Märkische Allgemeine 10.12.07
KLEINMACHNOW - In Kleinmachnow hat sich eine Pfadfindergruppe gegründet. Die jungen „Scouts“ suchen Mitstreiter.
Wenn sich die „Steinböcke der Dordogne“ vom Stamm der Kimbern im Jugendkeller der Evangelischen Gemeinde Kleinmachnow treffen, dann vermuten Uneingeweihte dahinter entweder einen Geheimkult oder eine spleenige Gruppe junger Leute, die ihre Identität hinter Tiermasken verstecken. Die Wahrheit ist viel harmloser: Die Pfadfinder haben Kleinmachnow entdeckt.
Ausgangspunkt war der Pfadfinderstamm Kimbern aus Berlin-Schlachtensee mit 120 Mitgliedern, den es bereits seit 26 Jahren gibt. „Immer mehr Jungs und Mädchen aus Kleinmachnow sind bei uns eingetreten, deshalb haben wir uns entschlossen, dort eine eigene Meute aufzubauen“, sagt Matthias Meyer von der Stammesführung. In der „Meute“ sind 6- bis 12-Jährige aktiv, die Bezeichnung geht auf den Gründer der Pfadfinderbewegung Robert Baden-Powell zurück, der dafür das „Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling zugrundelegte.
Meutenführer ist der 15-jährige Kleinmachnower Jan Philip Eberhardt. Jeden Montag von 16 bis 18 Uhr schart er die jungen Scouts im Jägerstieg 1 um sich. Das „Heim“, oder wie es in der französisch geprägten Pfadfindersprache auch heißt: das „Chateau“, ist Dreh- und Angelpunkt der Gruppe. „Wir basteln, spielen oder beschäftigen uns mit technischen Fragen, zum Beispiel wie man einen Knoten macht oder ein Feuer entzündet“, beschreibt Jan Philip den Ablauf der Treffen. Zur Eröffnung sitzen die Kinder im Kreis, singen gemeinsam ein Lied und reden. „Die Runde ist wichtig, weil sie den Zusammenhalt stärkt und niemanden sozial ausgrenzt.“
Mit der Resonanz sind Jan Philip und der 20-jährige Matthias, der die Kleinmachnower Gründung beratend begleitet, sehr zufrieden. „Wir haben mit vier Kindern angefangen, mittlerweile kommen mehr als zehn junge Pfadfinder regelmäßig zusammen.“ Allerdings gebe es eine deutliche Überzahl an Jungs, Mädchen sind für die Zukunft also gerne gesehen.
Die Kleinmachnower Meute und der übergeordnete Stamm Kimbern gehören zum Bund deutscher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, der in Berlin-Brandenburg einen Landesverband unterhält. Berliner Gruppen haben ein Übergewicht, die Kleinmachnower Gründung trägt dazu bei, dass das Pfadfinderwesen in Brandenburg neuen Zulauf erhält.
Jan Philip hat mit seinen „Wölflingen“, so heißen die ganz jungen Scouts, bereits den fünften Heimabend absolviert. Es gab auch einen Elternabend, um über die Aktivitäten zu informieren. „Grundsätzlich spielen Erwachsene bei uns aber keine Rolle. Junge kümmern sich um Junge, das ist das Prinzip in den Gruppen.“ Ob sich aus der Meute irgendwann ein eigener Stamm bildet, hänge davon ab, ob es genügend Mitglieder und motivierte „Anführer“ gebe, sagt der 15-Jährige.
Neben den Treffen im „Chateau“ sind die Fahrten traditionell das, was die jungen Leute zusammenschweißt. Mit Rucksack und Zelt sind sie dann unterwegs innerhalb Deutschlands, oder auch in Polen, Bulgarien und Schottland, nehmen Kontakt zu Pfadfindern anderer Länder auf und erleben so manches Abenteuer. „Jeder muss sich auf die anderen verlassen können, soziale Verantwortung ist dann keine leere Worthülse mehr.“
Die Adjektive hilfsbereit, rücksichtsvoll, aufrichtig und zuverlässig prägen die Pfadfinderregeln. Die gute Tat, die jeden Tag vollbracht werden soll, ist dagegen eher eine Mär. „Wir wollen Werte vermitteln“, sagt Jan Philip, „die jeder Pfadfinder auf seine Weise in sein Leben einbauen kann.“
Politische oder religiöse Festlegungen gebe es aber nicht. Die Grundsätze „Ich will den anderen achten“ und „Ich will dem Frieden dienen“ würden jedoch deutlich anzeigen, dass die Pfadfinder auf eine tolerante und moderne Gesellschaft setzen.
info Wer Interesse hat, bei den Kleinmachnower Pfadfindern mitzumachen, kann sich entweder an Jan Philip, 033203/7 93 32, oder an Matthias, 030/80 58 16 73, wenden. Im Internet: www.kimbern.de. (Von Jürgen Stich)