Märkische Allgemeine 12.06.08
KLEINMACHNOW - Noch im laufenden Jahr 2008 soll auf dem Dach des Rathauses eine Solaranlage installiert werden. „Die gewonnene Energie nutzen wir für das Rathaus, geben einen Teil aber auch an eine Solartankstelle ab, die im Ortszentrum errichtet werden soll“, sagte Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) der MAZ. Die Verwaltung werde Elektromobile anschaffen, um selbst von der Tankstelle zu profitieren.
Das spektakuläre Projekt ist nur eines von 17 Vorhaben, die Verwaltung und Lokale Agenda entwickelt haben. Bereits am 16. Dezember 2004 sei Kleinmachnow Mitglied im weltweiten „Klimabündnis“ geworden. Seitdem habe es zahlreiche Initiativen gegeben, insbesondere die Arbeitsgemeinschaft „Energie und Klimaschutz“ der Lokalen Agenda sei als Speerspitze aktiv geworden, so Blasig. „Es wurde viel geredet, jetzt wird es Zeit, zu handeln.“
Klimaschutz könne auf kommunaler Ebene nicht mehr nur als „freiwillige Aufgabe“ verstanden werden, so der Bürgermeister. „Es ist unsere Pflicht, die Lebensumwelt der Einwohner zu erhalten, das gehört zur Daseinsfürsorge.“ Die Verwaltung will mit gutem Beispiel vorangehen und plant, kommunale Neubauten in Zukunft „ausschließlich mit regenerativer Energie zu versorgen“ So stehe derzeit die Dachsanierung des Hauses der gemeindeeigenen Wohnungsgesellschaft an. „Dort installieren wir eine Photovoltaikanlage.“
Allein diese Maßnahme werde die Kosten von 60 000 auf 120 000 Euro verdoppeln, rechnet Blasig. „Bürgern und Gemeindevertretern muss klar sein, dass erhebliche Investitionen auf die Gemeinde zukommen, wenn wir das Programm umsetzen.“ Ob Fördertöpfe angezapft werden können, werde geprüft. Langfristig ist mit Einsparungen zu rechnen, „beziffern lässt sich das noch nicht“.
Der Zeitplan für das Klimaschutzprogramm soll Ende dieses Jahres den Gemeindevertretern zur Beratung vorgelegt werden. Bereits jetzt steht aber fest, dass die neue Zweifeld-Sporthalle der Maxim-Gorki-Gesamtschule mit Erdwärme beheizt werden wird. In kommunalen Liegenschaften soll auf Ökostrom umgestellt werden. Private Bauherren will die Verwaltung ermuntern, ökologische Prinzipien zu beachten. Hilfen werden in einer „Bauherrenfibel“ angeboten. Möglicherweise wird es sogar baurechtliche Auflagen zum Klimaschutz geben.
Das Programm weist in vielen Bereichen über Kleinmachnow hinaus. Im jüngst installierten „Regionalbüro“ sollen die Aktivitäten gebündelt werden. Im Herbst findet dann die erste Klimakonferenz statt, zu der „bekannte Persönlichkeiten“ eingeladen werden. Auch an eine Ausstellung zum Klimaschutz ist gedacht.
Eines der Projekte könnte deutschlandweit für Aufsehen sorgen. In Kleinmachnow soll eine Pilotanlage aufgestellt werden, in der Grünabfälle zu hochwertigem Kohlenstoff verarbeitet werden. An der Entwicklung ist das Max-Planck-Institut Golm und ein Unternehmen im Europarc Dreilinden beteiligt. Laut Blasig fallen allein in Kleinmachnow jährlich 80 Tonnen Grünabfall an. „Das wird alles vom Landkreis abtransportiert, eine sinnlose Energieverschwendung.“ Die Verwertung vor Ort könnte für viele Kommunen der Einstieg in eine zukunftsträchtige Klimapolitik sein. (Von Jürgen Stich)
17 Schritte für den Klimaschutz