Verhindern von Einbrüchen ist aber nur eine Aufgabe von vielen für die Sicherheitspartner. „Jetzt in den Sommermonaten werden oft Fahrräder gestohlen, zum Beispiel am Schwimmbad“, berichtet Glindemann. Auch auf verwilderte Grundstücke achten die wachsamen Ehrenamtlichen, die für ihre Arbeit lediglich eine Aufwandsentschädigung erhalten. Schon mehrere Male konnte die Polizei durch Hinweise der Sicherheitspartner Täter auf frischer Tat ertappen, die sich beispielsweise an Kleinmachnower Bushaltestellen zu schaffen machten.

Wichtig ist dem Sicherheitspartner, dass er seine Aufgabe auf freiwilliger Basis erfüllen kann. Er und seine Kollegen hätten sich zwar grob Gebiete aufgeteilt, aber keiner müsste sich zu etwas verpflichten, betont Glindemann.

Dass andere Bürger nur sehr selten Beobachtungen der Polizei melden, liegt, wie Glindemann vermutet, an einem weit verbreiteten Irrtum. „Viele denken, sie müssten einen Polizeieinsatz bezahlen, wenn sich ihr Hinweis als nicht verwertbar erweist.“ Für die Sicherheitspartner ist die Hemmschwelle niedriger, auch weil sie die Beamten von Polizei und Ordnungsamt persönlich kennen.

In vierteljährlichen Schulungen kommen die 14 Sicherheitspartner Kleinmachnows mit den professionellen Ordnungshütern zusammen, sehen die neusten Quartalsstatistiken, berichten von Probleme und bekommen spezielle Schulungen, falls etwas besonderes anliegt. „So erfahren wir, wie Diebe im Moment vorgehen, so dass wir dann gezielter nach Verdächtigen Ausschau halten können.“

In seinen zehn Jahren im Dienste der Sicherheit konnte Jürgen Glindemann die Entwicklungen in Kleinmachnow verfolgen: „Früher haben Einbrecher das ganze Haus leergeräumt, während die Bewohner im Urlaub waren.“ Heute sind Blitzeinbrüche in Mode, bei denen die Diebe schon innerhalb von zwei Stunden Abwesenheit der Hausbesitzer gezielt Bargeld, Schmuck und Kreditkarten mitnehmen.

Konkrete Nachwuchssorgen machen sich die 14 Sicherheitspartner in Kleinmachnow nicht, dennoch freuen sie sich über jeden neuen Kollegen, insbesondere auch über Kolleginnen. Denn obwohl die ehrenamtliche Tätigkeit keinen Körpereinsatz erfordert, gehört im Moment keine Frau zu den Kleinmachnower Sicherheitspartnern. Wer mindestens 18 Jahre alt ist, kann sich beim Ordnungsamt melden und wird nach Überprüfung des polizeilichen Führungszeugnis aufgenommen.

Die richtigen Motive sind Sicherheitspartner Jürgen Glindemann jedoch auch wichtig – denn Besonnenheit ist Pflicht: „Wer den Sheriff spielen will, ist bei uns falsch.“ (Von Friederike Frantz)