Märkische Allgemeine 27.11.07
ULRICH WANGEMANN
KLEINMACHNOW Die Kleinmachnower wollen nicht auf eine Einigung mit dem
Landkreis warten, um ein drittes staatliches Gymnasium in der Region Teltow zu
errichten. Die Gemeindevertreter haben jetzt die Verwaltung beauftragt, die
Einrichtung eines Gymnasiums in kommunaler Trägerschaft vorzubereiten. Nach
Ansicht der CDU, Einreicherin des Beschlussantrags, wäre es
"unverantwortbar gegenüber Kleinmachnow, seinen Bürgern und
Schülern", wenn die Kommune sich in der Gymnasienfrage von der
finanziellen Beteiligung des Kreises abhängig mache.
Der Schritt der Kleinmachnower ist ungewöhnlich und zeugt von Vertrauen in die eignenen
Finanzen. Denn Schulträger für Gymnasien ist eigentlich der Landkreis. Er zieht
unter anderem für die Vorhaltung von Schulen Kreisumlage bei den Kommunen ein.
Den Landkreis allerdings bearbeiten die Kleinmachnower und ihre Nachbarn in
Teltow und Stahnsdorf schon längere Zeit – allerdings ohne Erfolg. Erst
kürzlich legte der Schulplaner des Kreises, Volker Meinecke, vor Vertretern der
drei Kommunen dar, dass der Kreis ein weiteres Gymnasium für überflüssig hält
(MAZ berichtete).
Seither ist der Ton noch schärfer geworden. So werfen der Kleinmachnower
CDU-Fraktionschef Ludwig Burkhardt und die SPD-Vertreterin Ruth Barthels dem
Kreis tendenziösen Umgang mit den Zahlen im Schulentwicklungsplan vor. Tenor:
Der Kreis rechne sich den Bedarf an Gymnasialplätzen klein, um nicht die Kosten
übernehmen zu müssen. "Bei der Schulentwicklungsplanung des Kreises treibt
der Wunsch die Zahlen", sagte Barthels, die als Bürgermeisterkandidatin
für die Stahnsdorfer SPD antritt.
Stein des Anstoßes: Der Kreis setzt für seine Schulplanung eine so genannte
Übergangsquote von 60 Prozent voraus – das heißt: von 100 Grundschülern
wechseln 60 auf ein Gymnasium. Tatsächlich beträgt die Quote derzeit in der
Region aber 68 Prozent. Der Kreisschulplaner argumentiert unter anderem,
Privatschulen – vor allem das private Hoffbauer-Gymnasium in Teltow – könnten
die überzähligen Grundschulabgänger aufnehmen.
"Kleinmachnow sollte jetzt die Initiative ergreifen – zwischen den drei
Bürgermeistern passiert ja nichts", forderte Verena Hartmann von der Kleinmachnower
CDU. Dagegen wandte Jens Klocksin von der SPD ein, vom Kreis sei "nichts
zu erwarten", er halte es dennoch "für außerordentlich ambitioniert,
wenn sich eine 19 000-Einwohner-Gemeinde noch eine eigene Schule hält".
Die Abstimmung endete knapp mit zwei Stimmen Vorsprung für das CDU-Begehren. Um
Platznot zu lindern, beauftragten die Gemeindevertreter den Bürgermeister, mit
dem Berliner Nachbarbezirk zu verhandeln, um mehr Plätze an Zehlendorfer
Gymnasien zu genehmigen.