Märkische Allgemeine 05.12.07

 

Eklat im Finanzausschuss um Millionenprojekte

Investition Überraschende Pläne zu Kulturzentrum / Haushaltsentwurf abgelehnt

KLEINMACHNOW - 3,6 Millionen Euro plant die Kleinmachnower Verwaltung binnen drei Jahren für den Ausbau von drei Kulturstätten auszugeben. Die Details sorgen bei den Abgeordneten für Unmut.

Drei Großprojekte will die Kleinmachnower Gemeindeverwaltung im nächsten Jahr in Angriff nehmen, um das kulturelle Leben in der Gemeinde voranzutreiben. Über die Details kam es am Montag zum Eklat im Finanzausschuss: Das Fachgremium lehnte den Haushaltsplanentwurf mit fünf Nein- und drei Ja-Stimmen ab und verlangte Korrekturen.

Im wesentlichen geht es um folgende Projekte. Für eine Million Euro will die Verwaltung ein historisches Haus im alten Dorfkern – Zehlendorfer Damm 200 – zu einen soziokulturellen Zentrum umzubauen. 2,5 Millionen Euro sind geplant, um den Rathaussaal auf 400 Sitzplätze zu erweitern. Mit 100000 Euro plant Kleinmachnow, der evangelischen Kirche unter die Arme zu greifen, die gegenüber dem künftigen Kulturzentrum einen Veranstaltungssaal für 700 Menschen errichten will.

Wovon die Gemeindevertreter zum ersten Mal hörten: Der Umbau des historischen Hauses im Alten Dorf für verschiedene Kulturvereine soll bereits im Sommer 2008 beginnen, damit die vom Alter gezeichnete Bausubstanz nicht verfällt. Nur aus Zeitgründen sei das Vorhaben erstmals im Finanzausschuss im Zuge der Haushaltsdebatte vorgestellt worden, sagte Kulturfachbereichsleiter Jürgen Piekarski der MAZ. Ein Gutachter habe erst im November festgestellt, dass Schimmelschäden beseitigt, mehrere Innenwände entfernt und ein Fluchtweg angebracht werden müssen.

Der Heimat-, der Kultur- und Kunstverein und andere Organisationen wollen die Räume im ehemaligen Vierfamilienhaus der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft nutzen. Im Dachgeschoss soll ein kleinerer Raum für Vorträge, Lesungen und Besprechungen entstehen. „Den werden wir an alle Kunst- und Kulturgruppen vermieten“, sagte Piekarski.

So positiv wie die Verwaltung sehen die Abgeordneten das Projekt jedoch nicht. „Ich werde dem Haushalt nicht zustimmen, bevor das Vorhaben nicht in den Fachausschüssen besprochen worden ist“, sagte Frank Musiol (Unabhängige Bürger/Wir). „Wir sollten den Ausbau erst beschließen, wenn das Nutzungskonzept vorliegt und die genauen Kosten des Umbaus feststehen“, monierte Maximilian Tauscher (CDU). Die Gemeindevertreter forderten die Verwaltung auf, ein solches Konzept vorzulegen.

Um Theater und Kabarett einem großen Publikum zugänglich zu machen, will die Verwaltung 2008 rund 250000Euro in die Baupläne für die Erweiterung des Rathaussaals stecken, der aber frühestens 2009 errichtet wird, erklärte Piekarski. Den geplanten Kirchensaal wolle die Gemeinde hauptsächlich selbst nutzen. Trotzdem stellt das Gemeindeamt jeweils 50000 Euro für Architektenwettbewerb und Entwicklung des Bebauungsplans bereit. (Von Elke Kögler)

 

Märkische Allgemeine 05.12.07

 

AUF EIN WORT

Die Gemeinde Kleinmachnow will in den nächsten drei Jahren eine gewaltige Kultur-Offensive starten. Drei Veranstaltungsorte sollen für die Zukunft fit gemacht werden. Die Erweiterung des Bürgersaals im Rathaus, der sich als zu klein erwiesen hat, wird 2,5 Millionen Euro verschlingen. Er soll nach dem Umbau 400 Plätze haben. Mit 100 000 Euro greift die Verwaltung der Evangelischen Kirchengemeinde unter die Arme, die einen Saal mit 700 Plätzen im alten Dorfkern errichten will. Geplant ist zudem die Etablierung eines Kulturzentrums in einem historischen Gebäude am Zehlendorfer Damm. Kleinmachnow lässt sich dieses Projekt eine Million Euro kosten. Mehrere Vereine werden in dem Haus zukünftig residieren.

Die Abgeordneten des Finanzausschusses, die am Montagabend über die Pläne informiert wurden, reagierten verhalten. Sie fühlten sich überrollt. Wegen mancher Unklarheiten lehnten sie den Haushalt für das Jahr 2008, in dem die Vorhaben integriert sind, erst einmal ab. Die Verwaltung ist nun am Zug, den Bedarf an Kulturstätten in einem Gesamtkonzept darzulegen, um Misstrauen abzubauen. Immerhin geht es um viel Geld – insgesamt 3,6 Millionen Euro –, und bei dieser Summe ist Transparenz das Gebot der Stunde.