Märkische Allgemeine 31.03.08

 

BILDUNG: Kehrtwende in der Schuldebatte

Hoffbauer-Stiftung favorisiert Siemens-Gebäude in Kleinmachnow als Standort für Gymnasium

REGION TELTOW - Die Karten in der Schulpolitik der Region Teltow werden völlig neu gemischt: Wie die MAZ gestern erfuhr, will die Potsdamer Hoffbauer-Stiftung auf dem ehemaligen Siemens-Gelände am Schwarzen Weg in Kleinmachnow einen evangelischen Bildungscampus mit Kindergarten, Grundschule und Gymnasium einrichten. Damit wäre das bislang favorisierte Modell hinfällig, dass Hoffbauer in der ehemaligen Teltower Oberschule „Bruno H. Bürgel“ in der Oderstraße in wenigen Monaten ein Gymnasium eröffnet.

„Der Standort Bürger-Schule steht zur Disposition“, bestätigte gestern Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Er werde heute im Sozialausschuss die Abgeordneten über den Stand der Dinge informieren. „Ich hoffe, dass die Stadtverordneten diesen Weg mitgehen können“, so Schmidt. Ihre Zustimmung ist notwendig, weil sie im Herbst 2007 einem Mietvertrag zwischen Stadt und Hoffbauer-Stiftung für den Standort Potsdamer Straße ihren Segen gegeben hatten. „Die Stiftung hat zugesagt, an der Bürgel-Schule festzuhalten, falls die Stadt auf der Erfüllung des Mietvertrags besteht“, so Schmidt. Er halte aber die Lösung auf dem Siemens-Gelände für „gelebte Regionalpolitik“. Die ehemaligen Bürogebäude, die seit Jahren leerstehen, wären ein idealer Standort für ein Gymnasium. Zudem könnten dort drei Züge an den Start gehen, in der Bürgel-Schule wären es nur zwei Züge gewesen.

Dass die Siemens-Gebäude als Schulstandort überhaupt ins Gespräch kamen, liegt an einem Eigentümerwechsel im Juni des vergangenen Jahres. Damals hatte die „Hubert Haupt Immobilien Holding“ das Gelände erworben. Kurz danach fanden dann hinter verschlossenen Türen erste Gespräche mit den Kommunen über eine mögliche Nutzung der Häuser statt.

In Teltow wird der mögliche Standortwechsel von Hoffbauer die Debatte um die vierte Grundschule erneut anfachen. Sie soll auf dem Gelände des evangelischen Diakonissenhauses in Teltow-Seehof entstehen. Die Institution hat sich als freier Träger der Einrichtung angeboten.

Wenn die Bürgel-Schule nun ungenutzt bliebe, stellt sich automatisch die Frage, ob die Grundschule nicht dort angesiedelt werden soll. Nach MAZ-Informationen gibt es aber bereits die Überlegung, dass eine Fachschule des Diakonissenhauses in das Haus in der Potsdamer Straße umzieht.

Auch die Diskussion in Kleinmachnow um fehlende Gymnasialplätze wird von den neuen Überlegungen nicht unberührt bleiben. „Ich würde mich freuen, wenn in den Siemens-Gebäuden drei Züge untergebracht werden könnten“, sagte Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) gestern zur MAZ. Es sei ein „gutes Signal für die Region“, wenn am Schwarzen Weg ein starker Bildungsstandort entstehe. Weitere zwei Züge könnten in Stahnsdorf untergebracht werden, „so dass dann die Debatte um den Bau eines kommunalen Gymnasiums beendet wäre“. Die Kommunen und der Kreis Potsdam-Mittelmark seien außerdem im Gespräch über die Errichtung einer großen Sporthalle neben dem Oberstufenzentrum Teltow, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Siemens-Gebäuden liegt. „Da sind in Zukunft viele Synergien denkbar“, so Blasig.(Von Jürgen Stich)

 

 

Das Engagement der Hoffbauer-Stiftung in der Region Teltow

 

AUF EIN WORT: Jürgen Stich über die Debatte zum Standort des Hoffbauer-Gymnasiums

Verunsicherung

Das Hin und Her um den Standort des evangelischen Hoffbauer-Gymnasiums in der Region Teltow ist noch nicht beendet. Nach quälenden Diskussionen, in denen zunächst eine Kooperation mit der Kleinmachnower Maxim-Gorki-Gesamtschule favorisiert wurde, entschied sich Hoffbauer im vergangenen Jahr für Teltow. In der verlassenen Bürgel-Oberschule sollten im kommenden Schuljahr zwei Züge untergebracht werden. Doch auch diese Variante, die bereits den Segen der Stadtverordneten erhielt und per Mietvertrag besiegelt war, scheint bereits Geschichte zu sein. Der Siemens-Komplex an der Grenze zwischen Kleinmachnow und Teltow ist nun offenbar der von allen Seiten bevorzugte Standort für das Gymnasium. Auch wenn die Entscheidung vieles für sich hat, dürfen Hoffbauer und die beteiligten Kommunen die Verunsicherung der Eltern angesichts dieses Wechselspiels nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Teltower Stadtverordneten, auf deren Votum es jetzt ankommt, sind nicht zu beneiden. An ihnen liegt es nun, ob sich Grundschüler und Gymnasiasten auf eine sichere Perspektive verlassen können. Gleichzeitig müssen die Abgeordneten beweisen, dass sie die gesamte Region im Blick haben, wenn sie über Bildungspolitik streiten.