Märkische Allgemeine 05.11.07
CAROLIN SCHULZE
KLEINMACHNOW Türme werden bekanntlich aus stabilen Materialien wie Holz, Stein
oder auch Stahl konstruiert. Stehen für den Bau jedoch lediglich Bleistifte,
Papier und Wattebäusche zur Verfügung, ist vor allem die Geschicklichkeit und
das Vorstellungsvermögen des Architekten gefragt. Solchen und anderen kuriosen
Aufgaben stellten sich am Samstag etwa 140 Schüler aus Mittelmark, Potsdam und
Berlin im Kleinmachnower Weinberg-Gymnasium, um sich für den internationalen
Kreativitätswettbewerb "Odyssey of the Mind" vorzubereiten.
"Heute üben sich die Kinder in den sogenannten Spontanproblemen, die einen
Teil des Wettstreits bilden. Bei diesen Aufgaben erfahren die Teilnehmer erst
vor Ort, was zu tun ist", sagte Anja Stiebert, Sprecherin bei Germany
International, dem Organisator des Wettbewerbs in Deutschland.
Improvisation war also gefragt. So auch von Armin Otto, Schüler am
Ernst-Haeckel-Gymnasium in Werder. Bei seiner ersten Erfahrung auf der
"Irrfahrt im Geiste" erhielten der Achtklässler und seine Mannschaft
den Auftrag, Instrumente aus haushaltsüblichen Dingen wie Backpapier, Reis oder
Glasmurmeln zu fertigen. "Mein Endergebnis bestand aus einem Pappbecher
mit Gummi bespannt, das man zupfen konnte", erläuterte der 13-Jährige.
Ein verbales Spontanproblem hatten dagegen Pauline Janßen vom
Weinberg-Gymnasium und ihre Teamkollegen zu bewältigen. Als die 12-Jährige an
der Reihe war, sagte sie schnell: "Ein Geist hat meine Hausaufgaben
gefressen und der Hund hat sie dann wieder ausgespuckt." Ihr Teamkollege
dagegen bemerkte: "Bäume können auch in der Oper singen, wenn sie einen
Vogel im Kopf haben." Je kreativer und ausgefallener der erste Satzteil
mit einer weiteren Aussage verbunden wurde, desto mehr Punkte gab es von den
Schiedsrichtern.
Während die Schüler nur wenige Minuten für die Erfüllung der Spontanaufgaben
haben, wird an den Langzeitproblemen im Rahmen von "Odyssey of the Mind"
mehrere Monate getüftelt und gefeilt. "Zum Schluss präsentieren die
Teilnehmer ihre Lösung in einem achtminütigen Theaterstück", so Anja Stiebert.
Armin hat sich für die Aufgabe "Die Exzentriker" entschieden, bei dem
seine Mannschaft auf humorvolle Weise eine Gruppe von Außenseitern porträtieren
muss, die schließlich doch noch zu Ruhm und Ehre gelangen. "Auf die
Aufführung freue ich mich schon, da ich bereits in einer Schul-AG Theater
spiele", sagte der 13-Jährige.
Mit der Frage "Was könnte den Dinosauriern passiert sein?" möchte
sich dagegen Pauline beschäftigen. "Dazu ist mir gleich etwas
eingefallen", verriet die Siebtklässlerin. Die Ergebnisse der einzelnen
Gruppen werden zunächst beim Deutschlandfinale im März präsentiert. Wer dort in
seiner Altersklasse gewinnt, darf im Sommer die Reise über den großen Teich
antreten. "Die World Finals finden immer in den USA statt, in diesem
Schuljahr in Maryland", so Stiebert. Mehr als 30 Länder weltweit nehmen an
der kreativen Irrfahrt teil.
Bei dem Wettbewerb geht es nicht darum, wissenschaftliche Kenntnisse zu
vermitteln. Vielmehr sollen Kreativität, Teamgeist und Selbstbewusstsein der
Teilnehmer gefördert werden, sagte Stiebert.