MAZ 07.08.08
KLEINMACHNOW - Die Gemeinde Kleinmachnow hat im Jahr 2007 ein Rekordergebnis bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer erzielt. Laut Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) flossen 6,4 Millionen Euro in die Gemeindekasse. „Damit liegen wir erstmals vor Teltow und haben zum Beispiel Stahnsdorf und die Stadt Werder weit hinter uns gelassen.“ In Potsdam-Mittelmark bedeutet das Kleinmachnower Ergebnis den absoluten Spitzenwert.
„Die Saat unserer langfristigen Planung geht jetzt auf“, so Blasig. Es sei richtig gewesen, Kleinmachnow nicht als „Schlafstadt“ zu begreifen, sondern als einen Standort für Wirtschaft und Dienstleistungen zu entwickeln. Gleichzeitig warnte er aber davor, „den Motor jetzt ins Stottern geraten zu lassen“. Wenn Teile der Gemeindevertretung wiederholt ein „Umdenken“ verlangten, müssten die Abgeordneten auch sagen, „wohin die Reise gehen soll“, fordert Blasig.
Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, sei schon deshalb nicht möglich, weil mit den steigenden Gewerbesteuereinnahmen einerseits die Kreisumlage, die Kleinmachnow nach Belzig abführen müsse, steige, und andererseits weniger Schlüsselzuweisungen vom Land zu erwarten seien. Bei dieser Rechnung spiele auch die Einkommenssteuer eine Rolle. Daraus habe Kleinmachnow 2007 rund 5,3 Millionen Euro eingenommen, Teltow liege bei vier Millionen, Stahnsdorf bei drei Millionen und Werder bei rund 3,8 Millionen Euro. „Wir haben für diesen Zeitraum 3,3 Millionen Euro Zuweisung vom Land erhalten, Teltow 5,2 Millionen und Werder sogar 8,4 Millionen Euro“, rechnet Blasig vor. Die Finanzexperten in der Kleinmachnower Gemeindeverwaltung gehen davon aus, dass die Einnahmen aus der Gewerbesteuer im laufenden Jahr auf elf Millionen und 2009 auf 13 bis 14 Millionen Euro steigen werden. Damit würden im Gegenzug Landeszuweisungen komplett wegfallen. „Die kommenden zwei Jahre könnten also trotz des Geldsegens aus den heimischen Unternehmen für uns sehr schwierig werden“, warnt Blasig.
An der rasanten Entwicklung Kleinmachnows zum Wirtschaftsstandort hat nach Ansicht des Bürgermeisters der „Europarc“ den größten Anteil. Mit der Deutschlandzentrale des Internet-Auktionshauses E-Bay und zahlreichen weiteren Unternehmen liefere das Gewerbegebiet den Löwenanteil der Gewerbesteuereinnahmen. „Umso frustrierender ist die Erkenntnis, dass sich die Landesregierung kaum um diesen ’Leuchtturm’ kümmert“, bedauert Blasig. Als Beispiel nennt er die Verweigerung einer Schienenanbindung, „selbst die Öffnung des Stahnsdorfer Damms für einen Bus wird konterkariert“. Auch die glatte Weigerung des Potsdamer Kabinetts, die Teltower Region als gemeinsames Mittelzentrum und Regionalen Wachstumskern anzuerkennen, birgt für Blasig Gefahren. „Die Landesplanung ist nahe daran, den wirtschaftlichen Motor in Potsdam-Mittelmark abzuwürgen.“ Wer wirklich „Stärken stärken“ will, der müsse auch gegen die Interessen der Bundeshauptstadt die berlinnahen Regionen unterstützen. (Von Jürgen Stich)