Märkische Allgemeine 03.05.08
MITTELMARK -
Der Kreiselternrat der Schulen in Potsdam-Mittelmark hat eine Erhöhung der
Lehrer-Vertretungsreserve auf sechs Prozent gefordert. Bislang hat das Land die
Zahl der Reservekräfte auf drei Prozent der Gesamt-Lehrerschaft begrenzt. „Nur
mit mehr Vertretungslehrern kann dem Unterrichtsausfall begegnet werden“, sagte
der Vorsitzende des Elternrats, Martin Köhler, zur MAZ. Nach Angaben von Schulrat
Eckhard Dörnbrack soll der Stundenausfall im 1.
Schulhalbjahr 2007/2008 allerdings nur bei 1,31 Prozent gelegen haben. „Diese
Verharmlosung ist skandalös“, so Köhler. „Die Statistik wird geschönt, da als
vertretende Stunden auch das Zusammenlegen von Klassen, Kursen, Gruppen, der
Wegfall von Teilungs-, Förder- und Wahlunterricht sowie Stillbeschäftigung
zählen.“ In Wirklichkeit seien in Potsdam-Mittelmark über alle Schulformen
hinweg von 503 694 Stunden rund 33 000 Stunden nicht planmäßig erteilt worden.
Dies entspreche einem Ausfall von mehr als 6,5 Prozent, so Köhler. „Die
offizielle Statistik des Staatlichen Schulamtes gaukelt vor, das alles gar
nicht so schlimm sei, aber die subjektive Wahrnehmung von Eltern und Kindern
spricht eine andere Sprache.“
Auch Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
sowie des brandenburgischen Philologenverbands hatten kürzlich bei einer
Diskussionsveranstaltung in Kleinmachnow eine Erhöhung der Vertretungsreserve
gefordert. „Drei Prozent reichen hinten und vorne nicht aus“, hieß es, zumal
bei den Schulen nur zwei Prozent ankämen.
Fast jede zehnte ausgefallene Schulstunde in Mittelmark
ist auf einen kranken Lehrer zurückzuführen, hat der Elternrat ermittelt. „Das
Land sollte Gesundheitsförderprogramme für Lehrer auflegen“, so Köhler.
Insgesamt müssten die Rahmenbedingungen, unter denen Schule in Brandenburg
stattfindet, auf den Prüfstand. Die nachteiligen Bedingungen für Schüler und
Lehrer sollten schleunigst beendet werden.
Der Elternprotest gegen Unterrichtsausfall entzündete sich
zu Beginn dieses Jahres in Kleinmachnow. Dort sah sich das Schulamt nicht in
der Lage, Ersatz für eine fehlende Klassenlehrerin an einer Grundschule zu
beschaffen. Auch in Teltow und Stahnsdorf beklagen Eltern Unterrichtsausfall an
den Grundschulen. Inzwischen hat sich eine Elterninitiative „Kinder ohne
Lehrer“ gegründet, die das Problem überregional zur Sprache bringt. (Von Jürgen
Stich)