Märkische Allgemeine 13.05.08

 

FREIZEIT: Die Drei von der Schleusnerbude

Mehr als 1800 Besucher an den Pfingsttagen / "Wir können den Streit um den Schleusenausbau zumindest begleiten"

KLEINMACHNOW - Gemeinsam mit 27 Lehrlingen und Sack und Pack bestieg Werner Polzin am 1. April 1951 in Brandenburg einen alten MAN-Bus mit Dachgepäckträger. Vom Regen durchweicht erreichten die jungen Leute an der Kleinmachnower Schleuse „ihre“ neue Schule. Seither hat der heute 73-Jährige viele Stationen des allgemein immer noch Wasserbauschule genannten Berufsbildungszentrums Kleinmachnow der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung miterlebt und -gestaltet. Der Teltowkanal, die Schleuse, deren historische Höhen und Tiefen, das ist sein Leben.

Klar, dass Werner Polzin am Pfingstwochenende ganz vorn dabei war, als die Schleusnerbude nach 70 Jahren erstmals wieder ihre Türen für jedermann öffnete. Frisch saniert, sogar mit Fußbodenheizung ausgestattet, präsentiert sich das possierliche rundliche Bauwerk, das zwischen Mittel- und Südkammer steht. Einheimische und Besucher können nun, zwei Jahre nach der 100-Jahr-Feier des Teltowkanals, die Schleusungen hautnah erleben. „Das war doch keine Frage, dass ich helfe, dass das hier in Schwung kommt“, sagt Polzin, der es mit Engagement und Liebe zur Sache versteht, auch Laien historische und technische Details nahe zu bringen.

Der Andrang in den ersten Tagen hat ihn überrascht. Bis gestern besuchten mehr als 1800 Interessierte die Bude, „wir sind mit Erklärungen kaum nachgekommen“. Weil niemand abgewiesen werden sollte, musste die Öffnungszeit verlängert werden.

Auch Peter Richter ist künftig an Wochenenden mit von der Partie. Der 61-Jährige war 26 Jahre an der und für die Schleuse tätig. Richter betont die Zusammenarbeit von Kommune und Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA), auch er musste nicht überredet werden, gegen ein geringes Entgelt, das Schleusnerhäuschen zum Informationszentrum zu machen. Anlaufstelle für jene, die sich beeindrucken lassen wollen von einer imposanten Technik, mit der die bis zu zwölf Tonnen schweren vom Kanalwasser triefenden Hubtore bewegt werden und auch für jene, die die Geschichte sowie die umstrittenen Ausbaupläne der Schleuse und ihres Kanals im Zusammenhang mit dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17 bewegen. Mit der Wiedereröffnung des Fußweges und der Schleusnerbude öffnet sich auch das WSA und versucht vor Ort eine bislang von vielen als unzureichend empfundene Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

„Wir können den Streit um den Schleusenausbau, der ja latent besteht, zumindest begleiten“, sagt Otfrid Becker. Als Laie im Schleusenbudentrio hat der Berliner Justizbeamte bereits „viel von den Kollegen vom Fach gelernt“. Zudem treibe ihn das pure Vergnügen aus der Stadt in die Provinz, erklärt der 64-Jährige sein Interesse nicht nur für den imposanten denkmalgeschützten Technikbau, sondern auch für Dörfer, Kulturdenkmäler und Landschaften im südwestlichen Umland der Metropole. So erfährt der Besucher in der Schleusnerbude Fundamentales in Sachen Wasserbautechnik, bekommt aber auch Infos und Anregungen über die Region, vom Südwestkirchhof, über die Hakeburg, bis zum Teltower Rübchen.

Für den umstrittenen Schleusenausbau freilich legen zumindest die Fachleute ein klares Bekenntnis ab. Und so kann, wer will, künftig an den Wochenenden die Schleusnerbude besuchen, sich informieren und natürlich diskutieren.

Jeden ersten Sonntag im Monat finden um 15 Uhr Schleusenführungen statt. Voranmeldung und Infos unter 033203/5 77 73. (Von Konstanze Wild)