Märkische Allgemeine 19.04.08
KLEINMACHNOW - Die Straßenausbaupläne der Verwaltung für das denkmalgeschützte Weinbergviertel in Kleinmachnow stoßen bei den Anliegern zum Teil auf Kritik. Sowohl die Vertreter der vier Schulen als auch Bewohner haben sich bei Informationsveranstaltungen in dieser Woche gegen die Aufhebung des Einbahnstraßensystem in der Straße „Am Weinberg“ und der damit verbundenen teilweisen Beseitigung des historischen Kopfsteinpflasterbelags ausgesprochen.
Mit dem zweispurigen Ausbau, einem neuen Straßenbelag vor der Musikschule und dem Gymnasium sowie einer Reihe weiterer Maßnahmen will die Verwaltung vor allem die Sicherheit der Schüler im Straßenverkehr erhöhen, die die evangelische Hoffbauer-Grundschule, das Weinberggymnasium, die Musikschule sowie die Kreisvolkshochschule besuchen. Die Bildungseinrichtungen benötigen jedoch die Parkplätze, die durch diese Maßnahme verschwinden würden. Deren Vertreter fordern den Bau von Radwegen in beide Fahrtrichtungen. Laut Verkehrszählung bewegen sich täglich 4000 Autofahrer und 1000 Radler durch den Weinberg. Voraussichtlich im Juni entscheiden die Gemeindevertreter über die Erschließung.
Um die angespannte Situation zu entschärfen, hat die Verwaltung Anfang letzten Jahres Planer Herbert Staadt beauftragt, verschiedene Varianten der Verkehrsführung zu untersuchen. Er schlägt nun vor, den Durchgangsverkehr durch Schließung der Verbindungen nach Teltow und Stahnsdorf aus dem Gebiet zu verbannen und die erlaubte Geschwindigkeit flächendeckend auf 30 Stundenkilometer zu reduzieren. Zudem soll die Kreuzung Zehlendorfer Damm/Ecke Am Weinberg mit einer vierseitigen Ampelanlage ausgestattet, die Einmündung Schwarzer Weg von acht auf sechs Meter Breite zurückgebaut und das Einbahnstraßensystem der Straßen Am Weinberg und Im Tal aufgehoben werden – damit die Linienbusse im Gegenverkehr Am Weinberg – vor der Musik- und Volkshochschule und dem Gymnasium – fahren können. Letztere Maßnahme erfordere laut Staadt jedoch den zweispurigen Ausbau des Straßenabschnitts vor den drei Schulen.
Außerdem sollte dort seiner Meinung nach das „nicht mehr verkehrssichere Großsteinpflaster“ mit einem sicheren Straßenbelag ersetzt werden. Dies durchzusetzen werde jedoch schwierig, da zuerst die Denkmalbehörde überzeugt werden muss, den Schutz des Kopfsteinpflasters zurückzunehmen, weiß der Variantenplaner. Wenn die Behörde jedoch zustimmen würde, müssten lediglich die Parkplätze der Schüler entfernt und der Eingangsbereich des Gebäudes der Musik- und Volkshochschule zurückgebaut werden – für den Bau der zweiten Fahrspur und eines Fußwegs. Die Radler gehören für Staadt in jedem Fall auf die Fahrbahn, auf der dann Tempo 30 gilt. Die Geschwindigkeitsregelung schließe rechtlich jedoch die bereits von den Gemeindevertretern empfohlene Anlage des Zebrastreifens im Schwarzen Weg aus.
Die Verantwortlichen der evangelischen Grundschule hingegen fordern für die Sicherheit der Jüngsten den Bau des Zebrastreifens und befürworten die Schließung der Straße nach Stahnsdorf nicht. Grund: Viele aus dem Nachbarort kommende Eltern müssten dann eine Runde durch den Weinberg drehen, wodurch weiterer Verkehr entstünde. Die Chefs der Volkshochschule, der Musikschule und des Gymnasiums lehnen den zweispurigen Straßenausbau vor ihren Häusern entschieden ab. „Wir brauchen auf jeden Fall Parkplätze“, sagt Cordula Reichel von der Volkshochschule. (Von Elke Kögler)