MAZ 30.07.08
REGION TELTOW - Eine gemeinsame Wirtschaftsförderung der Nachbarkommunen Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow ist die Hauptforderung, die jetzt in einer Studie zu den Stärken und Schwächen der Region formuliert wurde. Das Papier entstand im Anschluss an ein Werkstattgespräch, zu dem sich Verwalter, Politiker und Unternehmer jüngst in Kleinmachnow trafen. Die Ergebnisse sollen in ein Standortentwicklungskonzept münden.
Die Experten des beauftragten Büros „Ernst Basler und Partner“ kritisieren insbesondere, dass die Betreiber der Gewerbegebiete bei der Anwerbung neuer Unternehmen als „Einzelkämpfer“ auftreten, anstatt das Wohl der ganzen Region im Auge zu behalten. Einen Ansprechpartner für ansiedlungswillige Betriebe gebe es nur in Teltow, die Vermarktung für die drei Kommunen müsse aber „aus einer Hand“ geschehen.
In den Rathäusern stößt die Idee eines gelenkten Gewerbeflächenmanagments allerdings auf wenig Gegenliebe. „Das ist mir zu dirigistisch gedacht“, sagte Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) zur MAZ. Die Gewerbegebiete seien zum großen Teil in privater Hand, deshalb herrsche naturgemäß ein starker Konkurrenzkampf. Auch Teltows stellvertretender Bürgermeister Thomas Koriath sieht vordergründig „eigene Interessen“ bei den Agenturen, die Gewerbeflächen in der Region vermarkten. Laut Koriath sind zwei große Unternehmen, die ihren Standort in Teltow hatten, jüngst nach Stahnsdorf abgewandert. „Das sind für uns Einbußen bei der Gewerbesteuer in fünfstelliger Höhe.“ Absprachen mit den Nachbarn habe es nicht gegeben. Einig sind sich die Verantwortlichen in Teltow und Kleinmachnow mit den Experten aber darin, dass das geplante Regionalbüro so schnell wie möglich starten muss. Das Büro soll als eine Art „Oberbehörde“ die Bereiche Wirtschaftsförderung, Verkehr und Kultur koordinieren. Ursprünglich sollte die Institution in Teltow angesiedelt werden. Dort gibt es aber Widerstände bei den Stadtverordneten, die ein inhaltliches Konzept vermissen. „Deshalb stellen wir hier in Kleinmachnow zunächst einmal einen Raum zur Verfügung“, kündigte Bürgermeister Blasig an.
Sein Teltower Amtskollege Thomas Schmidt (SPD) lässt aber keinen Zweifel daran, dass das Regionalbüro spätestens 2009 nach Teltow übersiedeln wird. „Dann werden wir Mittelzentrum und müssen regionale Aufgaben verstärkt annehmen.“
Die Studie mahnt zudem an, dass die Region die wirtschaftlichen Impulse des entstehenden Flughafens in Schönefeld stärker nutzen solle. „Darin sehe ich eine echte Chance“, sagt auch Teltows Vize-Bürgermeister Koriath. Wichtige Voraussetzung sei aber eine Straßenverbindung zum Güterverteilzentrum Großbeeren. Die bereits diskutierte Trasse würde allerdings über die Rieselfelder führen. Umweltschützer haben Widerstand angekündigt. (Von Jürgen Stich)