Märkische Allgemeine 27.03.08
Von Jürgen Stich
KLEINMACHNOW Zur Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbürger sind in
Kleinmachnow gestern acht sogenannte Stolpersteine verlegt worden. Der Künstler
Gunter Demnig, der aus Köln angereist war, grub die
kleinen Betonwürfel in die Gehwege ein. Sie markieren nun jeweils ein einzelnes
Haus – den letzten freiwillig gewählten Wohnort eines jüdischen Nazi-Opfers.
Eine Gravur auf der Messinghaube des Steins nennt Namen und Schicksal der
Person.
Demnig hatte die Aktion 1993 gestartet. Inzwischen
sind 14 500 Stolpersteine verlegt worden. Kleinmachnow ist die 317. Kommune in
Deutschland, die sich an der Gedenk-Initiative beteiligt. Auch in anderen
europäischen Ländern hat der Künstler bereits Steine in Gehwege eingelassen.
Nur in Polen sei der Versuch bislang gescheitert, Stolpersteine zu verlegen,
erzählte Demnig gestern. Gründe dafür nannte er aber
nicht.
Die Debatte um die Aktion, die auch in Kleinmachnow nicht ausblieb, ist Teil
des Kunstprojekts. „Es sind keine Grabsteine“, so Demnig.
Die Tafeln sollen zur aktiven Erinnerung einladen.
„Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen, wenn man die Inschriften liest.“
Außerdem, so erläuterte der Künstler, müsse sich jeder, der die Steine am Boden
genauer anschauen will, vor den Opfern „verbeugen“.
Die evangelische junge Gemeinde Kleinmachnows und der Heimatverein haben die
Schicksale der vertriebenen und ermordeten Kleinmachnower Juden im Vorfeld
recherchiert. „Wir haben zweieinhalb Jahre daran gearbeitet und ungefähr 180
Biographien ermittelt“, sagte Diakon Martin Bindemann. Ohne die Mithilfe des
Heimatverein-Archivars Günter Käbelmann wäre dies
aber nicht möglich gewesen. Dieser schlug allen interessierten Kleinmachnowern
gestern vor, die Quellen und Dokumente des Heimatvereins selbst in Augenschein
zu nehmen. Das Stammhaus in der Hohen Kiefer 41 stehe Besuchern jeden
Donnerstag von 9 bis 14 Uhr offen.