Märkische Allgemeine 28.11.07
KLEINMACHNOW Mit einem dringenden Appell haben
sich Vertreter des Kleinmachnower BUND, der Naturschutzexperte Gerhard
Casperson vom Förderverein Buschgraben/Bäketal und der SPD-Gemeindevertreter
Jens Klocksin gestern an die Öffentlichkeit gewandt. Sie befürchten, dass die
geplante bauliche Verlängerung der Kleinmachnower Straße Wolfswerder "eine
wichtige Frischluftschneise und ein Naherholungsgebiet" zerstören würde.
Der Entwurf zur Änderung des Flächennutzungsplans, die eine spätere Bebauung
des Areals wahrscheinlicher macht, wird heute erstmals im Umweltausschuss
debattiert. "Ich habe allerdings wenig Hoffnung, dass wir den Bau von
Häusern an dieser Stelle verhindern können", sagte Casperson gestern zur
MAZ. Einzig die SPD hätte anklingen lassen, das Projekt noch einmal kritisch zu
prüfen. Die in Frage stehende fünf Hektar große Fläche liegt nördlich des
Buschgrabensees unmittelbar an der Grenze zu Berlin. Es ist ein Teil des
Landes, das die Familie Gérard 1895 in Kleinmachnow erwarb. Die
Wirtschaftskrise von 1929 und der Zweite Weltkrieg hatten verhindert, dass dort
ein Wohngebiet entstehen konnte. Auf einem Teil des Landes stand die Berliner
Mauer.
Erst nach der Wende konnten die Gérards den Faden in Kleinmachnow wieder
aufnehmen. Sie kauften Flächen zurück mit dem Ziel, 35 Einzelhäuser auf
Grundstücken von 800 bis 1000 Quadratmeter zu bauen und zu vermarkten. Auf
diese Weise sollte das Gemeindegebiet nach Norden abgeschlossen und ein architektonischer
Übergang nach Berlin geschaffen werden.
Doch Landes- und Regionalplaner stoppten 1999 das Projekt. Rings um
Buschgrabensee und ehemaligem Todesstreifen habe sich ein "Freiraum mit
besonderem Schutzanspruch" gebildet. Außerdem sei der Geländestreifen vom
Teltowkanal ausgehend längst des Buschgrabenfließes bis nach Berlin hinein ein
wichtiger "regionaler Grünzug", den es zu erhalten gelte.
Auf die damalige Einschätzung der Behörden beziehen sich die Kritiker des
Wohnbauprojekts bis heute. "Allerdings", so der FDP-Gemeindevertreter
Fred Weigert in einer Stellungnahme, "haben sich die Voraussetzungen
während der vergangenen zehn Jahre maßgeblich verändert." Im aktuellen
Landesentwicklungsplan, der in diesem Jahr neu ausgelegt wurde, sei das Areal
als "Siedlungsgebiet" ausgewiesen. "Der Buschgraben braucht
diese Bebauung als schützenden Abschluss, um ihn für die Kleinmachnower Bürger
zu sichern, den Bezug zur Parforceheide zu erhalten und die
Naherholungsfunktion zu verstärken", so Weigert. Casperson und seine
Mitstreiter, die sich gestern am Buschgraben einfanden, um ihren Protest zu
dokumentieren, fordern dagegen, dass ein Grünstreifen von 50 Meter Breite
erhalten wird.
Alexander Gérard, Sprecher der Familie und selbst Mitglied im Förderverein Buschgraben/Bäketal,
reagierte überrascht auf die neuerlichen Einwendungen gegen das Projekt.
"Ich wäre gestern gerne gekommen, um Rede und Antwort zu stehen",
sagte der in Hamburg lebende Architekt gestern zur MAZ. Er sei aber nicht
eingeladen worden. "Das finde ich befremdlich, zumal sich die Kritiker auf
unserem Privatgrundstück getroffen haben." sti