Märkische Allgemeine 26.05.08
KLEINMACHNOW - Etwa einhundert Bürger, Naturschützer und Spaziergänger hatten sich am Freitagabend auf der Kleinmachnower Schleu-
se versammelt, um gegen „Zerstörungen“ zu demonstrieren, die die Umsetzung des aus ihrer Sicht „gigantischen und überflüssigen“ Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 17 zur Folge hätte. Auch auf der Friedensbrücke und an anderen „Brennpunkten“ in Berlin und Brandenburg wurde unter dem Motto „Leuchtender Fluss“ gegen den Havelausbau protestiert.
Axel Mueller, Bündnisgrüner im Kreistag und Kleinmachnower, betonte die Notwendigkeit, „endlich einen geregelten Ausstieg aus dem Projekt 17“ zu vollziehen. In ähnlichem Tenor fassten der Landtagsabgeordnete Jens Klocksin (SPD) und die Stahnsdorfer SPD-Bürgermeisterkandidatin Ruth Barthels ihren Unmut über den nach der Wende beschlossenen Wasserstraßenausbau zusammen, der auch die Kleinmachnower Schleuse und die umliegende Kanallandschaft betrifft. Die seit 18 Jahren währende Unklarheit über die Zukunft des Teltowkanals sei nicht länger hinnehmbar. „Eine vernünftige städtebauliche Entwicklung“ würde verhindert, konstatierten die beiden SPD-Politiker mit Blick auf die von einem breiten bürgerschaftlichen Engagement getragene Entwicklung der Kanalaue zum Naherholungsgebiet.
Die Zerstörung der Natur dies- und jenseits der Schleusenanlage, Eingriffe in ein nach europäischen Normen geschütztes Gebiet sowie in die Uferregion und Parkanlage am Machnower See rückte die Bürgerinitiative „Pro Kanallandschaft“ in den Blickpunkt: Allein 45 mehr als einhundert Jahre alte Eichen und Rotbuchen müssten unterhalb der Hakeburg gefällt werden, wenn die Schleuse, wie geplant, auf 190 Meter ausgebaut wird, erklärte Gerhard Casperson. Seine Bürgerinitiative fordere eine Reduzierung des Schleusenausbaus auf 115 Meter, um „Eingriffe in die Natur wesentlich zu minimieren“. Auf dem „ohnehin in der Ausbauplanung auf die Wasserstraßenklasse IV zurückgestuften Teltowkanal können Europaschiffe im Begegnungsverkehr und Schubverbände mit Hilfe von Wartestellen verkehren“, erklärte Müller. Da der Berliner Senat bereits 2001 beschloss, den ursprünglich im Fokus stehenden Osthafen zu schließen, sei ein Ausbau am Teltowkanal nun so etwas wie die „Einrichtung einer Autobahn an einer Sackgasse“, so Mueller.
Außerdem monieren Ausbaugegner, dass ein ursprünglich angenommenes Güteraufkommen weit hinter den einst prognostizierten 6,3 Millionen Tonnen für 2010 zurückbleibe. In Kleinmachnow seien im Vorjahr 55 Schubverbände geschleust worden, „entkoppelt zwar und mit Sondergenehmigung“, aber „es geht“, sagt Mueller, der betont, „keine Vorbehalte gegen eine maßvolle Erweiterung auf 115 Meter“ zu haben. Möglichkeiten, dazu benötigte zusätzliche Wartestellen einzurichten, seien vorhanden, im Umfeld der Schleuse sowie an der früheren Grenzübergangsstelle und in Steinstücken.
Die Wasserbaubehörde öffnete zur Demo am Abend flugs ihr neues Infohäuschen in der frisch sanierten Schleusnerbude. Im Faltblatt des Wasserstraßen-Neubauamtes indes wird eben diese 115-Meter-Variante sogleich verworfen. Begründung: Mehr Wartestellen hätten größere, vermeidbare Eingriffe in die Natur zur Folge. (Von Konstanze Wild)