Märkische Allgemeine 26.02.08

 

Eltern nehmen Unterrichtsausfall nicht hin

Großer Zulauf für Kleinmnachnower Initiative "Kinder ohne Lehrer"

REGION TELTOW - Immer mehr Eltern, deren Kinder von Unterrichtsausfall betroffen sind, machen ihrem Ärger öffentlich Luft. „In der Region Teltow nimmt das Schulproblem enorm Fahrt auf“, sagte Wolfgang Kremer von der Kleinmachnower Initiative „Kinder ohne Lehrer“ gestern zur MAZ. Die Gruppe hat seit November des vergangenen Jahres eine gleichnamige Internetseite geschaltet. Diese wird von ratsuchenden Eltern immer häufiger besucht.

Kremer ist selbst Vater einer Tochter, deren Unterricht in der Kleinmachnower Steinweg-Schule für viele Wochen ausgefallen war. Dort fehlte eine Klassenlehrerin, die erst nach massivem Eingreifen der Eltern ersetzt wurde. „Die Rektorin und die Lehrer haben mit ihrem Einsatz zwar das schlimmste für die Kinder verhindert, aber sie konnten die fehlende Lehrkraft natürlich nicht ersetzen“, so Kremer. In den vergangenen Wochen kamen weitere Meldungen von Unterrichtsausfall unter anderem an der Teltower Anne-Frank- und der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Grundschule hinzu. „Um kranke Lehrer zu ersetzen, werden Klassen zusammengelegt oder die Kinder werden irgendwie beschäftigt“, hat Kremer beobachtet. Die Mehrbelastung der noch gesunden Lehrer führe dazu, „dass die Grundschulen dieser kinderreichen Region langsam ausbluten“. Der Vorwurf der Eltern richte sich aber nicht gegen die Schulleitungen. „Wir können einfach nicht verstehen, dass das Bildungsministerium und das Staatliche Schulamt nicht flexibler auf die unhaltbaren Zustände reagieren.“ Vielmehr würden die Behörden das Problem herunterspielen. Gerne werde dabei auf eine Statistik verwiesen, nach der Unterrichtsausfall in Brandenburg nicht zugenommen habe. Laut Kremer kommen diese günstigen Zahlen nur dadurch zustande, weil Notunterricht zusammegelegter Klassen, „der manchmal auf den Fluren stattfindet“, gar nicht als Ausfall registriert werde.

Empörte Eltern haben sich jetzt dazu entschlossen, zwei Veranstaltungen zur Bildungspolitik in der Region Teltow zu organisieren. Sie finden in Kleinmachnow am 12. März und 29. April statt, zu letzterer ist auch Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) eingeladen worden. „Gemeinsam mit dem Philologenverband, der Lehrergewerkschaft und Schulrektoren wollen wir versuchen, endlich Lösungen für unserer Kinder zu finden.“


Hauptursache ist Krankheit der Lehrer
Die Brandenburger Landesregierung hat im vergangenen Jahr ein Gesamtkonzept für die „Verlässliche Schule" vorgelegt, in dem klargelegt wird, „dass Unterrichtsausfall den schulischen Erfolg der Kinder nicht gefährden darf".

Als Hauptursache von Unterrichtsausfall hat die Regierung „Krankheit der Lehrkraft" ausgemacht (in 66 Prozent der Fällen).

Der tatsächliche Unterrichtsausfall hat sich laut Regierung in den vergangenen Jahren „nicht nennenswert verändert", im Vergleich mit anderen Bundesländern sei er sogar eher „gering".

info Die Elterninitiative für mehr Bildungschancen in Brandenburg „Kinder ohne Lehrer“ ist im Internet zu finden unter www.kinder-ohne-lehrer.de. (Von Jürgen Stich)