Märkische Allgemeine 16.01.08

 

Erinnerung an Dreilinder KZ-Häftlinge

Kleinmachnower Rüstungsfabrik ist Thema im Doku-Zentrum Berlin-Schöneweide

KLEINMACHNOW/BERLIN - Den Einsatz weiblicher KZ-Häftlinge in der Kleinmachnower Dreilinden Maschinenbau GmbH dokumentiert eine Ausstellung, die vom 31. Januar im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide zu sehen sein wird. In der Tochterfirma des Bosch-Konzerns wurden in der Nazi-Zeit von 1936 bis 1945 Zubehörteile für Flugzeugmotoren hergestellt. Die Präsentation unter dem Titel „z.B. Bosch“ werde die Planung und Entwicklung der Rüstungsfabrik und den Einsatz der Zwangsarbeiter „und damit ein ganz gewöhnliches Beispiel der NS-Kriegswirtschaft“ zeigen, teilte die Stiftung „Topographie des Terrors“ als Träger des Dokumentationszentrums gestern mit. Zur Eröffnung am 30. Januar werden unter anderem zwei ehemalige Zwangsarbeiterinnen aus Polen erwartet.

Im Herbst 1944 kamen zwei Transporte mit jeweils rund 400 weiblichen Häftlingen des Konzentrationslagers Ravensbrück in Kleinmachnow an. Bis zum Kriegsende mussten die Mädchen und Frauen dort arbeiten. Insgesamt seien in dem Werk mindestens 2600 Kriegsgefangene, zivile Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge ausgebeutet worden, so die Stiftung.

Während die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus 14 Nationen zusammengepfercht in 50 Holzbaracken untergebracht waren, richtete die Werksleitung für die KZ-Häftlinge im Keller einer benachbarten Fabrikhalle, die durch einen elektrischen Zaun abgetrennt war, ein eigenes „Konzentrationslager“ ein. Die weiblichen Häftlinge – mit wenigen Ausnahmen Polinnen – waren während des Warschauer Aufstandes 1944 nach Deutschland verschleppt worden. Im April 1945 schickte die Firmenleitung diese Frauen zurück in das Stammlager Sachsenhausen. Von dort mussten sie den berüchtigten Todesmarsch antreten.

Mit der Geschichte der Kleinmachnower Rüstungsfabrik hat sich unter anderem die Historikerin Angela Martin befasst. In ihrem gemeinsam mit der Polin Ewa Czerwiakowski herausgegeben Buch „Muster des Erinnerns, Polnische Frauen als KZ-Häftlinge in einer Tarnfabrik von Bosch“ lässt sie ehemalige Häftlinge ausführlich zu Wort kommen. Darin ist auch der Vorsitzende des Kleinmachnower Heimatvereins, Rudolf Mach, mit einem Aufsatz vertreten. Von den Bosch-Werken ist in Kleinmachnow nichts mehr zu sehen. Sie standen zwischen Stahnsdorfer Damm und Stolper Weg, wo derzeit ein neues Wohngebiet entsteht. Auf dem Gelände ist am 1. September 2006 eine Gedenktafel enthüllt worden.

info Die Ausstellung im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide, Britzer Straße 5, kann vom 31. Januar bis 18. Mai dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden. (sti)