MAZ 05.07.08
KLEINMACHNOW - Die im vergangenen Jahr eingeführten zentralen Vergleichsarbeiten für Schüler der Klassenstufe sechs sollen in ihrer Wertung herabgestuft werden. Dies wurde am Rande eines bildungspolitischen Forums in Kleinmachnow bekannt, zudem die Friedrich-Ebert-Stiftung eingeladen hatte. Es werde wohl „auf eine Gewichtung von 25 bis 20 Prozent hinauslaufen“, bestätigte Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) gegenüber der MAZ. Mit einer Gewichtung von 20 Prozent, statt 40, würden die Vergleichsarbeiten als Bestandteil der schriftlichen Leistungen „zurechtgerückt“, damit würden die mündlichen und sonstigen Leistungen, über das Halbjahr gerechnet, ihre Bedeutung behalten, sagte die Sprecherin des Landeselternrates, Petra Brückner, zuvor im Gespräch mit der MAZ. Man habe auch in der Politik erkannt, dass „Vergleichsarbeiten ungeeignet sind, um Schülerströme zu lenken“.
Während in der Peripherie Schulen geschlossen werden müssen, gelte es im Berlin-nahen Raum für auch in den kommenden Jahren teils drastisch wachsende Schülerzahlen Antworten zu finden, hieß es auf dem Forum.
Aus Elternsicht darf die Region, in der man wohnt, keine Rolle spielen, erklärte Brückner. In Übereinstimmung mit Günter Fuchs, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, forderte sie eine bessere Stellenausstattung und mehr Qualität an allen Schulen, wohnortnah. Eine Schule dürfe nicht die andere finanzieren, so Brückner, die auch in der „Personalstruktur der Schulen Ursachen für Probleme“, sieht. Unterrichtsausfall beklagten auch Vertreter der Maxim-Gorki-Gesamtschule . Dies beeinflusse auch das Anwahlverhalten der Eltern, sagte ein Vater. Man müsse die Chance des 13-jährigen Wegs zum Abitur besser publik machen, erklärte Konrektorin Petra Dziewulski.
Rupprecht forderte von den Grundschulen „hochwertige Infoveranstaltungen“, die Eltern und Kindern beim Übergang in weiterführende Schulen alle Wege zum Abitur aufzeigen, also auch über Gesamtschulen und Oberstufenzentren. Man brauche auch das „ 13-jährige Abi“. Hintergrund ist, dass ein Quereinstieg nach der zehnten Klasse beim umstrittenen zwölfjährigen „Turbo-Abi“ kaum realistisch erscheint.
Unterstützung erhielt er von Olaf Thiel, Schulleiter am Weinberg-Gymnasium, der erklärte, „das Gymnasium sollte nicht zur Regelschule werden“. Der Kleinmachnower Gesamtschule drohe indes der Verlust der Oberstufe, dann stünde die Umwandlung in eine Oberschule bevor. Darauf verwies Rupprecht im Zusammenhang mit der Errichtung eines dritten staatlichen Gymnasiums in der Region Teltow, die der Kreistag am Abend beschlossen hatte (MAZ berichtete): Für die hohe Quote geeigneter Schüler reichen die vorhandenen Kapazitäten nicht aus, so Rupprecht. Wenn jedoch die evangelische Hoffbauer-Stiftung und ein weiteres staatliches Gymnasium antreten, wäre die gymnasiale Oberstufe der Gesamtschule gefährdet, er „würde es bedauern, wenn diese wegfällt“, sagte Rupprecht. Zugleich wies er den Vorschlag des SPD-Landtagsabgeordneten Jens Klocksin nach kleineren Jahrgangsstufen zurück, da anders, als im Falle einiger Berlin-ferner Gymnasien, „sehr gute Gesamtschulen in Potsdam, in der Nähe“, vorhanden wären. Brückner verwies darauf, dass Politiker sich nicht eingestehen wollen, dass das Anwahlverhalten auch zeige, dass sie das Modell Oberschule „nur mit Mühe am Leben erhalten“. (Von Konstanze Wild)
MAZ 05.07.08
Höhere Hürden wollte Brandenburg für die Aufnahme seiner Sechstklässler ins Gymnasium errichten. Schließlich sei nicht jedes Kind für den direkten Weg der höheren Bildung geeignet, konstatierten einige Schulleiter und Politiker. Das mag stimmen, betrachtet man den Stress, den der 12-jährige Weg zum Abitur für viele Kinder bedeutet. Nachhilfe, Leistungsdruck und mangelnde Freizeit schon bei den Jüngsten haben gravierende Folgen. Doch Eltern und Kinder sehen in der Bildungslandschaft offenbar wenig Alternativen. 91 Prozent der Kleinmachnower Kinder streben aufs Gymnasium, verschwindende ein Prozent zur Oberschule, so die Statistik des Kreises. Dies mag der Situation im Zuzugsort zugeschrieben werden, doch beliebt scheint die umstrittene Oberschule nirgends. Während Gymnasien teils überrannt werden, sogar in der Peripherie überleben, müssen Oberschulen schließen. So verschieden die demografischen Verhältnisse im Kreis sind, die Bildungsinfrastruktur muss dem Rechnung tragen, mit Qualität und wohnortnah. Diese Qualität sollte auf den Prüfstand, damit Schüler ihren Platz finden. Engagierte Lehrer und Schulkonzepte ziehen an, das zeigt auch die aufflammende Debatte um Konkurrenz durch Schulen freier Träger.