Märkische Allgemeine 05.02.08
Die Bewohner des Potsdamer Umlands haben deutlich mehr Geld zur Verfügung als die Landeshauptstädter. Das zeigt eine aktuelle Studie der Gesellschaft GfK-Marketingforschung.
Während die Kaufkraft der Landeshauptstadt etwa dem Bundesdurchschnitt entspricht, haben die Kleinmachnower und Stahnsdorfer 12 bis 20 Prozent mehr Geld in der Tasche. Bewohner der Gemeinden Nuthetal und Schwielowsee können im Schnitt zehn Prozent mehr ausgeben als die Potsdamer. Lediglich in Groß Kreutz sind die Bürger weniger flüssig – der Einkommensabstand zu Potsdam beträgt 12 bis 20Prozent.
Obwohl es genug Kaufkraft in den Nachbargemeinden abzuschöpfen gäbe, tut Potsdam nach Auffassung von Politikern der Umlandgemeinden zu wenig, um die zahlungskräftigen Kunden mit dem PM-Nummernschild zum Geldausgeben in den Geschäften der Stadt zu bewegen.
„Die Landeshauptstadt sorgt eher für sich selbst als fürs Umland“, beklagt der Teltower Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). „Das Stern-Center macht ein gutes Marketing, aber schon in die Bahnhofspassagen fahren die meisten lediglich, wenn sie ins Kino gehen wollen“, so Schmidt weiter.
Gerade in den Potsdamer Einkaufszentren werde „der gehobene Bedarf eher weniger bedient“, sagt der Stahnsdorfer Bürgermeister Gerhard Enser (CDU). Wer einen Vorhang oder Teppich kaufen wolle, „kommt nicht auf die Idee, nach Potsdam zu fahren.“
Die 150000Einwohnern der Landeshauptstadt eingerechnet, leben laut einer weiteren Studie der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) 380000Menschen im Potsdamer Einzugsgebiet. Schon jetzt fließt mehr Kaufkraft nach Berlin ab als nach Potsdam hinein, konstatieren die Forscher. Einem jährlichen Abfluss von 156 Millionen Euro stehe ein Zufluss von 90 Millionen Euro entgegen.
Angesichts neuer Einkaufscenter in Berlin befürchtet Stephan Raml, Manager des Potsdamer Stern-Centers, dass noch mehr Kaufkraft abgezogen werden könnte. „Da müssen wir in Potsdam auf der Hut sein“, sagt er.
„Das Stern-Center müsste sich besser auf die Bedürfnisse einer Klientel einstellen, wie sie in Kleinmachnow wohnt“, fordert der CDU-Fraktionschef von Kleinmachnow, Ludwig Burkhardt. „Potsdam hat es in den 90er-Jahren einfach verschlafen, in der Innenstadt ein attraktives Angebot zu schaffen“, so Burkhardt. Für Kleinmachnower sei es oft naheliegender, nach Berlin-Steglitz oder Zehlendorf zu fahren statt nach Potsdam. (Von Ulrich Wangemann)